Die Akte
die Knie herabhängen lassen, und dann war sie mit ihren Freundinnen herumgeschlendert, sicher in dem Bewusstsein, dass ihr niemand das Wasser reichen konnte. Ihr Vater war ihr Freund. Um die Zeit, als sie mit der High School fertig war, stand ihr der Inhalt seines Kleiderschranks zur freien Verfügung, solange alles gewaschen und gebügelt und ordentlich wieder aufgehängt wurde. Sie konnte noch immer das Grey Flannel riechen, das er täglich benutzt hatte.
Wenn er noch lebte, wäre er vier Jahre älter als Thomas Callahan. Ihre Mutter hatte wieder geheiratet und war nach Boise gezogen. Darby hatte einen Bruder in Deutschland. Die drei hatten nur selten miteinander geredet. Ihr Vater war das Bindeglied in einer widerborstigen Familie gewesen, und sein Tod hatte sie auseinandergerissen.
Zwanzig weitere Menschen waren bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, und noch bevor die Vorbereitungen für die Beisetzung getroffen waren, standen die Anwälte vor der Tür. Es war ihre erste echte Begegnung mit der Welt der Juristen, und sie war nicht erfreulich. Der Familienanwalt war ein Immobilienmann, der nicht wusste, wie man einen Prozess führt. Ein gerissener Schadenersatzanwalt machte sich an ihren Bruder heran und überredete die Familie, schnell zu klagen. Er hieß Herschel, und zwei Jahre lang litt die Familie, während Herschel sie hinhielt und log und den Fall in die Binsen gehen ließ. Eine Woche vor dem Prozess einigten sie sich auf eine halbe Million, nach Abzug des Schnitts, den Herschel gemacht hatte, und Darby bekam hunderttausend.
Sie beschloss, Anwältin zu werden. Wenn ein Clown wie Herschel es schaffen und Geld scheffeln konnte, indem er die Gesellschaft kaputtmachte, dann konnte sie es auch, zu edleren Zwecken. Sie musste oft an Herschel denken. Wenn sie ihr Anwaltsexamen bestanden hatte, würde sie ihre erste Anklage gegen ihn vorbringen, wegen strafbaren Verhaltens im Amt. Sie wollte für eine Umweltkanzlei arbeiten. Einen Job zu finden, das wusste sie, war kein Problem.
Die Hunderttausend waren unangebrochen. Der neue Ehemann ihrer Mutter war Manager in einer Papierfabrik, etwas älter und wesentlich reicher, und kurz nach ihrer Heirat teilte sie ihren Anteil an der Abfindung zwischen Darby und ihrem Bruder auf. Sie sagte, das Geld erinnere sie an ihren toten Mann, und die Geste wäre symbolisch. Obwohl sie Darbys Vater immer noch liebte, hätte sie doch ein neues Leben in einer neuen Stadt mit einem neuen Mann, der sich in fünf Jahren mit einem Haufen Geld ins Privatleben zurückziehen würde. Darby begriff nicht recht, was es mit der symbolischen Geste auf sich hatte, aber sie wusste sie zu würdigen und nahm das Geld.
Die Hunderttausend hatten sich verdoppelt. Sie legte den größten Teil davon in Investmentfonds an, aber nur solchen ohne Anteile von chemischen und Erdölfirmen. Sie fuhr einen Accord und lebte bescheiden. Ihre Garderobe war die übliche Kluft der Jurastudenten, die sie in Discountläden kaufte. Sie und Callahan aßen in den besseren Restaurants der Stadt, aber nie zweimal im selben Lokal. Und immer auf getrennte Rechnung.
Geld war ihm ziemlich gleichgültig, und er drang nie in sie, um Genaueres zu erfahren. Sie hatte mehr als die meisten ihrer Kommilitonen, aber in Tulane gab es auch etliche reiche Studenten.
Sie gingen einen Monat lang zusammen aus, bevor sie miteinander schliefen. Sie legte die Grundregeln fest, und er erklärte sich sofort damit einverstanden. Es würde keine anderen Frauen geben. Sie würden sehr diskret sein. Und er musste aufhören, so viel zu trinken.
An die ersten beiden hielt er sich, aber das Trinken ging weiter. Sein Vater, sein Großvater und seine Brüder waren starke Trinker, und es wurde gewissermaßen von ihm erwartet. Aber zum ersten Mal in seinem Leben war Thomas Callahan verliebt, bis über beide Ohren verliebt, und er kannte den Punkt, an dem der Scotch und seine Geliebte sich ins Gehege kamen. Er war vorsichtig. Mit Ausnahme der vergangenen Woche, unter dem Trauma des Todes von Rosenberg, trank er nie vor fünf Uhr nachmittags. Wenn sie zusammen waren, verzichtete er auf den Chivas, sobald er nicht mehr ganz nüchtern war, und fürchtete, dass er seine Potenz beeinträchtigen könnte.
Es war amüsant zu beobachten, wie ein Mann von fünfundvierzig sich zum ersten Mal verliebte. Er bemühte sich um einen gewissen Grad von Gelassenheit, aber in ihren privaten kleinen Momenten konnte er albern sein wie ein Schuljunge.
Sie küsste ihn
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