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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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den kriechenden Dunst deutlicher ab. Das ist kein Fels, auch kein Strauch. Das ist eine wahre Kathedrale aus Erde, und die Spitzen ihrer zahlreichen Türme verschwinden in den Wolken. Entsetzen.
    Ein Termitenhügel! Der Termitenhügel des Ostens!
    Nr. 103 683 und Nr. 4000 sind zwischen dem schrecklichen Gewitterregen und der feindlichen Stadt eingeklemmt. Sicher hatten sie vor, sie aufzusuchen, aber nicht unter solchen Bedingungen! Millionen Jahre voll Haß und Rivalität halten sie zurück.
    Aber nicht lange. Schließlich sind sie hierhergekommen, um den Termitenhügel auszuspionieren. Also halten sie zitternd auf einen dunklen Eingang am Fuße des Gebäudes zu. Die Antennen aufgerichtet. Mandibeln gespreizt, die Beine leicht durchgebogen, sind sie entschlossen, ihr Leben teuerz u verkaufen. Wider Erwarten befindet sich jedoch keine Wache am Eingang des Termitenhügels.
    Das ist überhaupt nicht üblich. Was geht hier vor?
    Die beiden Geschlechtslosen dringen in das Innere der riesigen Stadt vor. Vor Neugier lassen sie es fast an der elementarsten Vorsicht fehlen.
    Man muß sagen, daß die Räumlichkeiten in nichts einem Termitenhügel gleichen. Die Wände sind aus einem viel weniger bröckeligen Material als Erde, ein Zement, hart wie Holz. Die Gänge sind mit Feuchtigkeit gesättigt. Es weht nicht das geringste Lüftchen. Und die Atmosphäre ist auffällig reich an Kohlendioxid. Jetzt rücken sie schon eine ganze Weile da drinnen vor, ohne auch nur einer Wache begegnet zu sein! Das ist ganz und gar außergewöhnlich … Die beiden Ameisen bleiben stehen, berühren sich mit den Antennen, um zu beratschlagen. Der Entschluß ist schnell gefaßt: Weiter!
    Aber in ihrem Vorwärtsdrang haben sie sich vollkommen verlaufen. Diese seltsame Stadt ist ein Labyrinth, schlimmer noch als ihre Geburtsstadt. Selbst die Markierungsduftstoffe ihrer Drüsen finden keinerlei Halt an den Wänden. Sie wissen nicht mehr, ob sie über oder unter der Erde sind!
    Sie versuchen kehrtzumachen, was ihnen auch nicht weiterhilft. Unentwegt entdecken sie neue, seltsam geformte Gänge. Sie haben sich rettungslos verirrt.
    Da erblickt Nr. 103 683 ein ungewöhnliches Phänomen: ein Licht! Die beiden Soldatinnen können es nicht fassen. Dieses Licht inmitten einer verlassenen Termitenstadt, das ist einfach verrückt. Sie halten auf die Lichtquelle zu.
    Es handelt sich um ein gelboranges Licht, das mitunter in Grün oder Blau umschlägt. Nach einem etwas kräftigeren Aufblitzen erlischt die Lichtquelle. Danach leuchtet sie wieder auf und beginnt zu blinken, ihr Schein spiegelt sich in dem Panzer der Ameisen.
    Wie hypnotisiert rennen Nr. 103 683 und Nr. 4000 auf diesen unterirdischen Leuchtturm zu.
     
    Bilsheim begann vor Aufregung zu tänzeln: er hattee s begriffen! Er zeigte den Gendarmen, wie die Streichhölzer anzuordnen sind, damit sich vier Dreiecke ergeben. Verblüffte Mienen, danach ein begeistertes Brüllen.
    Solange Doumeng, die ebenfalls Geschmack an der Sache gefunden hatte, stieß hervor: »Haben Sie’s raus? Haben Sie’s raus? Sagen Sie’s mir!« Aber niemand gehorchte ihr, sie hörte nur noch ein Stimmengewirr, durchsetzt von mechanischen Geräuschen.
    Danach kehrte Schweigen ein.
    »Was ist los, Bilsheim? Sagen Sie schon!«
    Das Walkie-talkie begann fürchterlich zu rauschen.
    »Hallo! Hallo!«
    »Ja (Rauschen) , wir haben den Durchgang geöffnet. Dahinter ist ein (Rauschen) Gang. Er führt nach (Rauschen) rechts. Wir gehen weiter!«
    »Warten Sie! Wie haben Sie das mit den vier Dreiecken angestellt?«
    Aber Bilsheim und seine Leute konnten die Mitteilungen von der Oberfläche nicht mehr vernehmen. Der Lautsprecher ihres Geräts funktionierte nicht mehr, wahrscheinlich ein Kurzschluß. Sie empfingen nichts mehr, konnten aber noch senden.
    »Ah! Das ist unglaublich. Je weiter man vorstößt, ums o besser konstruiert wirkt das. Da ist ein Gewölbe, und in der Feme ein Licht. Wir gehen hin.«
    »Warten Sie, was sagen Sie da? Ein Licht da unten?«
    »Da sind sie!«
    »Wer ist da? Herrgott! Die Leichen? Antworten Sie!«
    »Achtung …«
    Man hörte eine Reihe kräftiger Detonationen. Schreie, dann brach die Verbindung ab.
    Das Seil wickelte sich nicht mehr ab, dennoch bliebe s gespannt. In der Annahme, es habe sich verklemmt, griffen die Polizisten oben in der Wohnung danach und zerrten daran. Sie versuchten es zu dritt … Zu fünft. Plötzlich gab es nach.
    Sie zogen das Seil hoch und rollten es auf, und nicht in der Küche, sondern

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