Die Angune (German Edition)
vergangene Jagderlebnisse ab. Aber es gab auch Momente in denen es besser ging. Und so beschrieb der Famulus, wie er anfing seine Beobachtungen und Versuche sorgfältig niederzuschreiben.
Die Maga blickte kurz hoch von ihrem Buch. Ein Glück, dass dieser Uldar Singvogel ein Unterirdischer gewesen war. Die Steinmaden waren zähe und ausdauernde Burschen, und hier hatte sich die Beharrlichkeit des Unterirdschen offenbar ausgezahlt.
Auf der Suche nach einer kleinen Population von Flugka tzen die er studieren konnte, hörte der Zwerg vom Kloster Sinau. Dort erzählten ihm die Priester des Klosters, dass sich im Gebälk der alten Mauern oft ein paar Flugkatzen aufhielten, und dass die einzelgängerisch legenden Räuber manchmal ein untypisches Verhalten aufzeigten. Die Priester sahen in ihnen ein Zeichen der Götter, die ihren Gesängen wohlgesonnen sein mussten. Denn die nächtlichen und lautlosen Plagegeister kamen immer abends, um den rhythmischen und monotonen Gesängen der Abendlitanei zu zuhören.
Der hausbackene Famulus, als nüchtern denkender Zwerg, sah dies jedoch nicht so verträumt. Er musste allerdings zug eben, dass er doch verblüfft war zu sehen, welche Wirkung die religiösen Klänge auf die Tiere hatten.
N ach unzähligen Beobachtungen erkannte der Famulus, dass die Flugkatzen im Winter vor der Litanei kamen und im Sommer nach der Litanei. Und manchmal kamen sie überhaupt nicht. Seine akribischen und beharrlichen Studien brachten den Famulus bald auf eine neue Spur. Auf der Suche nach regelmäßigen und vorhersehbaren Verhaltensmuster bemerkte er, dass das untypische Verhalten immer dann aufzutreten schien, wenn die Räuber aus den Hügeln hinter dem Kloster herunterkamen, wo sie an einer kleinen Quelle tranken.
Das Wasser der Quelle schien also hinter dem Geheimnis der Flugkatzen von Sinau zu stecken . Das Wasser bewirkte die entspannte, aber sehr konzentrierte Wachheit bei den Flugkatzen. Allerdings schien das Wasser sich auch auf die Bewegungen der Flugkatzen auszuwirken. Denn die Tiere kamen nicht ins Kloster wegen der monotonen Klangmuster der litaneiartigen Gesänge der Mönche, sondern sie kamen um sich in den Mauern des Klosters auszuruhen.
Nur, warum?
Und der Famulus Uldar Singvogel beschrieb voller Stolz und in allen Einzelheiten, wie es ihm gelungen war, sich dem Geheimnis der Quelle zu nähern.
Da die Flugkatzen von Sinau immer genau mit der Aben ddämmerung kamen, ging er am späten Nachmittag zu der Quelle hinauf, um das Geschehen zu beobachten.
Er war überwältigt und hingerissen , wie seine Sinne in der winzigen Lichtung von einzigartigen Reizen überflutet wurden.
Lang und tief atmete er ein. Der Dunst von Moder lag in der Luft. Die weiche und feuchte Erde erfüllte den Wald mit einem schweren Duft von verrottendem Laub und feuchten Tannennadeln.
Überall summte, brummte und zwitscherte es. Aus einer Baumspitze trällerte ein Singvogel seine durchdringenden und abwechslungsreichen Gesangskaskaden. Zu solch später Stunde waren auch noch einige dicke Hummeln unterwegs, die von Blüte zu Blüte brummten. Und beim Vorbeifliegen der riesigen, buntglitzernden Diamantlibellen vernahm der Famulus das knisternde Geräusch ihrer steifen Flügel.
Der kleine Quellteich war rundherum von dicken Felsen eingerahmt, so als wollten sie eine schützende Barriere um das kristallklare Gewässer bilden. Doch die Pflanzen ließen sich nicht von dieser Barriere beirren und streckten gierig ihre Fi nger nach dem labenden Nass aus. In den kleinsten Spalten versuchten krautige Stauden mit grellfarbenen Blütenständen Fuß zu fassen. Und die Leuchtmoose siedelten direkt auf den Häuptern der hinderlichen, grauen Gesellen.
Nur ungern ließen die dunkelgrünen Bäume der Nachba rschaft zu dieser fortgeschrittenen Tageszeit vereinzelte Strahlen der tiefstehenden Aurora durch ihr lichtes Blätterdach herein. Einer dieser Sonnenstrahlen spähte über eine Astgabel und hinterließ einen kleinen Lichtfleck auf einem Stein am Quellerand.
Uldar Singvogel starrte gebannt auf den kleinen leuchte nden Lichtfleck.
Knapp daneben fiel gelegentlich von einem langen Moo sstengel ein Wassertropfen in das Wasser, und schickte auf seiner Oberfläche kleine Ringe auf die Reise.
Plopp, Plopp ...
Der Zwerg schaute den kleinen, kreisrunden Wellen nach, die von den Wassertropfen verursacht wurden und sich alsbald auf die Reise machten.
Plopp, Plopp ...
Erschreckt war Uldar Singvogel zusammengezuckt , als er
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