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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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des Eingangs so gut verstopft, daß das Gas nicht hat eindringen können. Dennoch liegt die Königin im Sterben, da sie nicht verpflegt worden ist.
    Schau dir ihren Hinterleib an! Die Jungen drängen von 253
     
    innen, und sie schafft es nicht, sie allein zur Welt zu bringen.
    Das Glühwürmchen klettert an die Decke und erzeugt in aller Unschuld ein orangefarbenes Licht, jenem ähnlich, in das die Gemälde von Georges de la Tour getaucht sind.
    Dank der gemeinsamen Anstrengungen der Ameisen beginnen die Eier aus dem riesigen Zeugungssack zu strömen.
    Das ist ein wahrer Lebenshahn. Die Königin scheint erleichtert, sie hat aufgehört zu schreien.
    Sie fragt in der schlichten universellen Duftsprache, wer sie gerettet hat. Sie ist überrascht, Düfte von Ameisen wahrzunehmen. Sind sie maskierte Ameisen?
    Die maskierten Ameisen, schwarze Insekten von großer Statur, die im Nordosten leben, sind eine in organischer Chemie äußerst begabte Art. Sie vermögen künstlich jedwedes Pheromon (Kennwort, Piste, Kommunikation …) zu erzeugen, indem sie kundig Säfte, Pollen und Speichel mischen.
    Haben sie diese Tarnung erst einmal ausgeschieden, gelingt es ihnen beispielsweise, in eine Termitenstadt einzudringen, ohne entdeckt zu werden. Sie plündern und töten, ohne daß irgendeines ihrer Opfer sie identifizieren könnte!
    Nein, wir sind keine maskierten Ameisen.
    Die Termitenkönigin fragt, ob es Überlebende in ihrer Stadt gebe. Nein, antworten die Ameisen. Sie äußert den Wunsch, daß man sie töte, daß man ihre Leiden abkürze. Aber vorher möchte sie ihnen noch etwas verraten.
    Ja, sie weiß, warum ihr Staat zerstört worden ist. Die Termiten haben vor kurzem das östliche Ende der Welt entdeckt. Das Ende des Planeten. Ein glattes, schwarzes Land, in dem alles Leben vernichtet ist.
    Dort leben seltsame, sehr schnelle und sehr wilde Tiere. Das sind die Wächter des Endes der Welt. Sie sind mit schwarzen Platten bewaffnet, die alles zerquetschen. Und jetzt verwenden sie auch noch Giftgas!
    Das erinnert an den alten Traum der Königin Bi-stin-ga. Das Ende der Welt zu erreichen. Sollte das wirklich möglich sein?
    Die beiden Ameisen sind völlig verdutzt.
    Sie hatten bislang geglaubt, die Erde sei so groß, daß es nicht möglich ist, ihren Rand zu erreichen. Und nun gibt diese Termitenkönigin zu verstehen, das Ende der Welt sei ganz in der Nähe! Und von Ungetümen bewacht … Sollte der Traum der Königin Bi-stin-ga erfüllbar sein?
    Die ganze Sache kommt ihnen so ungeheuerlich vor, daß sie nicht wissen, mit welcher Frage sie beginnen sollen.
    Aber warum sind diese »Wächter des Endes der Welt« bis hierher vorgedrungen? Wollen sie die Städte des Westens überfallen?
    Die große Königin weiß es auch nicht. Sie will jetzt sterben.
    Sie besteht darauf. Sie hat es nicht gelernt, ihr Herz anzuhalten.
    Man muß sie töten.
    Also enthaupten die Ameisen die Termitenkönigin, nachdem sie ihnen den Weg zum Ausgang beschrieben hat. Danach verzehren sie einige kleine Eier und verlassen das imposante Gebäude, das nur noch eine Phantomstadt ist. Am Eingang hinterlassen sie ein Pheromon, das die Schilderung des Dramas dieses Ortes enthält. Denn als Kundschafterinnen der Föderation müssen sie all ihren Verpflichtungen nachkommen.
    Das Glühwürmchen verabschiedet sich. Wahrscheinlich hat es sich auf der Flucht vor dem Regen auch in den Termitenhügel verirrt. Jetzt, wo es wieder schön ist, wird es seinen gewohnten Trott wiederaufnehmen: Essen, Licht ausstrahlen, um Weibchen anzulocken, sich fortpflanzen, essen, Licht ausstrahlen, um Weibchen anzulocken, sich fortpflanzen … Das Leben eines Glühwürmchens eben.
    Sie richten ihren Blick und ihre Antennen nach Osten. Von hier erkennen sie nicht viel, trotzdem, sie wissen: Das Ende der Welt ist nicht fern. Es liegt dort in der Gegend.
      ZIVILISATIONSSCHOCK: Der Kontakt zweier Zivilisationen ist stets ein heikler Augenblick. Zu den dunkelsten Augenblicken, die die Menschheit erlebt hat, zählt die Versklavung der afrikanischen Schwarzen im 18.
    Jahrhundert.
    Die meisten Völker, die als Sklaven verschleppt wurden, lebten im Landesinneren, im Flachland und in den Wäldern. Sie hatten noch nie das Meer gesehen. Plötzlich erklärte ihnen ohne erkennbaren Grund ein benachbarter König den Krieg, und statt sie zu töten, nahm er sie gefangen, fesselte sie und ließ sie in Richtung Meer marschieren.
    Am Ende ihrer Reise entdeckten sie zwei unbegreifliche Dinge: 1) das

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