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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Zweifel.
    Im 5. UG finden sie frische Pheromone. Sie versuchen die Gespräche zu entschlüsseln, die dort geführt wurden, aber die Roten haben einen Thymianzweig hinterlegt, dessen Geruch sämtliche Düfte unkenntlich macht.
    6. UG. Es gefällt ihnen nicht, daß sie so »unter Tage«
    eingeschlossen sind. Stockfinster ist es in dieser Stadt! Wie können es Ameisen nur ertragen, ständig in diesem engen Raum eingepfercht zu sein, der dunkel ist wie der Tod?
    Im 8. UG entdecken sie noch frischere Pheromone. Sie beschleunigen den Schritt, die Roten können nicht mehr weit sein.
    Im 10. UG überraschen sie eine Gruppe von Arbeiterinnen, die Eier schwenken und vor den Eindringlingen Reißaus nehmen. Das ist es also! Endlich geht ihnen ein Licht auf, die ganze Stadt hat sich in die tiefsten Stockwerke zurückgezogen und hofft auf diese Weise ihre kostbare Brut zu retten.
    Jetzt, da alles ersichtlich geworden ist, lassen die Sklavenhalterinnen jede Vorsicht fahren und stürmen mit ihrem berühmten Pheromonenkriegsgeschrei durch die Gänge.
    Die chlipukanischen Arbeiterinnen schaffen es nicht, sie abzuschütteln, und dabei sind sie schon im 13. UG.
    Plötzlich sind die eiertragenden Flüchtlinge auf rätselhafte Weise verschwunden. Der Gang, durch den sie liefen, mündet in einen ungeheuer großen Saal, dessen Boden mit Lachen von Honigtau übersät ist. Die ersten Sklavenhalterinnen stürzen instinktiv vor, um den kostbaren Likör zu schlecken, bevor er von der Erde aufgesogen wird.
    Hinter ihnen drängeln die anderen Kriegerinnen, aber der Saal ist wirklich riesig, es ist genug Platz und Honigtau für alle da. Süß ist er, zuckersüß! Das ist bestimmt einer dieser Säle mit den Ameisentanks, eine Sklavenhalterin hat davon gehört: Eine angeblich moderne Technik, die darin besteht, eine arme Arbeiterin dazu zu zwingen, ihr Leben lang mit dem Kopf nach unten und extrem gedehntem Hinterleib an der Decke zu hängen.
    Sie machen sich einmal mehr über diese Städterinnen lustig, während sie sich an deren Honigtau laben. Aber plötzlich erregt ein Detail die Aufmerksamkeit einer Kriegerin. Es ist überraschend, daß ein solch wichtiger Saal nur einen einzigen Eingang hat …
    Sie kommt nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Die Roten haben aufgehört zu graben. Eine Wasserflut spritzt aus der Decke. Die Sklavenhalterinnen versuchen durch den Gang zu fliehen, aber dieser ist jetzt durch einen großen Felsen versperrt. Und das Wasser steigt. Diejenigen, die nicht bereits durch den Aufprall des Wassers niedergestreckt wurden, wehren sich mit aller Kraft.
    Die Idee zu dieser Falle ist der roten Kriegerin gekommen, die darauf hingewiesen hat, daß man nicht die Vorfahren kopieren dürfe. Anschließend hat sie die Frage gestellt: Was ist die Besonderheit unserer Stadt? Als Antwort nur ein einziges Pheromon: Der unterirdische Bach im 12. UG.
    Also haben sie eine Rinne gegraben, den Boden mit dicken, wasserundurchlässigen Blättern abgedeckt und so eine Art Kanal geschaffen. Der Rest hing eher mit der Technik der Zisternen zusammen. Sie haben ein großes Becken in einer Kammer eingerichtet und dessen Zentrum mit einem Zweig angebohrt. Das Schwierigste war, den Bohrzweig über der Wasseroberfläche zu halten. Dieses heikle Unterfangen wurde von an der Decke hängenden Ameisen erfolgreich bewältigt.
    Die Sklavenhalterinnen unten zappeln und strampeln. Die meisten sind bereits ertrunken, aber als sich das gesamte Wasser in den unteren Saal ergossen hat, steht es so hoch, daß es einigen Kriegerinnen gelingt, durch das Loch in der Decke zu steigen. Die Roten haben keine Mühe, sie mit Säurestrahlen zu erledigen.
    Eine Stunde später rührt sich keine der Sklavenhalterinnen mehr. Die Königin Chli-pu-ni hat gesiegt. Sie gibt ihre erste historische Sentenz von sich: Je höher das Hindernis, um so größer die Verpflichtung, über uns hinauszuwachsen. Ein dumpfes und regelmäßiges Klopfen ließ Augusta in die Küche eilen, wo sich Professor Leduc gerade durch das Loch in der Mauer zwängte. Also so was, nach achtundvierzig Stunden! Endlich kommt mal jemand zurück, und dann muß es ausgerechnet dieser Fiesling sein, dessen Verschwinden ihr ganz egal gewesen wäre!
    Sein Höhlenanzug war zerfetzt, aber er selbst war unversehrt.
    Er hatte ebenfalls nichts erreicht, das sah man ihm an der Nase an.
    »Und?«
    »Was, und?«
    »Haben Sie sie gefunden?«
    »Nein …«
    Augusta war aufgewühlt. Zum erstenmal kehrte jemand lebend und nicht

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