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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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entlang. Die vier Männer mieden es, einander anzuschauen, während sie der kleiner werdenden Gestalt nachblickten.
    »Wirklich toll gemacht«, murmelte Svenson.
    »Was für eine Schnapsidee«, protestierte Phelps, »dass ein lächerlicher Ballen Stoff …«
    »Unterzutauchen bedeutet nicht, sich zu verstecken«, sagte Chang, »sondern etwas zu offenbaren. Ein Flüchtling ist wie ein Tier – er wird von seinen Instinkten verraten, die nicht zu verbergen sind oder sich verbergen lassen. Ein Dachs hinterlässt seinen Geruch. Die Contessa putzt sich gern heraus.«
    »Ich würde gern einen Blick ins Heim einer netten großartigen Dame werfen«, pflichtete Cunsher bei, »wo die Zeichen, die Sie erwähnt haben, so offen daliegen, dass ein anderer Appetit darauf bekommt.«
    »Aber sie hat das Kind«, sagte Svenson. »Francesca Trapping wäre eine Last.«
    Chang schüttelte den Kopf. »Soweit wir wissen, könnte das Mädchen gefesselt in einem Schrank liegen und den Klebstoff von Hutschachteln lecken, um am Leben zu bleiben.«
    Phelps rümpfte die Nase. »Kardinal Chang …«
    »Das mit den Hutschachteln nur, wenn sie Glück hat.« Chang trat zu Svenson und klopfte ihm den Staub aus dem Mantel. »Doktor, da Ihre Uniform einen gewissen Respekt einflößt, würden Sie Miss Temple folgen, damit sie nicht auf eigene Faust weitere Dinge unternimmt? Phelps, ich schlage vor, Sie statten dem Herald einen Besuch ab und besorgen den vollständigen Text über die Ausstellung des Comte. Mr. Cunsher, vielleicht können Sie herausfinden, ob weitere rote Umschläge im Hotel Boniface eingetroffen sind. Da die Geschäfte bald schließen, ist Eile geboten. Treffen wir uns in zwei Stunden an einem öffentlichen Ort wieder. Die Statue von St. Isobel?«
    Er wandte sich abrupt zum Gehen, aber Svenson rief ihm nach: »Was ist mit Ihnen? Was werden Sie tun?«
    »Ein frisches Paar Strümpfe besorgen!«, rief Chang zurück. Leise murmelte er: »Und Jack Pfaff damit erwürgen.«
    In zehn Minuten war Chang am Fluss. Die Straßen waren überfüllt – Männer, die Flaschen weiterreichten, Kinder, die ihn mit großen Augen ansahen, Frauen mit Hoffnungen, die so erloschen und weit entfernt waren wie ein Stern. Er vermutete in ihnen zunächst ausländischen Bodensatz, der ohne Sprachkenntnisse oder ein Gewerbe in die Stadt gespült worden war, entnahm jedoch Gesprächsfetzen – und Bitten um Geld, die er ignorierte –, dass es sich um vertriebene Bewohner handelte, Flüchtlinge in der eigenen Stadt. Chang beschleunigte seinen Schritt. Er hatte weder das Bedürfnis nach irgendwelchen Verwicklungen noch nach den Schutzmännern, die diese armen Kreaturen unvermeidlich anzogen.
    Rechts von ihm lag eine breite dänische Schaluppe, die im warmen Gelb einer gereiften Birne gestrichen war. Das Fahrzeug lag ein gutes Stück draußen im Fluss vor Anker, und auf seinem Deck standen bewaffnete Männer. Er hatte solche Vorkehrungen schon früher gesehen, vor allem bei wertvoller Ware, aber die Schaluppe war nicht die Einzige. Aus Angst vor Plünderungen war der Fluss verstopft mit Schiffen, die nachts auf Abstand vom Ufer blieben.
    Das Eckhaus seiner Straße war verlassen, und Chang drang durch eine leere Fensteröffnung ein. Er zog eins von Foisons Messern, erreichte jedoch ohne Zwischenfall das Dach. Er suchte sich seinen Weg über vier Häuser hinweg und sprang geräuschlos auf das fünfte, wo er in der Hocke landete. In den umliegenden Fenstern brannten Kerzen und Lampen, aber in seinem offenen Fensterflügel gab es keine Anzeichen dafür, dass jemand da war. Chang versetzte dem Fenster einen Stoß, wartete ab und schlüpfte dann hinein. Niemand. Der Fußboden vor dem Fenster war mit Federn und weißen Flecken gesprenkelt.
    Es gab nur wenige Gegenstände, an denen Kardinal Chang hing, und die meisten davon – seinen roten Ledermantel, seinen Stock und seine Bücher – hatte er bereits geopfert. In seiner echten Trauer um ihren Verlust entdeckte er trotzdem eine gewisse Erleichterung … je mehr von seiner Vergangenheit verschwand, desto weniger spürte er ihren kalten Zwang.
    Er zündete eine Kerze an, und nachdem er den Schmutz von der Fensterbank gekratzt hatte, stieß er das Fenster zu. Rasch zog er Foisons Sachen aus und legte seine eigenen heraus – eine rote Hose mit einer schwarzen Paspel, ein schwarzes Hemd, ein frisches schwarzes Halstuch und saubere Strümpfe. Er stand einen Augenblick da, nackt bis zur Taille, den Rasierspiegel in Reichweite, zog

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