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Die Amazonen von Vanga

Die Amazonen von Vanga

Titel: Die Amazonen von Vanga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Seite zu kommen schien.
     »Was ist das?« fragte Tertish.
    Gudun zuckte die Schultern. »Jedenfalls klingt es nicht wie ein Dämon.«
    »Wir werden es herausfinden«, sagte Burra. »Gorma, du begleitest mich.«
    Der Stollen, den sie betraten, wurde von einigen leuchtenden Kristallen spärlich erhellt. Schale, stickige Luft schlug ihnen entgegen. Es roch nach Moder und Verwesung.
    Bald stießen sie auf das erste Skelett. In seltsam verrenkter Haltung lag es auf dem Boden, die Arme von eisernen Fesseln umschlossen, die im Fels endeten.
    »Eine Amazone war es jedenfalls nicht«, stellte Burra fest. »Die Frau - womöglich gar ein Mann - maß allerhöchstens sechs Fuß.«
    Wieder vernahmen sie jenes Wehklagen, diesmal aus allernächster Nähe.
    Der Gang weitete sich. Mindestens ein Dutzend Skelette hing angekettet an den Wänden. Und zwischen ihnen…
    … eine Greisin.
    Das Gesicht eingefallen, die Augen blutunterlaufen und tief in ihren Höhlen verborgen, wirkte sie auf den ersten Blick wie eine Besessene. Sie mochte von adliger Geburt sein, denn die Kleidung, die sie trug, obzwar zerschlissen, zeugte noch von einstiger Pracht.
    Unter einer rissigen, an den Gliedmaßen abgeschürften Haut, schimmerten bleiche Knochen. Kein Fleisch war mehr auf ihnen; die Frau wirkte wie ein Abbild des Todes.
    Sie war mindestens um zwei Kopf kleiner als die Kriegerinnen und von zierlicher Statur. Ihr weißes Haar fiel offen bis auf den Boden.
    Burra stutzte. Aber nur für einen Augenblick, denn dann wischte sie den nachdenklich stimmenden Gedanken mit einer unwilligen Bewegung beiseite.
    Und dennoch…
    Fünf Jahre waren eine lange Zeit. Das Haar mochte der Frau damals bis knapp über die Schultern gereicht haben.
    »Wer bist du?« fragte Gorma.
    Das Wimmern verstummte fast schlagartig. Mühsam wandte die Greisin den Kopf in die Richtung, aus der die Worte erklungen waren. Sie schien nicht zu begreifen, was sie sah.
    Gorma wiederholte die Frage. Die Antwort, die sie erhielt, bestand aus undeutlichem Gestammel und einem Namen, der wie »Regna« klang.
    Nach einer Weile wurde das, was die Frau sagte, verständlicher.
    »Ihr seid neue Gefangene? Es ist lange her, daß die dort lebten.« Mit einer fahrigen Bewegung wies sie auf die Skelette.
    »Gefangene - von wem?«
    »Der Dämon beherrscht diese Insel.«
    »Er ist tot.«
    »Von hier will er seinen Feldzug gegen das Inselreich Vangas rüsten und die Große Barriere zerstören. Dazu bedarf es aber lange Jahre der Vorbe… Was sagtest du? Er ist…«
    »Tot!« nickte Burra.
    Regnas zerbrechlicher Körper wurde von einem heftigen Schluchzen geschüttelt. In ihren Augen standen plötzlich Tränen.
    »Er ist tot.« Sie schien es nicht glauben zu können. »Wenn das wirklich stimmt, dann starb mit ihm zusammen nicht nur meine Lebenskraft sondern auch die all jener, deren Knochen inzwischen gebleicht sind.« Regna stockte, und es bedurfte einer Aufforderung von Seiten Burras, daß sie weiter redete.
    Der Dämon lebte von unseren Seelen, die er Stück für Stück an sich riß.«
    »Aber du hast es überstanden und wirst in deine Heimat zurückkehren können.«
    »Nach Ganzak«, seufzte Regna.
    Da war sie erneut, diese Ahnung, die Spur wiedergefunden zu haben. »Kennst du Burg Anakrom?« platzte Burra heraus.
    Sehnsucht trat in Regnas Blick, der müde war und von unvorstellbaren Leiden gezeichnet.
    »Du kamst nicht allein auf diese Insel?«
    »Jodrel«, murmelte die Frau. »Ich muß oft an ihn denken, an die Versprechen, die er mir gegeben…«
    »Wo ist er jetzt?« Daß ihr Vater tot war, vielleicht eines der Gerippe, neben denen sie stand, wollte Burra nicht glauben.
    Verzweifelt zuckte Regna die Schultern. »Es gelang mir, ihm zur Flucht zu verhelfen. Er wollte mit einer riesigen Streitmacht wiederkommen und mich befreien.«
    »Ich kenne ihn und weiß, daß er niemals daran dachte, sein Versprechen wirklich einzulösen.«
    »Du kennst Jodrel? Du, eine Amazone…«
    »Gaida war meine Mutter.«
    Regna schien zu erschrecken. Angst verlieh ihren Augen einen fiebrigen Glanz.
    »Dann bist du…«
    »Burra - die Tochter, die ihren Vater töten wird, um Rache zu üben. Wohin ist er geflohen?«
    Schweigen.
    »Sprich!« fauchte Burra. Oder willst du ihm ein zweitesmal helfen, nachdem er dich ebenso verraten hat wie Gaida von Anakrom?«
    »Sein Ziel lag im Süden. Ich glaube, er wollte das Land der Wilden Männer erreichen.« Das Sprechen strengte Regna an. Ihre Stimme wurde so leise, daß Burra sie kaum

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