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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Stirn und schloss die Augen; dann schaute er den Präsidenten an, als wollte er sagen: »Schlimme Neuigkeiten, Chef. Wirklich schlimme.« Der Präsident hielt einen Brief in der Hand und musterte Coal über seine Lesebrille hinweg. Dass Coal auf diese Weise herumwanderte, als wäre er der Führer, irritierte ihn, und er nahm sich vor, das gelegentlich zur Sprache zu bringen.
    Coal knallte den Hörer auf die Gabel.
    »Knallen Sie nicht mit den verdammten Telefonen herum!« sagte der Präsident.
    Coal zuckte mit keiner Wimper. »Entschuldigung. Das war Zikman. Vor einer halben Stunde hat Gray Grantham bei ihm angerufen und ihn gefragt, ob er irgend etwas über die Pelikan-Akte wüsste.«
    »Wundervoll. Grandios. Wie ist er an eine Kopie davon gekommen?«
    Coal wanderte immer noch hin und her. »Zikman weiß nichts davon, seine Unwissenheit war also echt.«
    »Seine Unwissenheit ist immer echt. Er ist der blödeste Kerl in meinem Stab, Fletcher, und ich will, dass er verschwindet.«
    »Wie Sie wünschen.« Coal ließ sich in einem Sessel vor dem Schreibtisch nieder und legte die Fingerspitzen unter dem Kinn gegeneinander. Er war tief in Gedanken versunken, und der Präsident versuchte, ihn zu ignorieren. Beide dachten einen Moment lang nach.
    »Hat Voyles es durchsickern lassen?« fragte der Präsident schließlich.
    »Vielleicht, wenn überhaupt etwas durchgesickert ist. Grantham ist dafür bekannt, dass er gern blufft. Wir können nicht sicher sein, dass er die Akte gesehen hat. Vielleicht hat er nur davon gehört und versucht jetzt, mehr zu erfahren.«
    »Vielleicht, vielleicht. Was ist, wenn sie irgendeine verrückte Story über dieses verdammte Ding bringen? Was dann?« Der Präsident stemmte die Hände auf den Schreibtisch und stand auf. »Was dann, Fletcher? Diese Zeitung hasst mich!« Er starrte zum Fenster hinaus.
    »Sie können sie nicht bringen ohne eine andere Quelle, und eine andere Quelle kann es nicht geben, weil nichts dahintersteckt. Es ist nichts als eine verrückte Idee, der wesentlich mehr Beachtung geschenkt wird, als sie verdient.«
    Der Präsident gab sich eine Weile seiner schlechten Laune hin und starrte durch das Glas. »Wie hat Grantham überhaupt davon erfahren?«
    Coal stand auf und wanderte wieder herum, aber jetzt wesentlich langsamer. Er dachte immer noch angestrengt nach. »Keine Ahnung. Außer Ihnen und mir weiß hier niemand darüber Bescheid. Wir bekamen ein Exemplar, und das ist in meinem Büro eingeschlossen. Ich habe eigenhändig eine Kopie gemacht und sie Gminski gegeben. Ich habe ihn zur Geheimhaltung verpflichtet.«
    Der Präsident schnaubte das Fens ter an.
    Coal fuhr fort. »Okay, Sie haben recht. Inzwischen könnten tausend Kopien im Umlauf sein. Aber es ist harmlos, es sei denn, unser Freund hätte diese schmutzigen Dinge tatsächlich getan, dann...«
    »Dann sitze ich ganz tief in der Tinte.«
    »Ja. Ich würde sagen, dann sitzen wir beide ganz tief in der Tinte.«
    »Wieviel Geld haben wir genommen?«
    »Millionen, direkt und indirekt.« Und legal und illegal. Der Präsident hatte kaum eine Ahnung von diesen Transaktionen, und Coal zog es vor, ihn im Ungewissen zu la ssen.
    Der Präsident ging langsam zur Couch. »Weshalb rufen Sie Grantham nicht an? Versuchen Sie herauszubekommen, was er weiß. Wenn er blufft, ist die Sache klar. Was meinen Sie?«
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Sie haben doch schon öfters mit ihm gesprochen. Jeder kennt Grantham.«
    Jetzt wanderte Coal hinter der Couch herum. »Ja. Ich habe schon öfters mit ihm gesprochen. Aber wenn ich jetzt plötzlich aus dem Nirgendwo anrufe, wird das seinen Argwohn erregen.«
    »Ja, da könnten Sie recht haben.« Der Präsident stand an einem Ende der Couch, Coal am anderen.
    »Was ist die Kehrseite der Medaille?« fragte der Präsident schließlich.
    »Unser Freund könnte dahinterstecken. Sie haben Voyles aufgefordert, die Finger von unserem Freund zu lassen. Unser Freund könnte von der Presse bloßgestellt werden. Voyles könnte sich aus der Affäre ziehen und erklären, Sie hätten ihn aufgefordert, anderen Verdächtigen nachzujagen und unseren Freund zu ignorieren. Die Post könnte sich mit einem weiteren Vertuschungsskandal überschlagen. Und die Wiederwahl könnten wir vergessen.«
    »Sonst noch was?«
    Coal dachte einen Augenblick nach. »Ja. Das ist alles an den Haaren herbeigezogen. Die Akte ist ein Phantasiegebilde. Grantham wird nichts finden, und ich komme zu spät zu einer Besprechung.« Er ging zur

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