Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
alles zum Einsatz bringen kann, ohne Ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Ob ich es tue oder nicht, ist Ihre Entscheidung.«
»Sie werden mir also nicht aus Rache die Zähne einschlagen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil ich weiß, was Sie erwartet, Kardinal Chang. Das ist Rache genug.«
Er wurde an einen Stuhl gefesselt. Anschließend ging Foison zur Tür und winkte die Grünmäntel hinaus. »Ich komme gleich wieder – Mr. Harcourt ist trotz seiner Fehler voller Tatendrang und muss aufgehalten werden. Sie können nicht fliehen – und wenn Ihnen das Leben der jungen Frau etwas bedeutet, werden Sie es auch nicht versuchen.«
Die Tür fiel ins Schloss, und im Raum wurde es still, abgesehen von Phelps’ angestrengtem Keuchen. Chang wusste, dass nur wenig Zeit blieb. Er schnippte mit den Fingern.
»Phelps! Wachen Sie auf! Phelps!«
Phelps hob mühsam den Kopf, und das offene Auge blickte hilflos und entschuldigend. War er überhaupt bei Verstand?
»Ihr Freund lebt«, sagte Chang.
Phelps schluckte und blinzelte. »Freund?«
»Der mit Ihnen gefangen genommen wurde. Er ist am Leben und frei.«
»Lieber Gott. Dem Himmel sei Dank.« Phelps warf einen vorsichtigen Blick zur Tür. »Der Doktor?«
»Keine Sorge. Aber wir haben wenig Zeit …«
»Nein.« Phelps schüttelte den Kopf. »Nein – es tut mir so leid –, bin so beschämt.«
Chang senkte die Stimme. »Sie hatten keine Wahl. Die hat keiner. Hören Sie mir zu – ich muss wissen, was Sie gesagt haben …«
Doch Phelps hörte nicht zu, sondern war damit beschäftigt, Worte zu bilden. »Ich wusste es nicht – Sie müssen mir glauben, Chang, ich hatte keine Ahnung. Ein Fehler von Anfang an …«
Tränen liefen durch das Blut auf Phelps’ zitterndem Gesicht. »Die ganze Zeit hatte ich mich als gebessert betrachtet …«
»Sie waren verpflichtet, uns gefangen zu nehmen …«
»Aber wer bin ich, Chang? Wie viele habe ich verraten? Habe ich das die ganze Zeit über getan?«
»Was getan?«
»Alles verraten?«
»Was haben Sie ihnen erzählt?«
»Ich weiß es nicht!«
Chang zwang sich, ruhig zu bleiben. »Phelps, die knöpfen sich gleich mich vor – wir sind beide dem Untergang geweiht, wenn ich Ihnen widerspreche …«
»Meine Seele hat man mir bereits genommen.«
Der Mann war nicht zu gebrauchen. Chang änderte seine Taktik. »Haben Sie Celeste Temple gesehen? Sie soll ausgetauscht werden – haben Sie sie gesehen? Haben Sie von ihr gesprochen? Ist sie hier?«
Phelps schüttelte den Kopf. »Nichts gehört. Nichts gesehen. Wenn das Mädchen hier ist …«
»Was? Was?«
»… sie ist bereits verbraucht.«
Die Tür ging auf. Phelps zuckte bei dem Geräusch zusammen und begann zu brabbeln: »Ich versichere Ihnen – um Gottes willen –, wir haben nicht geredet.«
Foison lächelte bedauernd. »Natürlich nicht. Trotzdem, man versucht sein Bestes.« Er nahm einen dritten Stuhl, setzte sich Chang gegenüber, platzierte jedoch Phelps dazwischen.
»Kardinal. Erzählen Sie mir von der Contessa.«
»Gewiss. Sie behauptet, Italienerin zu sein, sie hat eine hübsche Figur, ihre Gewohnheiten sind ausgesprochen liederlich …«
Ein Messer tauchte in Foisons Hand auf, und er streckte den Arm aus, bis die Spitze in Mr. Phelps’ Ohrläppchen pikte. Phelps stöhnte, hielt jedoch still.
»Nein«, sagte Foison. »Mr. Phelps hat alles ausgeplaudert, zumindest bin ich davon überzeugt. Verstehen Sie? Ich verliere nichts, wenn ich mich seiner entledige.«
»Aber ich schon?«
»Das ist jedenfalls mein Eindruck. Fangen Sie mit dem Zollhaus an. Nach der Explosion – wie hat die Contessa Sie gefunden?«
»Ich habe sie gefunden.«
»Sie hat geschworen, Sie zu töten.«
»Und ich, sie zu töten. Es wurde zurückgestellt.«
» Wie haben Sie sie gefunden?«
»Ich habe Ihre Kutsche entdeckt und mir gewaltsam Zutritt verschafft.«
»Noch eine Lüge.«
Phelps stöhnte erneut, als ein hauchdünnes Rinnsal Blut auf seinem Ohrläppchen erschien. Während Chang zusah, sammelte sich Blut zu einem Tropfen, der wie ein Piratenohrring vom Ohrläppchen herabhing und dann auf Phelps’ Hemd tropfte. Chang hatte Foisons Bewegung kaum registriert.
»Kardinal?« Foison tippte mit dem Messer auf Phelps’ Schulter.
»Ich hatte eine Vermutung, wo sie sein könnte. Sie hatte sich im Palast versteckt, in der Hoffnung, so viele hochgestellte Höflinge wie möglich zu ihren Sklaven zu machen.«
»Wenn Sie Sophia von Strackenz meinen …«
»Ich meine Lady Axewith.«
Foison
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