Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Amazonen von Vanga

Die Amazonen von Vanga

Titel: Die Amazonen von Vanga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
es Männer waren, die sie dem Tod entrissen hatten.
    Befand sie sich auf einer der Schwimmenden Städte?
    Es erschien ihr angebracht, weiterhin die Besinnungslose zu spielen. Vielleicht erfuhr sie auf diese Weise Dinge, die ihr später von Nutzen sein konnten.
    »Wir wären nicht darauf angewiesen, hättest du nicht Schmuck und Gold mit vollen Händen vertan. Die Ketten waren viel zu kostbar für die Weiber, denen du sie schenktest.«
    »Willst du mir vorschreiben, wie ich mein Leben zu führen habe? Hüte deine Zunge, Norgad. Mein Reichtum würde dich nur dazu verlocken, mir einen Dolch zwischen die Rippen zu stoßen.«
    »Hast du es anders gemacht? Gift hat schließlich dieselbe Wirkung.«
    »Erwähne das nie wieder!« fuhr der Mann auf. »Niemals, wenn dir dein Leben lieb ist. Keiner von euch.«
    Burra wagte einen flüchtigen Blick unter halb geöffneten Lidern hervor. Sie zählte sechs Schatten, die sich undeutlich gegen einen düsteren Hintergrund abhoben.
    »Wovor fürchtest du dich, Jodrel? Glaubst du, der Geist deiner Frau könne eines Tages erscheinen und Rechenschaft fordern?« Lautes Gelächter begleitete diese Worte.
    »Sie nicht, aber…«
    »Was ist los mit dir? Seit Tagen bist du völlig verändert.«
    »Ich gäbe viel dafür, wenn ich es wüßte. Mir ist, als stünden bedeutsame Ereignisse bevor.«
    »Deine Sterne stehen ungünstig«, spottete jemand. »Wie oft sollen wir uns das noch anhören?«
    »Bis es in die Schädel von euch Wegelagerern hineingeht, daß es Dinge gibt zwischen Himmel und Erde, die ihr niemals begreifen werdet.«
    »Wir kennen nur Gold und Magie - aber du bist weder ein Zauberer noch reich. Deine Sterne werden bald verblassen. Wir nähern uns nämlich der Dämmerzone.«
    Mit einem wüsten Fluch wandte Jodrel sich ab. Burra war nahe daran, aufzuspringen und ihn zum Kampf zu fordern. Aber dann sagte sie sich, daß er ihr nicht mehr entkommen konnte.
    War es wirklich nur die Vorsehung, die sie nach langer und erfolgloser Suche endlich ihrem Vater begegnen ließ?
    »Was machen wir nun mit ihnen?«
    »Gebt uns erst einmal etwas zu essen, und dann dürft ihr uns erzählen, wo wir sind und wie wir schnell wieder von hier wegkommen.« Das war Guduns Stimme. Sie klang ungehalten.
    Die Männer erschraken und griffen zu den Waffen.
    »Laßt die Schwerter stecken!« zischte Gorma. »Habt ihr uns aus dem Wasser gezogen?«
    »Ja«, nickten sie.
    »Gut. Dafür sind wir euch dankbar. Aber schafft endlich die Frau herbei, die hier zu bestimmen hat.«
    »Ich, Norgad, habe das Sagen.« Einer der Männer, der immerhin beachtliche sechs Fuß maß, kam auf Gorma zu.
    »So«, sagte sie abfällig und erhob sich langsam, bis sie ihn um mehr als eine Haupteslänge überragte. Mit Genugtuung nahm sie seine deutliche Unsicherheit zur Kenntnis. »Du sprichst sicherlich nicht für die ganze Stadt.«
    »Für uns fünf«, schränkte er ein. »Wir wurden von den Bewohnern dieser schwimmenden Insel aufgenommen.«
    »Euren Freund Jodrel zählst du nicht dazu?« fragte Burra.
    Überraschung zeichnete sich im Gesicht des Mannes ab.
    »Wir sind gekommen, ihm Grüße auszurichten«, fuhr die Amazone fort. »Hol ihn her und sage ihm, daß Regna uns schickt. Oder - halt, besser noch, sage nichts, sondern führe uns zu ihm.«
    Burra fletschte die Zähne, um Norgads Widerstand schon im Keim zu ersticken.
    »Kommt!« sagte er nur. Wie selbstverständlich folgten ihm seine Männer, aber auch Gudun und Tertish erhoben sich und schlossen sich ihnen an.
    In einiger Entfernung flammten Fackeln auf. Erst waren es nur wenige Dutzende, doch wurden es schnell mehr. Der flackernde Lichtschein enthüllte ein wenig von der riesigen Ausdehnung der Stadt.
    »Warum tut man das?« wollte Gorma wissen.
    »Um in der Nähe befindliche Schiffe zu warnen«, erklärte Norgad mehr oder weniger bereitwillig. »Wahrscheinlich treiben wir einer ausgedehnten Nebelbank entgegen.«
    Die See war ruhiger geworden und spiegelte den Schein der Fackeln. Hundert Schritte vom Rand der Schwimmenden Stadt entfernt begann eine undurchdringliche Finsternis.
    Norgad führte die Kriegerinnen durch enge Gassen. Der Boden war schlüpfrig von der Nässe des vergangenen Unwetters.
    Eng aneinandergelehnte Häuser vermittelten den Eindruck, daß hier viele Menschen lebten. Dennoch schienen sie verlassen zu sein. Burra wollte es genau wissen.
    »Hier leben die Kranken«, sagte Norgad. »Viele lassen sich nicht einmal des Tages sehen.«
    Vor einem halb verfallenen

Weitere Kostenlose Bücher