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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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von ihm gewonnen hatte.
An seinem Kinn prangte eine auffallend große Warze. Der graue Anzug, den er trug, passte erstaunlich gut zu seiner etwas verstaubten Erscheinung.
Mit seiner spitzen Nase sah er fast aus wie ein böser alter Zauberer!
Rebecca war er vom ersten Augenblick an zuwider.
    „Warum stehst du denn noch weiter hier herum? Wir haben wegen dir schon genug Zeit verloren. Setz dich! Aber schnell!“
    Rebecca war in ihrem ganzen Leben noch nie von einem Lehrer so behandelt worden und wie betäubt setzte sie sich auf ihren Platz.
Sie muss wohl puterrot geworden sein, denn Thomas, der vor ihr saß, drehte sich um und sagte grinsend: „Jetzt passt deine Hautfarbe optimal zu deinen Haaren.“
    Hannelore schaute sie mitleidig an und flüsterte „Warum bist du denn zu spät gekommen?“
    „Dumme Frage“, antwortete sie gereizt und starrte dabei wie versteinert an die Tafel.
    Wie durch einen Schleier nahm sie die Stimme des neuen Lehrers wahr. „Holen Sie  bitte Ihre Physikbücher raus!“ 
Rebecca öffnete ihre Schultasche und suchte hektisch nach ihrem Buch.
Verzweifelt durchwühlte sie ihren gesamten Rucksack, doch tauchte das Buch leider nicht darin auf.
Schon stand der neue Lehrer vor ihrem Pult und auf seinem Gesicht war wieder dieses hämische Grinsen zu sehen.
    „Unser Hexchen ist ja ganz durcheinander“, sagte er. „Hat wohl die ganze Nacht auf dem Blocksberg getanzt.“
    Die Klasse tobte und der Lehrer stimmte in das Lachen mit ein.
Ich hasse Sie!
Nach unendlich langen Sekunden wandte sich der neue Lehrer wieder der ganzen Klasse zu und Hannelore ließ Rebecca mit in ihr Buch schauen.
Sie schüttelte den Kopf und das machte Rebecca nur noch wütender. „Jetzt sag’ nur noch, ich wäre selber an der ganzen Geschichte Schuld“ zischte sie.
„Bleib’ doch einfach cool“, entgegnete Hannelore und Rebecca wurde ganz verzweifelt.
Ja, ich bin einfach nicht cool , dachte sie verbittert.
    In der Pause erfuhr sie dann von ihrer Freundin, dass der neue Lehrer Kelbel hieß. Hannelore musste es dreimal sagen, bis es zu ihr durchdrang, weil sie immerzu über ihren missratenen Auftritt im Physikunterricht nachdenken musste.
Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Erst zu spät kommen, dann noch das Buch vergessen und sich am Ende auf der ganzen Linie vor der Klasse blamieren..
Sie ärgerte sich über sich selbst. Warum nur schaffte sie es nicht, sich zu wehren?
Noch dazu hatte sie  plötzlich eine ungute Ahnung, dass dieser schreckliche neue Lehrer auch etwas mit ihrem Traum von letzter Nacht zu tun haben könnte. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, was, aber immerhin ging es in dem Traum um eine Hexenverbrennung und der fürchterliche Lehrer stellte selbst die Verbindung her, indem er sie als ‚Hexchen’ bezeichnet hatte, was doch im Grunde absolut lächerlich gewesen war.
Natürlich waren ihre roten Haare schuld daran und auch die Tatsache, dass gestern der 1. Mai, also der Tag nach der berühmt berüchtigten Walpurgisnacht gewesen war.
Ein Tag, der seit jeher mit dem Hexenkult vergangener Zeiten in Verbindung gebracht wurde.
Und wie es der Zufall so wollte, handelte es sich bei diesem Datum auch noch um ihren eigenen Geburtstag!
Es waren keine 14 Tage her, seit sie ein Buch über die Walpurgisnacht aus der Bücherei geliehen hatte, welches sie regelrecht verschlungen hatte. Es war wirklich gut recherchiert und spannend geschrieben gewesen.
Im 16. Jahrhundert ist der feststehende Ausdruck der Walpurgisnacht entstanden, erinnerte sie sich an das Gelesene. 
Von Salben war dort die Rede, die aus Katzen- oder Wolfsfett, aus Eselsmilch und vielen anderen Zutaten bestanden. Damit rieben sich die Hexen ein, woraufhin sie ihre Häuser auf Stöcken oder Besen fliegend verließen.
In der Walpurgisnacht, das ist die Nacht zum 1.Mai, trafen sich alle Hexen auf einem Hexenversammlungsplatz, um die ganze Nacht mit Spielen, Tanzen und dem Ausüben ihrer Hexenkunst zu verbringen. Von diesen Hexenversammlungsplätzen, die man auch Hexenberg oder ‚Hexorium’, und im Harz eben auch  ‚Blocksberg’ nannte, hatte es anscheinend sehr viele gegeben, wovon heute noch etliche Namen zeugen. Im Harz war dies vor allem der Brocken, dem wohl berühmtesten ‚Blocksberg’.
„Tanz ‚Auf dem Heppenberg’“ …?
Etwas irritiert fiel ihr das Plakat wieder ein, das sie heute Morgen zum ersten Mal überhaupt wahrgenommen hatte. Sie schüttelte den Kopf und vertrieb den Gedanken wieder.

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