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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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den Lampendocht auf kleinere Flamme und stülpte ein Glas darüber. »Ein Stück der alten Stadtmauer – ein Turm, der stehen gelassen wurde, um den Flussverkehr zu überwachen, und dann dazu genutzt, Sachen und Leute unterzubringen, deren eine Regierung nicht habhaft werden sollte. Ich habe durch den kürzlich verstorbenen Colonel Aspiche davon erfahren, der als Subalternoffizier darüber gestolpert ist. Sobald er im Palast diente, hat er den Schlüssel ausfindig gemacht … und jetzt habe ich es auf mich genommen, mich um den Schlüssel zu, äh, kümmern.«
    »Colonel Aspiche war schrecklich«, sagte Miss Temple.
    Phelps seufzte. »Ich bin sicher, dass er das für Sie war – wie ich wahrscheinlich auch. Ehrgeiz hat schon bessere Männer, und viel schlimmere, zu Affen gemacht.«
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte Miss Temple, die an einer weiteren Entschuldigung nicht interessiert war. »Die Krankheit des blauen Glases – ist es vorbei? Sind die Symptome verschwunden?«
    »Im Großen und Ganzen, wenn auch nicht ohne Folgen – ich glaube nicht, dass ich jemals wieder eine Nacht durchschlafen werde, ohne von ihr zu träumen, die meinen Geist verseucht hat. Wenn Doktor Svenson mir sein Leben verdankt, verdanke ich meine geistige Gesundheit ihm.«
    Svenson lächelte gezwungen und ließ sein silbernes Zigarettenetui aufschnappen. »Sie wollen wissen, was ich in den letzten Wochen getan habe, Celeste, abgesehen davon, meine Verletzungen zu kurieren. Haben Sie noch diese orangefarbenen Metallringe? Kardinal Chang hat mir ein paar in meine Taschen gesteckt – ich nehme an, er hat das Gleiche bei Ihnen getan.«
    Miss Temple errötete bei der Erinnerung daran, wie Changs Finger sie in das Dekolleté ihres Kleides geschoben hatten, denn es war zu einem Element ihrer intimen Fantasien geworden. Angesichts ihres Schweigens zögerte Svenson, fuhr dann jedoch fort: »Die Eigenschaften dieses orangefarbenen Minerals wirken denen des blauen Glases entgegen; dadurch ermöglichten es uns die Ringe, uns den Kräften von Mrs. Marchmoor zu widersetzen. Sie erinnern sich bestimmt an die Flüssigkeit, mit der wir Changs Verletzungen im Luftschiff behandelten. Es war mir gelungen, eine Art Tinktur aus meinem Vorrat an Ringen zu gewinnen. Primitiv, gewiss, doch sie hat das Gift in Mr. Phelps deutlich reduziert. Mit Zeit und den richtigen Instrumenten könnte ich mehr erreichen – und wenn ich die Zusammensetzung kennen würde, noch mehr.«
    Er kniete sich hin und betrachtete ihr Gesicht. »Die Glasfrau hat auch in Ihren Gedanken rumort. In der Fabrik wirkten Sie beinahe wie eine Schwindsüchtige …«
    Sie wich seinem Blick aus. »Ich lege seither großen Wert darauf, frisches Obst zu essen.«
    Svenson lächelte, und er schien ihre Wange berühren zu wollen, stand stattdessen jedoch auf. Sein Bart war dunkler als sein Haar und verlieh seinem markanten Kinn einen männlichen Ausdruck, den sie zuvor noch nicht an ihm bemerkt hatte. Wie er da in seinen Stiefeln und seiner derben Kleidung über ihr aufragte, verströmte der Doktor eine verwirrende Männlichkeit.
    Er starrte sie an. Natürlich tat er das – er war von Natur aus neugierig –, aber Miss Temple war nicht imstande zu antworten. Ihre Wangen brannten. Wie sollte sie ihm von Chang erzählen? Wie sollte sie über ihre verborgenen Bedürfnisse reden? Wie sollte sie die Verwirrung erklären, die sogar seine freundliche Hand in ihr auslöste?
    Die Stille wurde von Mr. Brine durchbrochen, der Svenson für seine Zigarette ein Streichholz anbot. Mr. Phelps brachte das Gespräch aufs Essen, als er aus einer Umhängetasche mehrere Fleischpasteten und eine grüne Flasche mit süßem Wein holte.
    Beim Essen erzählte Mr. Phelps von ihren Erlebnissen seit dem Vorfall im Wald von Parchfeldt. Sie hatten sich einer zerlump ten Gruppe fliehender Männer angeschlossen – Lakaien von Mrs. Marchmoor, die ihre Anwesenheit nicht hinterfragten – und schließlich St. Porte erreicht und einen Wundarzt für Svenson gefunden. Nach zwei Tagen auf einem Rollwagen hatten sie die Stadt und Rawsbarthe’ Zufluchtsort erreicht, wo der Doktor Fieber bekam. Phelps hatte es ein einziges Mal riskiert, ins Außenministerium zurückzukehren, nur um seine Büros geplündert und verlassen vorzufinden – wie die Büros sämtlicher höherer Bediensteter.
    »Wer ist Befehlshaber?«, fragte Miss Temple.
    »Der Außenminister, Lord Mazeby, ist noch am Leben, kämpft aber mit Demenz – demzufolge hat leider der

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