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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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»Wird beim Sprengen benutzt. Der Doktor hat erzählt, dass Sie eine brauchen.«
    Chang setzte die Brille auf. Die Gläser waren genauso dunkel wie seine, jedoch mit Leder eingefasst, um periphere Helligkeit auszuschließen. Er spürte bereits, wie sich seine Muskeln entspannten.
    »Nochmals vielen Dank. Ich war schon ganz verzweifelt.«
    Cunsher tippte sich an den Kopf. »Und Sie sind trocken. Was ist mit den anderen? Wir sollten nicht länger warten.«
    Doch Chang verlagerte kaum merklich sein Gewicht, sodass er zwischen Cunsher und der Tür stand. Der Mann nickte, als wäre das zu erwarten gewesen, und schob seine Hände in die Manteltaschen.
    »Sie kennen mich nicht. Diese Feinde sind stark – natürlich.«
    »Sie sind Phelps’ Mann.«
    Cunshers Gesicht zwischen dem breiten Hutband und dem noch breiteren Schnurrbart war gefurcht, und seine Augen waren so braun und so traurig wie die eines Hirschs. »Ich frage mich, ob Sie wie ich sind. Wir haben Geschichten – Geschichten, die wir nicht erzählen können. Ihr Ministerium hat Geschäfte geführt, wo ich gelebt habe, Geschäfte, die es mir rechtzeitig erlaubt haben … einen Standortwechsel vorzunehmen.«
    »Und seither haben Sie Phelps gedient? Und dem Ministerium?«
    »Nicht bei der jüngsten Aktion – die gegen Sie gerichtet war. Seinen Anteil daran hat mein Auftraggeber bitter bereut. Ansonsten jedoch ja. Ich war im Ausland.«
    »Mecklenburg?«
    »Wien. Bei meiner Rückkehr …«
    »War Phelps verschwunden.«
    »Was ist nicht verschwunden? Ihre ganze Nation. Man hat solchen Wandel schon woanders miterlebt.«
    »Weil ein Haufen Parasiten vom Brotlaib abgekratzt worden ist? Es könnte schlimmer kommen.«
    Cunsher zog ein Büschel Schnurrbarthaare zwischen die Zähne und kaute darauf herum. »Parasiten, ja. Hassen Sie die Unterdrücker, Kardinal Chang – da bin ich bei Ihnen. Aber fürchten Sie die Unterdrückten, vor allem wenn sie einen Funken Freiheit ergattern. Ihre Kräfte sind, wie soll ich sagen, ungeübt .«
    Cunsher griff in die Holzkiste und kam mit einer kleinen gesprungenen Teekanne in der Form eines Apfels wieder hervor.
    »Ich wollte Tee für die junge Dame machen«, sagte er verdrießlich. »Dafür scheint jetzt keine Zeit mehr zu sein.«
    Tief geduckt, als würde er einer Geruchsspur folgen, führte Cunsher sie zu einem ausgefahrenen Kutschweg und weiter zum Bahnhof von Du Conque.
    Während sie auf den Zug warteten, stand Miss Temple abseits unter dem Bahnhofsdach und blickte stirnrunzelnd auf einen verblassten Fahrplanaushang – ganz das unausstehliche Mädchen, das Chang und Svenson dazu gebracht hatte, auf dem Dach des Boniface einen Schwur zu leisten. Chang war verärgert darüber, dass sie abseitsstand. Erwartete sie etwa, dass er zu ihr ging, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen?
    Svenson sprach von der Notwendigkeit, den Zug nach Agenten aus Raaxfall zu durchsuchen, und Chang grunzte zustimmend. In Phelps’ Gegenwart konnte er kaum frei sprechen, obwohl die Veränderung in Svenson nicht zu übersehen war. Der Verlust hatte dem Doktor seine eigentliche Stärke genommen, sodass er jetzt zerbrechlich wirkte wie ein alter Mann. Beschämt darüber, es bisher noch nicht getan zu haben, fragte Chang wie beiläufig nach dem Datum. Phelps teilte ihm mit, es sei der achtundzwanzigste.
    Zwei Monate waren seit Angelique vergangen. Chang fragte sich, was aus ihr geworden wäre, wenn sie Miss Temples Privilegien gehabt hätte – und musste über seinen Gerechtigkeitssinn lachen. Eine Angelique aus guten Verhältnissen hätte seine Anwesenheit noch viel weniger toleriert.
    Schließlich kam der Zug. Als sich der Schaffner ihnen näherte, öffnete Miss Temple ihre Unterarmtasche und sagte spitz zu Phelps: »Ich nehme an, Sie haben selbst Geld für sich und Ihren Mann. Ich werde für den Doktor und Chang bezahlen.«
    Phelps tastete erbost in seiner Manteltasche nach einer Geldbörse mit nassen Scheinen. Miss Temple nahm ihre Fahrkarten entgegen und steckte sie zusammen mit dem Wechselgeld in die Unterarmtasche.
    »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, meine Liebe …«, setzte Svenson an, doch Chang hakte den Doktor unter und zog ihn aus dem Abteil.
    »Ihre Idee mit der Durchsuchung.«
    Sie hätten sich die Mühe sparen können. In fünf Waggons war niemand von der Xonck’schen Waffenfabrik. Am Ende des Zugs blieb Svenson stehen, um eine Zigarette zu rauchen.
    »Was unsere Rückkehr betrifft. Sie waren nicht in der Stadt. Wir täten gut daran, die

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