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Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Hungrig leckte er sich die Lippen und fühlte, wie sein Blut zu rauschen begann. Sie musterte ihn mit dem ihm allzu bekannten, unsicheren Blick, überflog seine außergewöhnliche Erscheinung und reagierte wie gewünscht unruhig. Russell lächelte erneut nahezu unmerklich, als er hörte, wie sich ihr Herzschlag erhöhte, ihr Blut schneller zu fließen begann und Unbehagen ihre attraktiven Züge überflog.
    Es war wundervoll zu erleben, wie Menschen auf ihn reagierten. Seine Ausstrahlung von latenter Gefahr erzeugte immer wieder diesen schnelleren Pulsschlag, manchmal auch Schweißausbrüche oder nervöses Zucken. Es war berauschend, so viel Macht über andere zu haben und erregte ihn jedes Mal aufs Neue.
    Russell lächelte befriedigt in sich hinein, betrachtete den schlanken Hals, sah die Adern unter der zarten Haut pulsieren und fragte sich natürlich, wie sie wohl schmecken würde. Aber es war helllichter Tag und zudem befand er sich in Daves Firma. Dies war seine Angestellte. Zwar war der Drang da, doch er wusste auch, dass er die Tat jetzt ohnehin nicht unbemerkt ausführen könnte. Frustriert senkte er den Blick, genoss nur den Geruch und das Geräusch des pulsierenden Blutes.
    Die junge Frau stieg bereits ein Stockwerk später wieder aus. Etwas übereilt, denn sie stolperte und blickte sich noch kurz unsicher zu ihm um. Russell konnte nicht widerstehen, schenkte ihr für die wenigen Sekundenbruchteile, bevor die Türen sich wieder schlossen, ein weiteres Lächeln, entblößte dabei allerdings seine scharfen Zähne. Nur so wenig, dass sie erbleichte und sich nicht sicher sein konnte, was sie da wirklich gesehen hatte. Dann schlossen sich die Türen auch schon wieder, nahmen ihr den Blick auf diesen merkwürdigen Mann. Das Erlebnis erheiterte Russell und so überstand er auch die letzten Stockwerke in dem metallenen Gefängnis. Endlich trat er hinaus in den lichtdurchfluteten Vorraum von Daves Büro.
    Die meisten ihrer Art bevorzugten eher das Dunkle. Dave war da anders. Vielleicht lebte er einfach auch schon zu lange und war ein wenig wunderlich, vermutete Russell nachdenklich. Das Büro wirkte, als ob es in den Himmel hinein gebaut worden wäre. Die ganze Decke schien aus Glas zu bestehen und die Sonne strahlte hell, nahezu bedrohlich gleißend herein. Spöttisch verzog Russell das Gesicht, als er daran dachte, dass Dave es vermutlich für eine gelungene Ironie hielt, sein Büro quasi direkt in das Licht zu bauen. So war er eben.
    Der Älteste der Anderen lebte schon so lange unter den Menschen, dass er solche Dinge für amüsant hielt. Russell selbst machte das Sonnenlicht im Grunde nichts aus. Es bewirkte lediglich ein deutliches Unwohlsein, besonders unter diesem offenen Himmel, so weit von der Erde weg. Vielleicht wollte Dave damit auch bewirken, dass andere ihrer Art sich unwohl fühlten, wenn sie ihm hier gegenübertraten.
    Russell kam auch nicht gerade gerne und oft hierher. Sie beide verband freilich eine jahrzehntelange Freundschaft, wie sie wohl unter ihresgleichen sonst nicht existierte.
    Die Sekretärin im Vorraum nickte ihm zu. Sie kannte ihn bereits und wusste, dass er immer Zugang zu Daves Büro hatte.
    „Ich sage ihm kurz Bescheid, Herr Russell. Sie können bereits durchgehen“, begrüßte sie ihn mit einem geschäftsmäßigen Lächeln und griff zum Telefon.
    Bei ihr bewirkte seine Erscheinung kaum noch einen erhöhten Pulsschlag, wie Russell bedauernd bemerkte. Sie war vermutlich weitaus Schlimmeres von ihrem Chef gewöhnt, ging sie doch täglich mit ihm um. Daves bedrohliche Ausstrahlung musste die seine bei Weitem übertreffen.
    Russell lächelte, als er den Gang weiter hinabging. Die Sekretärin nannte ihn „Herr Russell“ und er war zufrieden damit. Woher sollte sie auch wissen, dass es sowohl sein Vor- als auch sein Nachname war.
    Eigentlich hatte seine Art nur einen Namen. Nur einen menschlichen Namen , korrigierte er sich. Nicht wie die echten Anderen noch einen geheimen, wahren Namen. Irgendwann hatte er selbst wohl auch mal einen menschlichen Nachnamen gehabt. Russell konnte sich nicht daran erinnern, denn das war vorher gewesen, lange bevor er erkannt hatte, was er wirklich war und daran erinnerte er sich nur ungern zurück. Jetzt besaß er eben nur diesen einen Namen, Überbleibsel seines menschlichen Teils. Dafür hatte dieser Name jedoch auch keine Macht über ihn, wie es die wahren Namen über die Anderen hatten.
    Links und rechts waren weitere kleine Büros eingerichtet. Das

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