Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
nickte zustimmend. „Ich glaube, er kann nicht mehr anders. Michael ist ihm ja regelrecht hörig und dein Hartmut ebenso, aber Thomas behandelt Menschen teilweise wirklich wie lästiges Ungeziefer.“
„Er ist nicht mein Hartmut, okay?“, schnappte Angelika sofort, fügte jedoch versöhnlicher hinzu: „Hartmut ist okay und nett!“ Sie biss sich in die Unterlippe. „Wenn er nicht mit Thomas zusammen ist“, fügte sie zerknirschter hinzu. „Michael hingegen bewundert jeden, der so cool auftritt wie Thomas. Jeden, der wirklich kämpfen kann.“
Angelika grinste verschmitzt. „So wie Max jeden anschmachtet, der nur halbwegs appetitlich aussieht. Wenn Thomas es nicht bemerkt, wirft er sogar dem solche Blicke zu.“ Roger runzelte misstrauisch die Stirn. „Doch, echt!“, bestätigte Angelika lachend. „Ich glaube, insgeheim würde sich Max von Thomas gerne mal flachlegen lassen.“
Sie zwinkerte ihm frech zu. „Wo er schon bei dir keine Chance hat!“ Roger machte eine müde, abwehrende Geste, grinste jedoch. „Thomas also auch? Ich fürchte, Max wird bei dem noch mehr auf Granit beißen als bei jedem anderen, den er sehnsüchtig anhimmelt. Armer Max.“
Sie schwiegen einen Moment, hingen jeder ihren eigenen Gedanken nach.
„Hat es dich eigentlich überrascht, dass Finn schwul ist?“, fragte Angelika leise nach. „Nein, nicht wirklich“, antwortete Roger und zog nebenbei das abgekühlte Messer aus dem Eimer. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, als er das Metall hochhielt und kritisch von allen Seiten betrachtete. „Irgendwie hatte ich das schon vermutet.“ Er lächelte kaum merklich versonnen, erntete dafür ein wissendes Lächeln von Angelika. „Gaydar“, gab sie augenzwinkernd zurück. Roger betrachtete eingehend sein Messer, erwiderte erst nach einer längeren Pause: „Er scheint ganz schön schüchtern und verklemmt zu sein, aber ziemlich nett.“ „Ich mag ihn“, bestätigte Angelika augenblicklich enthusiastisch. „Er wirkt noch ein bisschen wie ein unsicherer Junge mit einem großen Herzen. Nur seine Aura ist merkwürdig.“
Roger legte das Messer zu den anderen und sah sie fragend an. Angelika hatte den Kopf schief gelegt, schien nachzudenken. „Eigentlich eine extrem starke Aura. Allerdings ist es, als ob man sie durch einen Nebel betrachten würde. Man kann sie nicht ganz fassen. Dahinter ist etwas verborgen, das sich mir entzieht. Mir scheint, dass etwas Entscheidendes fehlt. Keine Ahnung, so etwas habe ich noch nicht erlebt.“
Roger hob einen der anderen Rohlinge hoch und drehte ihn im Licht hin und her.
„Ich hoffe, er kommt am Wochenende. Irgendwie passt er gut in die Gruppe“, meinte er betont neutral. Angelika betrachtete ihn sekundenlang, nickte und hob den Korb auf, den sie abgestellt hatte, als sie Roger die Tasse reichte. „Ja, er passt zu uns“, bestätigte sie, wandte sich um und zupfte an ihren Röcken herum. Langsam wandte sie sich um, maß Roger mit einem langen Blick. „Mach dir nicht zu viel Hoffnungen“, fügte sie leise hinzu. Roger fuhr sofort zu ihr herum, funkelte sie betroffen und zornig an. „Was soll das heißen?“, zischte er aufgebracht, seine Hände zitterten kaum merklich. Die Hexe lächelte ihn nachsichtig und ein wenig mitleidig an. „Wenn du das nicht weißt, Roger, kann ich dir auch nicht helfen“, erklärte sie mit sanfter Stimme. „Ich kann dir nur sagen, dass sein Herz bereits vergeben ist.“ Roger starrte sie wortlos an, seine Finger umklammerten den Rohling fest. „Ich habe es sehr deutlich gespürt, als ich seine Hand hielt“, fuhr Angelika ebenso leise fort und riet ihm: „Hänge dich nicht wieder an jemand Unerreichbaren.“
Roger grunzte unwillig und holte ein weiteres glühendes Metallstück aus der Esse, begann es hektisch und unnötig hart zu bearbeiten. Angelika betrachtete seinen kräftigen, blanken Rücken, seufzte und trat vor. Behutsam legte sie ihm die Hand auf den Arm. Augenblicklich verhielt der junge Schmied, ließ den Hammer sinken.
„Ich will nur nicht, dass dich jemand verletzt“, flüsterte Angelika eindringlich. „Du musst selbst herausfinden, wo dein Platz im Leben ist.“ Rogers Rücken blieb angespannt, die Muskeln bebten unter ihrem Griff. Ohne einen Ton zu sagen, nahm er den Hammer auf und schlug erneut hart und kraftvoll auf das glühende Eisen ein. Wild stoben die Funken durch die Schmiede, tauchten alles in ein zittriges Licht.
Angelika betrachtete noch einige Minuten lang Rogers Gestalt.
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