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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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Schulter.
    Augenblicke später rollten sie ineinander verkrallt über den steinigen Waldboden. Der Körper des Fremden war schwer und massiv und bot viel mehr Widerstand als der eines Rehs oder Schafes. Marcus trat und schlug mit aller Kraft, riss gewaltsam an den Haaren des Fremden und versuchte, ihn in der Magengrube oder am Geschlecht zu erwischen. Der Fremde rang ihn mit spielerischer Leichtigkeit nieder. Er wog mehr als Marcus und war auch deutlich stärker. So sehr Marcus sich auch wehrte, er fand sich alsbald zwischen dem Körper des Fremden und dem Waldboden eingeklemmt. Seine Beine strampelten und traten hilflos. Die Arme hielt der Fremde ihm fest.
    "Mehr hast du nicht zu bieten?", fragte der Fremde spöttisch. Marcus keuchte Verwünschungen, hieb mit dem Kopf und spuckte dem Fremden schließlich ins Gesicht. Der wischte sich in Marcus' Haaren trocken, dann verdrehte er ihm mit einigen geschickten Griffen die Arme und wälzte ihn auf den Bauch.
    Marcus' Gesicht wurde in den Waldboden gedrückt. Erde und Tannennadeln drangen ihm in den Mund, und er bekam kaum Luft, als der Fremde sich auf ihn legte. Die schwere Hitze des Mannes drang förmlich in Marcus ein. Er wehrte sich, aber er konnte sich unter dem anderen kaum bewegen. Hitze ballte sich in seinen Lenden. Halb erschrocken, halb erstaunt spürte er, wie sein eingeklemmtes Geschlecht hart wurde. Die Wärme des anderen, seine harten Muskeln und das Gefühl, ihm völlig ausgeliefert zu sein, brachten etwas in ihm nach oben, das er bisher nicht gekannt hatte.
    Dann spürte er, wie das Geschlecht des anderen sich wie ein glühender Pfahl in sein Inneres bohrte. Marcus schrie und wurde von der großen Hand des anderen gnadenlos unten gehalten. Der Fremde bewegte sich schnell auf ihm und stöhnte in sein Ohr. Marcus zwinkerte sich Tränen aus den Augen. Er versuchte, ein wenig locker zu lassen, um den Schmerz zu verringern, und plötzlich schoss eine Feuerlohe aus Erregung durch sein Inneres. Er schrie laut auf und verausgabte sich in das Moos unter ihm. Beinahe gleichzeitig ergoss der Fremde sich in ihm und blieb keuchend auf ihm liegen.
    Marcus' Herz schlug bis zum Hals. Was war geschehen? Die Gefühle waren ihm völlig fremd, kaum vergleichbar mit dem, was er mit Sibil erlebt hatte.
    Der Fremde musste des Teufels sein. Und er, Marcus, hatte ihm beigewohnt. Seine Seele war verdammt.
    Der Fremde stieg von Marcus herunter und schüttelte Tannennadeln ab.
    "Du bist ein feuriger Junge", sagte er. "In der Liebe und im Kampf. Wie heißt du?"
    "Marcus."
    "Ich bin Raffaelus. Komm mit. Ich will dir noch etwas anderes zeigen."
    Marcus stand auf und folgte dem anderen durch den Wald. Die Wut in seinem Inneren war erloschen, er fühlte sich zum ersten Mal seit langem stark und ruhig, beinahe zufrieden. Als wäre von der Selbstsicherheit des andern auch etwas in ihn geströmt.
    Raffaelus brachte ihn an den Waldrand. In einiger Entfernung standen Hütten, davor angebunden einige Ziegen.
    "Irgendwann wird es sich entscheiden", sagte Raffaelus. "Sie oder wir. Das ist unser Wald, den sie abholzen, in den sie ihre stinkenden Ziegen und Kühe treiben. Sie sind laut, schwach und unwürdig. Sie stecken in ihrer blassen zweibeinigen Gestalt fest, wandelnde Beutel voller Exkremente. Wir sind ihnen in allem überlegen, und manchmal müssen wir sie das spüren lassen."
    "Warum leben wir versteckt“, frage Marcus. "Wenn wir so überlegen sind, warum übernehmen wir nicht die Herrschaft?"
    "Das werden wir", versprach Raffaelus. "Doch noch nicht jetzt. Im Augenblick sind sie zu viele. Aber jeder, der stirbt, bringt uns einem freien Leben näher."
    Erstaunt sah Marcus zu, wie Raffaelus sich nach vorne krümmte. Struppiges Fell durchbrach seine Haut, und sein Gesicht verformte sich zu einem Wolfsschädel mit langer Schnauze und messerscharfen Fangzähnen. Doch er schien die Wandlung nicht abzuschließen. Als gewaltiges Halbwesen sprang er hinüber zu den Hütten. Marcus stürzte sich in seine Tiergestalt und rannte hinterher.
    Noch ehe er bei den Hütten war, hörte er die Schreie und roch das Blut. Raffaelus war viel schneller als gewöhnliche Wandler. Mit einem gewaltigen Prankenhieb hatte er die Tür der Hütte zerfetzt und war ins Innere eingedrungen. Marcus ließ die panisch meckernden Ziegen beiseite und schloss zu ihm auf.
    In der Hütte hing der Gestank von Angst. In einer Ecke sah Marcus eine Bewegung. Ein dünner, kleiner Mann versuchte, sich in die Schatten zu drücken. Seine

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