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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Brot, vormals mit Wachs versiegelte Gläser mit eingelegtem Fleisch und Kompott, die jetzt umgekippt und leergefressen waren, ein Zinnkrug neben dem Bett mit einem Fingerbreit trübem Wasser. Chang öffnete Pfaffs Schrank, ein Ort der Huldigung mit knalligen Hosen, Rüschenärmeln, abgesteppten Westen und mindestens acht Paar Schuhen, alle rissig und abgetragen, wenn auch auf Hochglanz poliert.
    An der gegenüberliegenden Wand stand im Winkel zur Dachschräge ein Schreibtisch aus Holzbrettern, die auf zwei Fässern lagen. Ein Berg Zeitungspapier war darüber verteilt, und obenauf lagen unterschiedliche Gegenstände aus Glas.
    Das meiste stammte aus dem Labor eines Wissenschaftlers – zerbrechliche Kolonnen zur Kondensierung, schlanke Löffel und Stäbchen –, allerdings erregten zwei Gegenstände Changs Auf merksamkeit. Der erste war zerbrochen, doch Chang erkannte ihn trotzdem – ein dünner Stab mit einem Spiralende: ein halber Glas schlüssel. Die Contessa hatte Schlüssel beschrieben, die es einer Person erlaubten, den Inhalt eines Glasbuchs sicher zu betrachten – und sie hatte behauptet, dass sämtliche dieser Schlüssel zerstört worden seien. Chang drehte das Bruchstück in der Hand hin und her. Die Originalschlüssel waren vom Comte aus Indigolehm hergestellt worden. Der zerbrochene Schlüssel in seiner Hand war so durchscheinend wie Quellwasser.
    Der zweite Gegenstand war noch verblüffender: ein dünnes Rechteck, der Zwilling der Glaskarten des Comte, und trotzdem so durchsichtig wie aus einem Fenster geschnitten. Chang hielt sich die Karte vors Auge, ohne dass irgendetwas geschah … doch seine Größe konnte wie die Form des Schlüssels kein Zufall sein. Jemand mit einem Vorrat an Indigolehm lernte, wie man die notwendigen Objekte herstellte.
    Die Stadt war voller kleiner und großer Glashütten – zweifellos hatte Pfaff nach viel Lauferei die richtige ausfindig gemacht. Chang suchte den Tisch ab, schaute unter die Zeitungen, hob sogar die Holzbretter an, um einen Blick auf die Fässer zu werfen, aber er fand keine Unterlagen, keine Liste, keine hilfreichen Notizen. Nicht dass es Pfaffs Art gewesen wäre, sich Notizen zu machen. Er hätte die Informationen im Kopf und sonst nirgends.
    Abgesehen von dem Schrank hatte Pfaff wenige Besitztümer, die besondere Merkmale aufwiesen. In eine Kiste gepackt und auf die Straße gestellt, würde man dahinter keinen ungewöhnlichen Menschen vermuten. Chang dachte an seine eigenen Räume, die erst vor kurzem durchstöbert worden waren. Seine Gedichtbände verrieten vielleicht ein gewisses Maß an Persönlichkeit – war jedoch die Vorliebe für bestimmte Worte so anders als die für grelle Kleidung? Würde Pfaff je in sein Rattennest über dem Theater zurückkehren? Würde Chang je wieder seine eigene Höhle aufsuchen? Er hatte sich nach seinen Räumen gesehnt – allerdings erfüllte der Ort seine tieferen Bedürfnisse nicht mehr als ein Traum. Wie ein Wolf, dessen Wald man abgeholzt hatte, wusste Chang, dass sich sein Leben unwiderruflich verändert hatte, dass es auf eine grundlegende Weise vorüber war. Verbrechen, Korruption und Gewalt, alles, was ihn ernährt hatte, war schlimmer geworden. Er sollte sich lebendig fühlen, umgeben von versteckten Möglichkeiten. Doch Veränderung war keine Kraft, an der Kardinal Chang Gefallen fand. Er blies die Kerze aus und kletterte rasch hinunter.
    Als er von der Leiter stieg, stürmte vom hinteren Gang eine kichernde, als Schäferin verkleidete Frau herein, die es zweifellos gewohnt war, dass die ansonsten verschlossene Tür eine ungestörte Nische bot. Sie blieb wie angewurzelt stehen – Changs Brille war heruntergerutscht – und schrie. Hinter ihr stand ein Mann ohne Hemd und in Wollhose – ein kostümiertes Schaf. Die Frau schrie noch einmal, und Changs linke Hand schoss vor und packte sie am Kinn. Er stieß sie gegen den Mann, brachte die beiden aus dem Gleichgewicht und zückte das Rasiermesser. Das Paar starrte zu ihm hinauf. Chang stürzte davon. Mit großen Schritten ging er die Gasse entlang, wütend darüber, dass er den beiden fast etwas angetan hätte, während er die Zähne angesichts des Wunschs, es getan zu haben, noch immer zusammenpresste.
    Er hatte eine Stunde Zeit bis zur Verabredung mit den anderen, obwohl es ihm egal wäre, wenn er sie warten ließe – aber wie sollte er von Pfaffs Arbeit in einer Stunde eine Kopie anfertigen? Und wo war Pfaff jetzt? War er bei seinen Nachforschungen der

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