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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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um ihre Felder herum wachsen.
    Dazu benutzen sie ein Vertilgungsmittel eigener Produktion: die Indolessigsäure, die sie mit einer Hinterleibsdrüse versprühen.
    Die Schnitterinnen schenken Nr. 103 683 und Nr. 4000 bei deren Eintreffen kaum Beachtung. Sie haben noch nie rote Ameisen gesehen, und für sie sind diese beiden Insekten bestenfalls entflohene Sklavinnen oder zwei Ameisen, die auf der Suche nach der Lomechuse-Droge (??) sind. Kurzum, Landstreicherinnen oder Drogenabhängige.
    Schließlich jedoch identifiziert eine der Schnitterinnen ein Molekül des Duftes der blutroten Ameisen. Gefolgt von einer Kameradin, verläßt sie ihren Arbeitsplatz und kommt näher.
    Ihr habt die Blutroten getroffen? Wo sind sie?
    Die Belokanerinnen erfahren im Laufe des Gesprächs, daß die Blutroten vor einigen Wochen das Nest der Schnitterinnen angegriffen haben. Sie haben mit ihren Giftstacheln über hundert Arbeiterinnen und Männchen wie Weibchen getötet, danach haben sie den gesamten Vorrat an Getreidemehl geraubt. Die Armee der Schnitterinnen hat nach ihrer Rückkehr von einem Feldzug in den Süden, wo sie neue Samenkörner gesucht haben, nur die Schäden konstatieren können.
    Die beiden räumen ein, daß sie die Blutroten tatsächlich getroffen haben. Sie geben die Richtung an, in welcher jene zu finden sind. Man fragt sie aus, und sie berichten von ihrer eigenen Odyssee.
    Ihr seid auf der Suche nach dem Rand der Welt?
    Ja.
    Die Schnitterinnen brechen in ein schallendes Pheromonenlachen aus. Warum lachen sie? Sollte es den Rand der Welt nicht geben?
    Doch, es gibt ihn, und ihr habt ihn erreicht! Abgesehen von der Ernte ist es unser Hauptstreben, den Rand der Welt zu 286
     
    überschreiten.
    Die Schnitterinnen bieten an, die beiden »Touristinnen« am nächsten Morgen zu diesem metaphysischen Ort zu führen. Der Abend vergeht mit Gesprächen im Schutz des kleinen Nests, das die Schnitterinnen in der Rinde einer Buche eingerichtet haben.
    Und die Wächterinnen des Randes der Welt? fragt Nr.
    103 683.
    Keine Sorge, die bekommt ihr früh genug zu sehen.
    Stimmt es, daß sie eine Waffe haben, die eine ganze Armee auf einen Schlag vernichten kann?
    Die Schnitterinnen sind überrascht, daß die beiden Fremden derlei Einzelheiten kennen.
    Das ist richtig.
    Nr. 103 683 wird also die Lösung des Rätsels der geheimen Waffe erfahren!
    In dieser Nacht hat sie einen Traum. Sie sieht die Erde, die rechtwinklig endet, und eine Wand aus Wasser, die bis zum Himmel reicht, und aus dieser Wand kommen blaue Ameisen mit äußerst zerstörerischen Akazienzweigen. Und das Ende eines dieser Zauberzweige braucht etwas nur zu berühren, einerlei was, schon ist es vernichtet.
      4

4 DAS ENDE DES WEGS
     
    Augusta saß den ganzen Tag vor sechs Streichhölzern. Die Mauer war eher psychologisch als real, soviel hatte sie begriffen. Edmonds berühmtes »Man muß anders denken!« …
    Ihr Sohn hatte etwas entdeckt, das war gewiß, und er versteckte es mit seiner Intelligenz.
    Sie rief sich die Schlupfwinkel seiner Kindheit ins Gedächtnis, seine »Höhlen«. Er hatte versucht – vielleicht weil man sie ihm samt und sonders zerstört hatte –, eine zu bauen, die völlig unzugänglich war, eine Stelle, wo ihn niemand stören würde … Etwas wie ein innerer Ort, der seinen Frieden nach außen projizierte, seinen Frieden und … seine Unsicht-barkeit.
    Augusta schüttelte die Schlaffheit ab, die sie befiel. Eine Begebenheit aus ihrer eigenen Jugend fiel ihr wieder ein. Das war in einer Winternacht, sie war noch ganz klein, und sie hatte begriffen, daß es Zahlen unter Null geben konnte … 3, 2, 1, 0
    und dann – 1, – 2, – 3 … Zahlen, die verkehrt herum waren.
    Als würde man einen Handschuh umkrempeln. Die Null war also nicht das Ende oder der Anfang von allem. Es gab eine andere unendliche Welt auf der anderen Seite. Das war, als hätte man die Mauer der »Null« gesprengt.
    Sie mußte damals sieben oder acht Jahre alt gewesen sein, aber ihre Entdeckung hatte sie aufgewühlt, und sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen.
    Umgekehrte Zahlen … Das war eine andere Dimension, die sich da eröffnete. Die dritte Dimension. Der Raum!
    Herrgott!
    Ihre Hände zittern vor Aufregung, sie weint, aber sie schafft es, die Streichhölzer zu packen. Sie legt drei zu einem Dreieck zusammen, dann hält sie die drei anderen jeweils an eine Ecke und richtet sie auf, so daß sie in einer Spitze zusammentreffen. Das ergibt eine Pyramide. Eine Pyramide und

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