Die amerikanische Nacht

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Autoren: Marisha Pessl

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nächstes Thema sei. Er behauptete, Cordova sei ein »Raubtier – in einer Liga mit [Charles] Manson, Jim Jones, Colonel Kurtz« – ein Verweis auf den barbarischen Massenmörder in »Apocalypse Now«. McGrath sagte weiter, »jemand muss [Cordova] auslöschen«. Zwei Tage nach der Ausstrahlung, wurde von Anwälten, die die Familie Cordova vertraten, eine zwei-Millionen-Dollar-Verleumdungsklage gegen McGrath eingereicht
(oben)
. Obwohl sich die Parteien außergerichtlich einigten, kam später ans Licht, dass der »Insider-Informant« des Journalisten – ein ehemaliger Chauffeur Cordovas – reine Erfindung war. Dies führte zu McGraths Entlassung beim Magazin
Insider
.


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    Schönes Kind.
    Im Jahr 1986 heiratete Cordova angeblich seine dritte Frau, Astrid Goncourt, eine französische Kostümbildnerin. Sie bekam ein Tochter, Ashley, die als Achtjährige in Cordovas letztem bekanntem Film, »Atmen mit den Königen« ( 1996 ), mitspielte. Später wurde sie als Klavierwunderkind unter dem Namen Ashley DeRouin bekannt, als sie als Zwölfjährige ihr Debüt in der Carnegie Hall feierte. Sie wurde am 13 . Oktober 2011 in einem verlassenen Lagerhaus in Chinatown tot aufgefunden. Sie wurde vierundzwanzig Jahre alt.


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    Warten.
    Seit 1977 hat sich Cordova nicht mehr öffentlich geäußert. 2003 tauchten Berichte auf, er arbeite an einem neuen Film mit dem Arbeitstitel »Matilde« – doch es gibt keinerlei Hinweise, dass die Produktion je begonnen hat. Um den Regisseur zu überzeugen, einen weiteren Film zu drehen, haben die Cordoviten das Symbol eines roten Vogels ausgewählt, das in jedem seiner fünfzehn Filme kurz zu sehen ist: ein Symbol schlichter Schönheit, des menschlichen Freiheitsdrangs und der Möglichkeit zur Transzendenz im Angesicht unvorstellbaren Schreckens.


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    Das letzte Raunen.
    Gerüchte über den Regisseur werden auf einer unsichtbaren Fan-Website namens
The Blackboards
zerlegt und analysiert. Obwohl es immer wieder Berichte gibt, der Regisseur sei dem Wahnsinn verfallen oder gar tot, ergab sich am 02 . Juni 2008 ein kleiner Hinweis auf seinen Aufenthaltsort, als ein anonymer Angestellter von Christie’s International nach einer Auktion zeitgenössischer Kunst in London der Presse einen Kaufvertrag zuspielte. Aus dem Dokument geht hervor, dass Francis Bacons
Self-Portrait
( 1971 ) für eine nicht genannte achtstellige Summe an einen gewissen
S. Cordova
verkauft wurde.


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    Transkript des Telefonats: Anonymer Anrufer »John«
    S. McGrath, 11 . Mai 2006 . 23 : 06 – 23 : 11 Uhr

    SM : Hello.

    Anrufer: Ist da Scott McGrath, der Reporter?

    SM : Ja. Mit wem spreche ich?

    Keine sofortige Antwort. Stimme klingt älter, Mitte sechzig oder siebzig.

    Anrufer: Ich habe gehört, Sie recherchieren zu Cordova.

    SM : Wo haben Sie das gehört?

    Anrufer: Es spricht sich herum.

    SM : Sind Sie ein Freund von ihm?

    Keine Antwort. Er klingt nervös.

    Anrufer: Ich will nicht, dass Sie diesen Anruf aufnehmen.

    SM : Tu ich nicht. Wie heißen Sie?

    Anrufer: John.

    Nicht sein wirklicher Name. Ich bin versucht, mein Telefonaufnahmegerät einzuschalten – eine notwendige Sicherheitsmaßnahme –, aber den TP - 7 -Stecker anzuschließen verursacht ein Klickgeräusch. Ich will ihn nicht verscheuchen.

    SM : In welchem Verhältnis stehen Sie zu Cordova?

    Anrufer: Ich habe ihn gefahren.

    SM : Sie waren sein Chauffeur?

    Anrufer: Könnte man sagen.

    SM : Wo?

    Anrufer: Upstate.

    Upstate New York. »John« atmet seltsam – er ist sich nicht sicher, ob er reden soll.

    SM : Sind Sie noch dran?

    Anrufer: Tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich gerade hiervon halten soll.

    SM : Lassen Sie sich Zeit. Wie sind Sie an den Job gekommen?

    Anrufer: Mir gefallen die ganzen Fragen nicht.

    SM : Sie haben doch mich angerufen, John. Wäre es einfacher, wenn wir uns treffen würden?

    Anrufer: Nein.

    Dreißig Sekunden Pause.

    Anrufer: Meistens habe ich die Frau in die Stadt gefahren, die Mexikanerin, die für ihn arbeitet.
    Aber eines Nachts rief er mich an und fragte, ob ich ihn fahren würde.

    SM : Wohnen Sie in der Nähe seines Anwesens in Crowthorpe Falls?

    Anrufer: Will ich nicht sagen.


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    Ich mache mir Notizen.

    Anrufer: Er wollte, dass ich ihn mitten in der Nacht abhole. Um 03 : 00 Uhr. Er bat