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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ruhig bleiben.
    Sie hielt sich ein Kochbuch vor die Augen und lugte darüber hinweg. Er hatte graues Haar und eine dunkle Haut. Die Augen waren hinter einer Sonnenbrille versteckt. Er zappelte und wirkte gereizt, so, wie er sich am Telefon angehört hatte. Er ließ die Zeitung von einer Hand in die andere wandern, trat von einem Fuß auf den anderen und schaute sich nervös um.
    Er war okay. Ihr gefiel, was sie sah. Er hatte etwas Verletzliches, Nicht-Profihaftes an sich, das darauf hindeutete, dass auch er Angst hatte.
    Nach fünf Minuten ging er, wie sie es verlangt hatte, durch die Tür und begab sich in die rechte hintere Ecke des Geschäfts.
    Khamel war darauf trainiert, den Tod willkommen zu heißen. Er war ihm viele Male sehr nahe gewesen, hatte sich aber nie vor ihm gefürchtet. Und nach dreißig Jahren, in denen er ihn ständig erwartet hatte, gab es nichts, absolut nichts, das ihn nervös machen konnte. Beim Sex geriet er in eine gewisse Erregung, aber das war auch alles. Das Zappeln war eine Schau. Die unruhigen kleinen Bewegungen waren gewollt. Er hatte Konfrontationen mit Männern überlebt, die fast so talentiert gewesen waren wie er, und dieses kleine Rendezvous mit einem verzweifelten Kind würde bestimmt ein Kinderspiel sein. Er schaute sich die Safarijacken an und versuchte, nervös zu wirken.
    Er hatte ein Taschentuch bei sich, weil er sich plötzlich so stark erkältet hatte, dass seine Stimme ein bisschen dumpf und rau klang. Er hatte sich die Aufzeichnung hundertmal angehört, und er war sicher, dass er den Tonfall und den Rhythmus und den leichten Akzent des Mittelwestens hatte. Aber Verheeks Stimme war etwas nasaler, deshalb das Taschentuch für die Erkältung.
    Es fiel ihm schwer, zuzulassen, dass jemand sich ihm von hinten näherte, aber er wusste, dass er es tun musste. Sie war hinter ihm, aber ganz nahe, als sie »Gavin« sagte.
    Er fuhr schnell herum. Sie hatte einen weißen Panamahut in der Hand und sprach zu ihm. »Darby«, sagte er und zog das Taschentuch für ein vorgetäuschtes Niesen. Ihr Haar war goldfarben und kürzer als seines. Er nieste und hustete. »Wir sollten von hier verschwinden«, sagte er. »Diese Idee gefallt mir nicht.«
    Darby gefiel sie auch nicht. Es war Montag, und ihre Kommilitonen büffelten oder saßen in ihren Vorlesungen, und sie war hier, getarnt bis zum Gehtnichtmehr, und spielte eine Mantel- und Degenkomödie mit einem Mann, der sie das Leben kosten konnte. »Tun Sie einfach, was ich sage, okay. Wo haben Sie sich so erkältet?«
    Er nieste in sein Taschentuch und sprach so leise wie möglich. Es hörte sich gequält an. »Gestern abend. Habe die Klimaanlage zu kühl eingestellt. Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
    »Folgen Sie mir.« Sie verließen das Geschäft. Darby nahm seine Hand, und sie gingen rasch eine Treppe hinunter, die zur Promenade führte.
    »Haben Sie sie gesehen?« fragte er.
    »Nein. Bisher noch nicht. Aber ich bin sicher, dass sie in der Nähe sind.«
    »Wohin zum Teufel gehen wir?« Die Stimme war kratzig. Sie waren auf der Promenade, fast joggend, und redeten, ohne sich anzusehen. »Kommen Sie einfach mit.«
    »Sie laufen zu schnell, Darby. Wir fallen auf. Langsamer. Das ist doch verrückt. Lassen Sie mich einen Anruf machen, dann kann uns nichts mehr passieren. In zehn Minuten kann ich drei Agenten hier haben.« Er hörte sich gut an. Es funktionierte. Sie hielten sich an den Händen und rannten um ihr Leben. »Nein.« Sie wurde langsamer. Die Promenade wimmelte von Leuten, und am Laufsteg der Bayou Queen, einem Raddampfer, hatte sich eine Schlange gebildet. Sie hielten am Ende der Schlange an.
    »Was zum Teufel soll das?« fragte er.
    »Müssen Sie über alles und jedes nörgeln?« flüsterte sie beinahe.
    »Ja. Vor allem über Blödsinn, und das hier ist ausgemachter Blödsinn. Wollen wir auf dieses Schiff?«
    »Ja.«
    »Weshalb?« Er nieste wieder, dann hustete er heftig. Er hätte sie gleich jetzt mit einer Hand erledigen können, aber überall waren Leute. Leute vor ihnen, Leute hinter ihnen. Er legte großen Wert auf saubere Arbeit, und an diesem Ort würde es ein schmutziges Geschäft sein. Geh mit ihr an Bord, spiel noch ein paar Minuten lang mit, sieh zu, was passiert. Er würde dafür sorgen, dass sie mit aufs Oberdeck kam, sie umbringen, in den Fluss werfen und dann losschreien. Schon wieder so ein grauenhafter Unfall. Das konnte funktionieren. Wenn nicht, würde er sich eben gedulden. In einer Stunde würde sie auf

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