Die Angebetete
nach. Sie trat vor und schloss Dance fest in die Arme. »Kathryn, hallo. Das ist so großartig!«
»Ich konnte es kaum erwarten herzukommen.«
Die Sängerin trug Jeans und seltsamerweise eine dicke Denim-Jacke, trotz der Hitze. Ihr herrliches Haar fiel offen herab; es war fast so lang, wie sie groß war.
»Ich hab zweimal versucht, dich zu erreichen«, fügte Dance hinzu.
»Es gab … äh, ein kleines Problem im Konzertsaal. Nichts Wichtiges. He, Leute, das ist meine Freundin Kathryn Dance.«
Dance begrüßte Bobby Prescott, den sie seit einigen Jahren kannte. Mitte dreißig, gut aussehend wie ein Schauspieler, mit zurückhaltendem Lächeln und braunem Lockenschopf. Ebenfalls dabei war der dickliche und überaus schüchterne Tye Slocum mit seiner langen roten Mähne, die dringend mal gestutzt werden musste. Er war für die Instandhaltung und Reparatur der Gitarren der Band zuständig. Die ernste, muskulöse Alicia Sessions, die für Dance so aussah, als gehöre sie in einen Punkrock-Club in Downtown Manhattan, war Kayleighs persönliche Assistentin.
Und dann war da noch jemand. Ein Afroamerikaner, etwa eins neunzig groß und um die hundertfünfzehn Kilo schwer.
Ein Aufpasser.
Die Tatsache, dass Kayleigh einen Leibwächter hatte, war keine Überraschung, wenngleich Dance besorgt registrierte, dass der Mann auch hier drinnen aufmerksam alles im Blick behielt. Er nahm jeden der Anwesenden genau in Augenschein – den jungen Mann bei der Jukebox, die Arbeiter, die Geschäftsleute und sogar die älteren Paare und den Barkeeper. Er hielt eindeutig Ausschau nach einer potenziellen Gefahr.
Was war der Grund dafür?
Offenbar fand er zunächst keine Anzeichen einer Bedrohung und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Kayleigh, ohne jedoch in seiner Konzentration nachzulassen. Das war charakteristisch für Leute wie ihn – deshalb waren sie so gut. Er ging in Wartestellung. »Sieht okay für mich aus.«
Sein Name war Darthur Morgan. Als er Dance die Hand gab, sah er sie durchdringend an, und in seinem Blick flackerte Erkennen auf. Als Kinesik-Expertin wusste Dance, dass ihre Körpersprache den Cop in ihr verriet, auch wenn sie das gar nicht beabsichtigte.
»Essen Sie mit uns«, forderte Kayleigh den großen Mann auf.
»Nein, vielen Dank, Ma’am. Ich warte draußen.«
»Nein, es ist zu heiß.«
»Draußen ist es sinnvoller.«
»Nun, dann holen Sie sich wenigstens einen Eistee oder eine Limo. Und kommen Sie herein, falls Ihnen zu warm wird.«
Doch er bestellte kein Getränk, sondern ging nur langsam durch das halbdunkle Restaurant zur Tür und mit einem kurzen Blick auf die Wachsfigur eines lassoschwingenden Cowgirls weiter nach draußen.
Der hagere Barkeeper brachte die Speisekarten und konnte seinen bewundernden Blick kaum von Kayleigh Towne abwenden. Sie lächelte dem jungen Mann mütterlich zu, obwohl sie ungefähr im gleichen Alter war.
Kayleigh schaute zur Jukebox. Es war ihr sichtlich peinlich, dass ihre eigene Stimme ihnen ein Ständchen sang.
»Also, was ist passiert?«, fragte Dance.
»Okay, ich werd’s dir verraten.« Sie erklärte, dass sich während der Vorbereitungen für das bevorstehende Konzert eine lange Scheinwerferbatterie über der Bühne gelöst hatte und heruntergefallen war.
»Mein Gott. Geht es dir gut?«
»Ja, sicher. Abgesehen von einem blauen Fleck am Hintern.«
Bobby, der neben Kayleigh saß, legte ihr eine Hand auf den Arm und sah sie besorgt an. »Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte«, sagte er leise. »Es war ein fest installierter Scheinwerferriegel. Die werden nicht je nach Bedarf an- und abmontiert, sondern hängen immer da.«
»Und außerdem hast du sie doch überprüft, Bobby«, fügte der große Tye Slocum mit scheu gesenktem Blick hinzu. »Ich hab dich gesehen. Zweimal. Sämtliche Scheinwerfer. Bobby ist der beste Roadie, den es gibt. Ein solcher Unfall ist noch nie passiert.«
»Wenn das Ding sie getroffen hätte, wär’s das wohl gewesen«, fügte Alicia wütend hinzu. »Sie hätte tot sein können.«
»Die Strahler sind mit Tausend-Watt-Birnen bestückt«, erläuterte Bobby. »Wenn die zerbrochen wären, hätte ein Feuer ausbrechen können. Ich habe vorläufig den Strom abgeschaltet für den Fall, dass es doch eine Beschädigung gegeben hat. Heute Abend, wenn ich zurück bin, sehe ich mir das genauer an. Aber vorher muss ich noch nach Bakersfield und eine neue Verstärker- und Lautsprecherbank abholen.«
Dabei beließen sie es und widmeten sich den
Weitere Kostenlose Bücher