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Die Antwort ist Ja

Die Antwort ist Ja

Titel: Die Antwort ist Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Ferrarella
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tief in die Augen, um die Rollenverteilung zwischen ihnen klarzustellen. Noch bestimmte sie, was geschah.
    “Ich gehe für eine Stunde hin. Dann bringt Max mich nach Hause, und du bleibst im ‚Salty’.”
    “Wofür denn?” wollte April wissen. “Ich mag ja noch nicht mal Bier.”
    “Nein?” Ursula zuckte mit den Schultern. “Dann trinkst du eben etwas anderes.
    Du findest schon etwas.”
    Dieses wissende Lächeln auf dem Gesicht ihrer Großmutter gefiel April gar nicht, aber sie gab auf. “Du bist unmöglich, Gran.”
    “Nur wenn Yuri heute Abend Glück hat, mein Kind, nur wenn Yuri Glück hat.
    Und jetzt geh”, drängte sie. “Mach dich hübsch!” April schüttelte den Kopf, während sie der alten Dame nachschaute, die ebenfalls begann, sich zurechtzumachen.

3. KAPITEL
    Im “Salty Dog Saloon” war an diesem Abend die Luft zum Schneiden dick. Der Lärm dröhnte April in den Ohren, so dass sie nur hier und dort ein paar Wortfetzen auffangen konnte, während sie sich ihren Weg durch das Menschengetümmel bahnte, das zu achtzig Prozent aus Männern bestand. Sie hatte sich absichtlich nicht besonders chic gemacht, sondern nur eine andere Bluse übergezogen und ihre abgetragene Jeans angelassen. Sie sah keinen Grund, sich herauszuputzen. Es war schließlich keine offizielle Gesellschaft, und die Menschen in Hades legten großen Wert auf Bequemlichkeit.
    April schaute sich um. Im Vergleich zu den anderen konnte sie sich sehen lassen, wenn ihr an einem solchen Vergleich gelegen wäre. Sich eine Horde Männer anzusehen, die noch zu haben waren, war wirklich das Letzte, was sie interessierte. Sie sah sich eher mit den Augen einer Berufsfotografin um.
    So viele Menschen hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal, erinnerte sie sich, war es auch hier gewesen, kurz nach ihrem Examen in der High School. Sie war die Erste in ihrer Familie, die die Hochschulreife geschafft hatte, und Gran wollte unbedingt ein Fest für sie geben. Da in der Wohnung über der Post nicht genug Platz war, hatte Gran den damaligen Besitzer vom
    “Salty” gefragt, ob sie es hier veranstalten könnte.
    April konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie das ganze Fest über nur daran gedacht hatte, endlich fortzukönnen, und zwar nicht nur aus dem Salty oder aus Hades, sondern aus ganz Alaska.
    Und sie war gegangen. Sechs Jahre lang war sie in allen Großstädten des Landes und an all den Orten gewesen, von denen sie geträumt hatte, wenn sie nachts in ihrer Schlafnische den Atlas studierte, den ihr Vater ihr zurückgelassen hatte.
    Obwohl sie fast alle Leute in dem Saloon kannte, erwartete sie, dass sie sich wie eine Außenseiterin fühlen würde. Schließlich hatte sie mehr von der Welt und vom Leben gesehen als die meisten hier.
    Trotzdem stellte sich ein solches Gefühl nicht ein. Diese Menschen, die sie so schnell aus ihrem Leben gestrichen hatte, behandelten sie eben nicht, als wenn sie nicht mehr dazugehörte, sondern eher wie jemanden, der nur mal kurz weg und jetzt er da war. Dabei war das absurd. Sie war nicht wieder da. Sie war nur vorübergehend zurück und würde auch bald wieder weg sein. Je eher, desto besser.
    In einer Ecke sah sie Yuri Bostovik sitzen. Er hatte sich einen Mittelscheitel gezogen und das graue Haar geschickt zurückgekämmt. Als er ihre Großmutter entdeckte, steuerte er direkt auf die beiden zu. Selbst in dieser schummrigen Beleuchtung konnte sie sehen, dass Gran errötete. Dabei hatte sie eine ganze Stunde lang über nichts anderes nachgedacht als darüber, wie sie diesen Mann begrüßen sollte. Gran hatte schon drei Ehemänner überlebt und tat immer noch so, als ob die Liebe er der nächsten Straßenecke auf sie wartete. Sie war wirklich eine unglaubliche Frau.
    April ging weiter, wich Leuten aus, grüßte hier und da und versuchte an die Theke zu kommen. Es überraschte sie, dass sich trotz ihrer distanzierten Haltung ein prickelndes Gefühl in ihr breit machte, das sie nicht benennen konnte.
    Vielleicht wollte sie das ja auch gar nicht. Nostalgische Gefühle passten nicht hierher nach Hades. Sie hatte diesen Ort nie gemocht und fühlte sich auch nur zu Gran, Max und June hinzogen, ganz bestimmt nicht zu diesem Stück Tundra.
    Was war das also für ein Gefühl, das in ihr rumorte?
    “Ist dies einer Ihrer hochnäsigen Momente, oder darf man stören?” flüsterte eine Stimme an ihrem Ohr, und sie zuckte zusammen. Der dazugehörige warme Atem strich ihr über die Haut und brachte sie

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