Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
Vom Netzwerk:
Ohrenziehen bestraft wurde - falls man sich erwischen ließ!
    Damals hatte sie ihre Meisterin einmal beobachtet , wie sie eine kleine Schriftrolle nahm, auf der geheimnisvolle Runen aufgezeichnet waren, und leierhaft einen unverständlich Spruch aufsagte. Und mehrere Tage danach war diese junge Frau mit den flammend roten Haaren aufgetaucht.
    Viele, viele Sonnenumläufe später, als die alte Maga sie nach und nach in die Geheimnisse ihrer Magie einführte, hatte sie ihr auch das Geheimnis der Schriftrolle und des Kieselsteins erklärt. Und sie hatte Dran'ja den Zauberspruch gelehrt, mit dem sie die Angune anrufen konnte.
    Als naturverbundene Geschöpfe des Lichts übten die Weißelfen weiße Magie aus, d.h. sie wirkten Zauber, deren Ziele Schutz und Heilung waren, sowohl bei Personen als auch im botanischen Sinne. Einen Axtschlag in einen Baumstamm konnten sie genauso schnell wieder zuwachsen lassen, wie eine Pfeilwunde bei einem Tier, oder den Liebesschmerz einer Pe rson.
    Meistens aber musste die Maga keinen Zauber wirken um jemandem zu helfen. Meistens genügte geduldiges Zuhören und die erworbene Weisheit eines langen und erfüllten Lebens , um die kleinen Probleme des täglichen Daseins zu bereinigen. Und gut zuhören, das konnte die Uri Dran'ja!
    Und dennoch entstanden manchmal - wenn auch äußerst selten - Situationen, wo weder das Wissen und die Weisheit noch ihre magischen Künste weiterhalfen.
    Dann konnte sie die Angune anrufen. Die Angune war ke ine Elfe und auch kein Zwergin. Sie schien einem längst ausgestorbenen Göttergeschlecht anzugehören. Die alte Maga wusste nicht einmal von wo sie herkam.
    Entscheidend waren die geheimnisvollen Runen!
    Sie waren auf den Kieselstein geritzt, und in einen seltsamen Felsen gemeißelt, der oben in den Bergen an der Quelle des Tarido stand. Hier tauchte die Angune immer auf, wenn sie angerufen wurde. Hier stieg die Angune auf Ersoh herab.
    Dem war so seit ewigen Zeiten. Und die Angune schien wirklich nicht zu altern. Selbst für die langlebigen Elfen!
    Die alte Maga hatte sie vor 17 Sonnenumläufen zuletzt g erufen, und die Angune hatte genau so jung ausgesehen wie damals, als die junge Famula sich in einem Weidenkorb versteckt hielt, und die wunderschön aussehende Frau bei ihrer Meisterin bewundert hatte.
    Und jetzt sollte sie tot sein! Begraben von einem gewöhnlichen und banalen Erdrutsch!
    Die alte Maga konnte und wollte das nicht hinnehmen. Alles in ihr strebte sich dagegen: ihr Herz und ihr Verstand. Doch wo war die Angune? Hatte sie eine Möglichkeit gehabt um der Katastrophe zu entgehen?
    ›War sie schon wieder entschwunden und heimgekehrt?‹
    Vielleicht hatte sie den Felsen verlassen während der Rabe in der Tanne sein Gefieder reinigte? Doch warum sollte jemand seinen Unterschlupf verlassen während es draußen in Strömen goss? Selbst die göttlichen Daimones wurden nass im Regen!
    Hatte sie vielleicht den Erdrutsch gespürt und sich noch schnell in Sicherheit bringen können? Doch warum hätte sie das Unglück kommen sehen und der Rabe nicht, wo doch Tiere bekanntlich eine Katastrophe viele Tage im Voraus sp üren konnten.
    ›Es sei denn ...‹
    Die Maga schüttelte bei der abwegigen Idee den Kopf.
    ›... sie ist unter dem Stein eingeschlossen und versucht sich zu befreien.‹
    Ein e Daimonia die von einem Erdrutsch verschüttet wurde und sich nicht befreien konnte! Der Gedanke war schon etwas abstrus, denn die Magie der Daimones war weitaus mächtiger als die einer Maga oder eines Magus.
    Die Augen der Maga wanderten unruhig hin und her.
    Wenn dem aber doch so war?
    Gedankenverloren blickte die Maga auf die Ranken, die sich auf dem Felsen kunstvoll verschlungen hatten, um eine Art Bilderahmen zu bilden. Der Rabe und die Ranke waren zwei Geschöpfe denen nichts, aber überhaupt nichts, gemein war. Und trotzdem konnten sie miteinander kommunizieren, denn sie griffen beide auf das gemeinsame Gedächtnis von Mutter Natur zurück.
    Mutter Natur!
    Sie befahl den Wind und sie nahm den Steinen ihre scharfen Kanten. Sie ließ die Flüsse anschwellen und sie befahl Aurora unterzugehen. Sie konnte Dinge nach Belieben schaffen, und sie wieder vernichteten, falls ihr danach zumute war. Aber nie, niemals würde Mutter Natur etwas oder jemanden vergessen! Denn ihr Gedächtnis war unendlich.
    Und es war für alle da!
    Aus dem Gedächtnis von Mutter Natur konnten Informationen gelesen werden, und es konnten Informationen darin abgelegt werden. Verband man beide

Weitere Kostenlose Bücher