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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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man damit umging. Was mich jedoch am meisten veränderte, bewahrte sie in einer kleinen Schachtel auf: Es war ein Stück künstliche Nase, aus hauchdünnem Silikon, das mit Hautkleber auf meiner eigenen angebracht wurde. Sie klebte es an und kaschierte die Ränder mit Make-Up. Auch künstliche Piercings wurden mir an Nasenflügel und Augenbrauen geklebt. Danach durfte ich in den Spiegel sehen.
    Eine herbe, etwas androgyne Frau sah mich an, sehr hübsch, auf eine südländische oder türkische Art, und mir selbst nicht im Geringsten ähnlich. Meine weiche Stupsnase war einem schmalen, scharfen Profil gewichen, und meine Augen waren braun wie Schokolade.
    "Hallo, Aysha", sagte ich überrascht. "Salam aleikum."
    "Sprichst du Türkisch?", erkundigte sich Lisa.
    "Ein paar Brocken. Jedenfalls genug, um bei Deutschen als Türkin durchzugehen."
    "Soll ich dir noch ein Kopftuch besorgen?"
    "Nein. Wäre doch schade um den schönen Haarschnitt."
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, und Andreas Koch kam zurück, der die Wohnung zwischenzeitlich verlassen hatte.
    "Verblüffend", sagte er und musterte mich. "Ich würde auf der Straße einfach an Ihnen vorbei gehen. Ganze Arbeit, Lisa. Und, Anna, wie fühlen Sie sich?"
    "Wie Aysha", sagte ich und grinste schief. "Die alte Anna gibt es ja nicht mehr."
    "Wir haben Nachricht von Adam", sagte Andreas Koch.
    "Adam...?"
    "Der Werwolf, der sich so überraschend auf unsere Seite geschlagen hat. Sie erinnern sich?"
    "Dunkel. Ich war sehr mit dem Pfefferspray in meinen Augen beschäftigt."
    "Er hatte uns angeboten, sich unter den Werwölfen umzuhören, wohin man Alexa gebracht haben könnte, und uns dann Bescheid zu geben."
    "Und? Wohin?"
    "Er weiß es noch nicht. Er hat eine SMS geschickt, er sei nun wieder im Rudel."
    "Aber Marcus..."
    "Natürlich nicht in Marcus' Rudel. Adam hat ein eigenes."
    "Ach so. Wann wird er sich wieder melden?"
    "Wir hoffen, sehr bald. Innerhalb der nächsten Stunden. Sie werden eine Forderung überbringen wollen."
    Die Angst um Alexa drückte mich wie ein harter, stacheliger Klumpen.
    "Wir werden alles für sie tun", versprach Andreas Koch. "Keine Frage. Einstweilen zu Ihnen..."
    Er zog ein Handy aus der Tasche und gab es mir, dazu einen Zettel mit einem Zahlencode.
    "Wir werden Ihnen SMS auf dieses Handy schicken", erklärte er. "Wir verschlüsseln sie, und zwar jeden Tag nach einem anderen Prinzip. Heute gilt die Drei. Das heißt, für jedes A lesen Sie ein D, für jedes Q ein T, und so weiter. Morgen gilt dann die Acht, übermorgen die Fünf. Prinzip verstanden?"
    "Ja."
    "Prägen Sie sich den Code ein und vernichten Sie den Zettel. Wir werden Ihnen Adressen schicken, bei denen Sie sich einfinden werden. Benutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel. Kein Taxi. Fahren Sie am besten zur Rush Hour. Alle nötigen Informationen, zum Beispiel, wo Sie am Zielort klingeln sollen, erfahren Sie in der SMS. Sie bestätigen bitte jede SMS, indem Sie ein Okay zurückschicken. Nicht mehr. Alles verstanden?"
    "Natürlich. Und wie lange...?"
    "Wir fertigen Ihnen falsche Papiere an, so schnell es geht. Dann bringen wir Sie außer Landes. Irgendwelche Vorlieben?"
    "Thailand wäre cool."
    "Also, dann Thailand."
    Mir ging immer noch alles viel zu schnell. Vielleicht lag ich in ein paar Tagen schon unter Palmen an einem Strand? Wer wusste das schon. Vielleicht lag ich auch in ein paar Tagen unter altem Blattwerk verscharrt im Taunus.
    Andreas Koch und Lisa verabschiedeten sich und ließen mich allein. ich freundete mich vor dem Spiegel mit meinem neuen Aussehen an, übte Deutsch mit türkischem Akzent, sah aus dem Fenster und zappte durch das Programm auf dem winzigen Fernseher.

    Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn plötzlich war es draußen dunkel. Im Fernsehen lief eine Kochshow, und das Handy in meiner Tasche brummte und vibrierte.
    Eine SMS.
    Ich drückte mit zittrigen Händen den Knopf.
    VFKOHLHUVWUDVVH QHXQ EHUJHU
    Fünf Minuten später hatte ich die Adresse. Ich warf mir meine Jacke über, schaltete Licht und Fernseher aus und zog die Tür hinter mir zu.
    Ich beschloss, erst einmal zu einem U-Bahn-Knotenpunkt zu fahren. Irgendwohin, wo viele Menschen waren - und ein Stadtplan, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich in die Schleierstraße kommen sollte.
    Frankfurt-Messe war mir am nächsten. Ich löste ein Ticket und ging die Stufen zum Bahnsteig hinunter. Es war kurz nach sechs, und eine Handvoll Menschen wartete auf die U-Bahn. Für einen Augenblick fühlte ich mich

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