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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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rumorte in ihr. Warum hatte sie ihn jemals verteidigt?
    »Warum hat man mich in die Vandaariff-Gruft gebracht?«
    »Ich nehme an, weil sie abgelegen und leicht zu überwachen ist.«
    Miss Temple wusste, dass das nicht stimmte, und beschimpfte sich selbst dafür, nicht jeden Zentimeter des Ortes untersucht zu haben. Aber es gab anscheinend auch nichts zu finden – der Comte hatte in diesem Bauwerk wenig von sich preisgegeben. Wenn das wahre Ischtar-Tor tatsächlich blaue Kacheln hatte, würde die vom Comte verbesserte künstlerische Variante aus Kohle bestehen und blutrot gestrichen sein.
    »Wohin fahren wir?«
    »Nirgendwohin, solange ich nicht ganz sicher bin, dass uns niemand folgt …«
    Pfaff presste sein Gesicht ans Fenster. Miss Temple rutschte auf die andere Seite. Sie kannte die Straßen nicht.
    »Gab es heute eine zweite Explosion? Bei der Schifffahrtsbehörde?«
    »Es gab überall Explosionen.« Pfaff spähte zerstreut hinaus. »Schreckliches Zeug.«
    »Die Explosionen sind Vandaariffs Werk – um Unruhe zu stiften. Wer weiß, was er als Nächstes vorhat, während Sie unsere Zeit verschwenden. Tun Sie es?«
    Pfaff schloss den Vorhang. »Tue ich was?«
    »Wissen, wo er ist!«
    »Nein, Miss.«
    »Und Sie lächeln auch noch, während Sie das sagen! Von all den idiotischen …« Miss Temples Tirade wurde von einem kräftigen Klopfen an die Kutsche unterbrochen. »Was war das?«
    Das Fenster neben ihrem Kopf wurde von einem faustgroßen Ziegelbrocken zerschmettert. Sie schrie auf und wich dem umherfliegenden Glas aus. Zum Glück blieb das meiste im Vorhang hängen.
    »Vielleicht legen Sie sich besser hin«, empfahl Pfaff.
    Rufe erschollen um die Kutsche herum, und Miss Temple erinnerte sich an die Gesichter auf dem Pier von Raaxfall. Ihr Kutscher ließ die Peitsche knallen. Die Kutsche schoss davon, und die Rufe verhallten. Pfaff klatschte in die Hände.
    »Das sollte sie abschütteln.«
    Ein hohes Wiehern gequälter Pferde hinter ihnen veranlasste Miss Temple dazu, durch das zerbrochene Fenster zu spähen. Ein wütender Mob hatte eine andere Kutsche umzingelt. Die Explosionen hatten den Unmut von Raaxfall in die Stadt getragen – und Pfaff hatte die Unzufriedenheit ausgenutzt, um die Verfolger abzuschütteln. Wer wusste, wie knapp sie selbst davongekom men waren? Wenn der Kutscher verletzt worden wäre oder ein Kutschrad gebrochen wäre … sie war entsetzt über so viel Rücksichtslosigkeit.
    »Wohin fahren wir denn nun?«, verlangte sie zu wissen.
    Pfaff lachte laut. »Wohin wohl, kleine Miss? Nach Hause.«
    Pfaff schwieg, und Miss Temple fragte nichts weiter. Rogers Notizbuch lag auf ihrem Schoß, aber sie verspürte nicht das Bedürfnis, es zu öffnen, bevor sie nicht allein und unbeobachtet war. Auch wenn es vielleicht brauchbare Informationen enthalten mochte, traute sie ihren eigenen Reaktionen nicht. Was, wenn es schmeichlerisches Lob für Caroline Stearnes Fußknöchel oder ihre opalisierende Haut gab? Opalisierend war genau das Wort, das Roger benutzt hätte.
    Sie erreichten das Hotel Boniface. Sie hielt das Notizbuch beim Aussteigen fest umklammert und ignorierte Pfaffs ausgestreckte Hand. Sie überlegte, ob sie nach den Hoteldienern rufen sollte, kannte ihr derzeitiges Verhältnis zum Hotel oder zum Gesetz jedoch nicht genau, und jeder weitere Skandal würde es der Hotelleitung womöglich erlauben, sie schließlich doch noch hinauszuwerfen. Stattdessen ging sie zur Rezeption und fragte nach Nachrichten. Es gab keine, aber aufgrund ihrer Nachfrage bemerkte der Angestellte die Brandlöcher in ihrem Kleid und ihren bandagierten Arm.
    »Sie sehen, was mir widerfahren ist.« Miss Temple schluckte tapfer. »St. Isobel’s Square … Ich kann nicht darüber sprechen.« Das Misstrauen des Angestellten verwandelte sich in gefühlvolle Anteilnahme. Zumindest vorläufig hatte Miss Temple jede Form von Missbilligung abgewehrt.
    »Sehr gut!« Pfaff kicherte, während sie die Treppe hinaufstiegen. Doch Miss Temple stellte fest, dass sie tatsächlich verstört war – und nicht dazu in der Lage, über das zu sprechen, was sie auf dem Platz und im Zollhaus gesehen hatte. Sie hatte keinerlei Erfahrung, die ihr geholfen hätte, ein solches Gemetzel zu verarbeiten. Ihre Augen brannten. Warum sollte sie ausgerechnet jetzt, wo sie über weiche Teppiche schritt, schwach werden? Sie beschleunigte ihren Schritt, um Pfaff voraus zu bleiben.
    »Geht es Ihnen gut?«
    »Mein Arm tut weh.« Sie hatten die Tür erreicht. Pfaff

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