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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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    Ihr Vater hatte vor Kurzem einen Leibwächter für sie engagiert, einen mächtigen Kerl mit rundem Kahlkopf, aus dessen Ohr gelegentlich ein Spiralkabel ragte und erkennen ließ, was seine Aufgabe war. Doch im Augenblick drehte Darthur Morgan draußen seine Runde und überprüfte die geparkten Fahrzeuge. Sein Sicherheitskonzept beinhaltete unter anderem die nette Idee, sich einfach regelmäßig zu zeigen, damit potenzielle Stalker lieber kehrtmachen und abhauen würden, als die Konfrontation mit einem Einhundertfünfzehn-Kilo-Mann zu riskieren, der wie ein mies gelaunter Rapper aussah (was er als Jugendlicher bestimmt auch gewesen war).
    Kayleigh spähte abermals in den hinteren Teil der Halle – was die beste Stelle für ihn wäre, wenn er sie beobachten wollte. Dann biss sie die Zähne zusammen. Sie ärgerte sich über ihre Angst und noch mehr über ihr Unvermögen, die Beklemmung in den Griff zu bekommen und sich nicht länger ablenken zu lassen. Mach dich gefälligst wieder an die Arbeit, dachte sie.
    Und wovor fürchtest du dich überhaupt? Du bist nicht allein. Die Band war zwar noch nicht in der Stadt – sie schloss gerade ein paar Studioaufnahmen in Nashville ab –, aber Bobby stand an dem riesigen Midas- XL 8-Mischpult auf der Kontrollplattform im hinteren Teil der Halle, etwa sechzig Meter entfernt. Alicia bereitete die Probenräume vor. Zwei der bulligen Roadies aus Bobbys Truppe luden derweil die unzähligen Kisten aus dem Laster, um all die Werkzeuge und Requisiten und Sperrholzplatten und Ständer und Kabel und Verstärker und Instrumente und Computer und Stimmer zusammenzusetzen und aufzubauen – die paar Tonnen Ausrüstung eben, die auch eine mittelgroße Tourband wie die von Kayleigh benötigte.
    Sie nahm an, dass einer der Jungs ihr zu Hilfe eilen würde, falls der Schatten dort tatsächlich er wäre.
    Verdammt, hör endlich auf, mehr aus ihm zu machen, als er ist! Er, er, er – als hättest du Angst, auch nur seinen Namen auszusprechen. Als würdest du ihn dadurch heraufbeschwören.
    Sie hatte schon andere besessene Fans gehabt, jede Menge sogar – welche großartige Singer-Songwriterin mit himmlischer Stimme würde nicht auch ein paar aufdringliche Bewunderer anziehen? Sie hatte zwölf Heiratsanträge von Männern erhalten, die ihr noch nie begegnet waren, und drei von Frauen. Ein Dutzend Paare wollten sie adoptieren, ungefähr dreißig halbwüchsige Mädchen wollten ihre beste Freundin sein, tausend Männer wollten sie zu einem Drink oder Abendessen einladen, manche in Ökorestaurants, andere in Luxushotels … und zahllose Offerten boten ihr die Freuden einer Hochzeitsnacht, ohne sich vorher der Mühe einer Eheschließung zu unterziehen. He Kayleigh denk drüber nach denn ich besorgs dir besser als dus je gekriegt hast und übrigens hier is ein Bild von dem was dich erwartet ja das bin wirklich ich nicht schlecht oder???
    (Es war eine ziemlich blöde Idee, ein solches Foto an eine damals siebzehnjährige Kayleigh zu schicken.)
    Für gewöhnlich fand sie es amüsant, so viel Aufmerksamkeit zu erregen. Aber nicht immer und definitiv nicht in diesem Moment. Kayleigh schnappte sich unwillkürlich ihre Jeansjacke von einem nahen Stuhl und zog sie über ihrem T-Shirt an, um allen neugierigen Blicken noch weniger Angriffsfläche zu bieten. Und das, obwohl Fresnos charakteristische Septemberhitze die dunkle Halle in einen großen Schmortopf verwandelt hatte.
    Wieder dieses Klicken und Klopfen aus dem Nichts.
    »Kayleigh?«
    Sie fuhr herum und versuchte sich den Schreck nicht anmerken zu lassen, obwohl sie im selben Moment die Stimme erkannte.
    Eine kräftige Frau von etwa dreißig Jahren blieb mitten auf der Bühne stehen. Sie hatte kurzes rotes Haar und diverse Tätowierungen auf Armen, Schultern und Rücken, die durch das enge Tanktop nur teilweise verdeckt wurden. Die ebenfalls enge und hüftbetonte Jeans steckte in modischen Cowboystiefeln. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Alles okay?«
    »Hast du nicht. Was gibt’s?«, fragte sie Alicia Sessions.
    Ein Nicken in Richtung des iPads in ihrer Hand. »Die sind gerade reingekommen. Probeabzüge der neuen Poster. Wenn wir sie noch heute in die Druckerei geben, sind sie bis zur Show auf jeden Fall fertig. Gefallen sie dir?«
    Kayleigh beugte sich über den Bildschirm und nahm die Poster in Augenschein. In der heutigen Musikbranche ging es natürlich nur zum Teil um Musik. Wahrscheinlich war das schon immer so gewesen, vermutete sie, doch es

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