Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
nicht. Sie haben nur nicht mehr, was ich will.«
»Ich habe nicht mehr dasselbe.«
Chang ließ das durchgehen; dafür war jetzt keine Zeit. »Sagen Sie mir, was Sie mit Schoepfil vorhaben.«
Sie lächelte ihn an. »Wer ist das?«
»Sind Sie so zuversichtlich?«, fragte Chang. »Man hat Sie in eine Grube geworfen und gerettet, obwohl das fast unmöglich schien.«
»Genau deshalb …«
»Genau deshalb sollte Ihnen klar sein, dass Ihr Feind so stark wie immer ist – nein, noch viel stärker, mit einem ungeheuren Vermögen, das seine Sicherheit gewährleistet. Er sucht nach Ihnen, gerade in diesem Moment. Ihre Genesung macht Sie zu einem besonders seltenen Exemplar, das es wert ist, in Alkohol eingelegt zu werden, nach der Sektion.«
»Nehmen Sie ihn an die Kandare«, flüsterte Mr. Kelling Mahmoud zu. »Er ist wichtig für die Pläne von Lord Vandaariff!«
Chang schlug mit dem Stockknauf auf eine Kiste, direkt neben Kellings Hand. Kelling riss die Hand in seinen Schoß.
»Bronque und Schoepfil haben heute das Old Palace geplündert«, sagte Chang. »Michel Gorine ist keine zwei Wagen entfernt. Ihm wurde übel mitgespielt – er wird Sie gern über Ihren Fehler informieren.«
Mahmoud wollte aufstehen, aber Mrs. Kraft legte lediglich den Kopf schief. »Ich teile Michels Meinung nicht und habe es auch nie getan.«
»Wie haben Sie Schoepfil überredet?«, fragte Chang. »Was wissen Sie über den Comte?«
»Vandaariff ist unser Feind, Kardinal, und Sie brauchen meine Hilfe wie eh und je. Jeder Mann hat Angst vor der Liebe. Was man liebt, ändert sich vielleicht. Aber wenn Sie nach wie vor lieben, ist Ihre Angst noch da.«
»Wo ist Michel?«, fragte Mahmoud. »Wie schwer ist er ver letzt?«
Chang beugte sich dicht zu Mrs. Kraft hinunter. »Ich habe es dutzende Male erlebt. Leute, die glauben, diese Arena betreten zu können und unversehrt zu bleiben.«
»Aber ich glaube das nicht «, erwiderte Madeleine Kraft. »Und ich bin nicht unversehrt – genauso wenig wie Sie. Lord Vandaariffs eigene Uhr tickt.«
Chang hielt sich gewaltsam zurück, ihr ins Gesicht zu schlagen. Als er aufblickte – als er wieder Herr seines Zorns war –, sah er, dass Mahmoud aufgestanden war und die Waffe in der Hand hielt.
»Ich habe sie sterben sehen«, sagte Chang zu ihnen beiden. »Ich habe Angeliques Gedanken gelesen. Sie haben sie ihm überlassen. Wenn Sie glauben, dass ich Ihnen das nicht übel nehme – dass ich es vergesse –, dann täuschen Sie sich. Und was auch in Harschmort geschieht – wenn Sie glauben, dass ich auch nur einen Finger krümmen werde, um ihre abgebrühten Seelen zu retten, dann sind Sie auf dem Holzweg.«
Chang wandte sich zur Tür, fuhr dann herum und schlug Mahmoud die Waffe aus der Hand. Der dunkelhäutige Mann umklammerte sein Handgelenk.
»Ich habe das getan«, flüsterte Chang. »Ich weiß. Das war Ihre Chance. Sie ist verspielt.«
Als Chang das Abteil verließ, sprang er wieder neben die Glastür, doch es fiel kein Schuss. Pfaff lächelte über Changs scheinbar unnützes Manöver.
»Mrs. Kraft rechnet mit so einem schlauen Kerl. Nun ja, sie wird ziemlich bald wieder tot sein. Und wir auch, wenn wir nicht verschwinden. Kommen Sie.«
Pfaff zog sich ans Gangende zurück. Dort sprang er über die Kupplung zu dem kleinen Bremswagen. In einer Ecke saß auf einer Kiste vornüber geneigt ein Bursche in einem Overall, dessen dünnes ergrauendes Haar an das verfaulte Stroh vom letzten Jahr erinnerte.
Da die Kupplung des Bremswagens sie vom letzten Waggon trennte, konnten sie unmöglich belauscht werden.
»Das ist Downie«, sagte Pfaff, »ein alter Freund, der mir den unberechtigten Zugang ermöglicht.« Downie schien ihn nicht zu hören. »Das ist Kardinal Chang. Verärgere ihn nicht, er ist ein harter Knochen.«
Downie blinzelte mit stumpfen Augen und schluckte. Ein Opiumesser.
»Wir sind gleich in Packington«, sagte Chang. »Der Zug wird von Soldaten nur so wimmeln.«
»Das tut er bereits, im vorderen Teil.«
»Wie lautet Ihr Auftrag, Jack? Sie haben etwas von Anweisungen gesagt.«
»Und das Vertrauen eines Kunden missbrauchen?« Bevor Chang näher kommen konnte, schüttelte Pfaff den Kopf. »Sie haben keinen Funken Humor.«
»Sie haben ihr Geld genommen. Haben Ihre Pflichten verletzt.«
»Pflichten . Sie haben keine Ahnung, was ich getan habe, und sie auch nicht.« Pfaffs Augen leuchteten. »Und sie ebenfalls nicht.«
»Sie sind ein Idiot, diese beiden Frauen zu verärgern, Jack. Und Sie
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