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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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breiten Kluft zum Rohr.
    Der Soldat, dessen rasierter Schädel grün glänzte, zog sich hoch und entdeckte sie. Er zielte mit einer Pistole auf Changs Rücken, doch der Hammer klickte, ohne dass sich ein Schuss löste – die chemische Flüssigkeit hatte etwas mit der Ladung gemacht. Er versuchte es erneut, während weitere Köpfe am Lukenrand auftauchten, warf die Schusswaffe dann weg und zog ein Messer. Miss Temple war in das Rohr geschlüpft, aber Svenson stand reglos da.
    »Es ist wie die Gangway eines Schiffs!«, rief Chang.
    »Ich hasse Gangways!« Trotzdem stürzte der Doktor los. Drei mutige und storchenhafte Schritte, und er hatte es geschafft, und Miss Temple fing ihn am Arm auf.
    Chang zückte eines von Foisons Messern. Der glatzköpfige Soldat hatte die Leiter erreicht. Chang überlegte, ob er das Messer werfen sollte, aber er hatte nicht Foisons Geschick. Neben der Luke standen zwei weitere Männer, deren Pistolen vergeblich klickten. Chang ignorierte sie und wartete auf den kahlen Soldaten, der mit einer Hand kletterte und in der anderen das lange Messer nach oben gerichtet hielt. Die grüne Flüssigkeit hatte seine Uniform gelb verfärbt, und die Nähte seines Jackenärmels platzten unter der Anspannung seiner Arme. Chang täuschte einen Angriff auf sein Gesicht vor, der aggressiv pariert wurde – aber Chang suchte lediglich Kontakt mit der Klinge. Geschickt drehte er sein Handgelenk so, dass die silberne Spitze von Foisons Messer an der Hand des Soldaten entlangfuhr und ihm einen tiefen Schnitt zufügte.
    Der Mann ließ das Messer fallen. Chang schlug ihm mit der Faust auf die Nase, der Soldat verlor den Halt und rutschte die Sprossen hinab. Flink wie eine Katze huschte Chang am Beckenrand entlang und war verschwunden.
    Die anderen warteten in der Röhre. Er rief ihnen zu, sie sollten weiterkriechen, packte dann jedoch Svenson am Fuß und bat um eine Waffe. Er konnte sich nicht darauf verlassen, dass sämtliche Waffen ihrer Verfolger funktionsunfähig geworden waren. Svenson reichte ihm seinen Revolver. Chang kroch wild voran, drehte sich dann um und zielte auf den kleiner werdenden Lichtkreis zu seinen Füßen. Er gab vier donnernde Schüsse ab, schlitterte weiter – das Rohr war mit einer glitschigen Schicht bedeckt –, drehte sich dann noch einmal um und feuerte zwei weitere Male.
    Plötzlich machte das Rohr einen Knick, und Chang glitt erleichtert aus der direkten Schusslinie, und zwar gerade noch rechtzeitig, da das Metall hinter ihm vor Schüssen widerhallte. Er presste sich flach auf den Boden, aber die pfeifenden Querschläger blieben an der Biegung hängen. Er kroch weiter. Die Konstruktion des Rohrs veränderte sich – es zeigten sich Nähte, wo die einzelnen Stücke zusammengefügt worden waren. Chang zog Knie und Ellbogen an und schob sich vorwärts.
    Vom Becken ertönten weitere Schüsse, trafen jedoch nicht. Chang fürchtete sich vor dem anderen Ende ihres Fluchtwegs. Foisons Männer wussten bestimmt, wohin die Rohre führten, und vielleicht waren sie an Land schneller als sie, die wie Würmer vorankrochen. Plötzlich stieß Chang mit dem Gesicht gegen die schmierige Sohle von Doktor Svensons Stiefel. Er fluchte laut und spuckte aus, bevor er die geflüsterte Frage des Doktors vernahm: »Hören Sie das?«
    »Was?«
    »Das Wasser .«
    Chang lauschte. Natürlich … viel wirkungsvoller, als die Männer hinterherkriechen zu lassen, war es, wenn Foison einfach die Ventile öffnete. Er fragte sich, warum ihnen der Gedanke erst so spät gekommen war. Chang schlug Svenson auf den Fuß.
    »Weiter, so schnell wie möglich – wir können nicht zurück!«
    »Wir werden ertrinken!«
    »Und wenn wir umkehren, werden sie uns erschießen! Wir müssen fast durch sein!«
    Wie Krebse krabbelten sie vor einer drohenden Welle davon. Chang hörte Phelps’ Schrei, obwohl das Rauschen des Wassers bereits durch das Rohr hallte.
    »Ich bin da! Oh – die Kälte – oh, verdammt!«
    Das eisige schwarze Wasser verschlang sie. Chang benutzte die Schweißnähte wie Leitersprossen und zog sich daran gegen die Strömung weiter. Wieder stieß er gegen Svensons Stiefel und drängte den Doktor zur Eile. Der Druck in Changs Lunge verwandelte sich in Schmerz. Er spürte auch einen Druck in den Ohren, kroch aber weiter, und die Vorstellung, wie eine Ratte in einem Abflussrohr zu ertrinken, wurde unerträglich.
    Dann waren Svensons Füße auf einmal nicht mehr da, und Changs Finger fanden wie von selbst den Rand des

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