Die Antwort ist Ja
noch protestieren konnte, hatte er schon seinen Arm zum Tanzen um sie gelegt. Sie musste sich sehr anstrengen, um überhaupt etwas von der Musik zu hören, die Ike auf seiner alten Musikbox spielte. Was das für ein Lied war, oder gar in welchem Takt es gespielt wurde, konnte man nur ahnen.
Alisons Bruder schien es jedenfalls für ein langsames Stück zu halten. Die Hand auf ihrem Rücken drückte er sie an sich. Ihr war gar nicht wohl dabei.
“Sie nehmen mir die Luft zum Atmen”, zischte sie ihm ins Ohr.
Er spürte zwar, dass sie sich in seinen Armen steif machte, aber er lächelte sie nur noch freundlicher an. “Ich fürchte, es gibt nicht mehr Platz hier. Aber sobald sich etwas Platz finden lässt, sollen Sie ihn haben.” Sein Lächeln wurde noch breiter. “Ich finde es eigentlich ganz gemütlich.”
April hielt nach jemandem Ausschau, der sie aus dieser Lage würde befreien können, aber offensichtlich achtete sonst niemand auf die Musik. “Das glaube ich Ihnen.”
Er nahm ihre freie Hand in seine und drückte sie sich an die Brust. “Was machen Sie eigentlich, wenn Sie nicht Briefe sortieren?”
April konnte sein Herz unter ihren Fingern schlagen spüren. Warum ihr dabei wann wurde, war ihr schleierhaft. “Sie meinen hier?”
Er sah ihr in die Augen. Sie sind wunderschön, dachte er. “Egal wo.”
Es ist entschieden zu warm hier drin, fand April. “Ich bin Fotojournalistin.”
Eine unabhängige Frau. Das hätte er sich denken können. Sie brauchte einen Beruf, in dem sie selbst bestimmen konnte, wo und wann sie arbeitete. “Ich bin beeindruckt.”
Er wiegte seine Hüften gegen die ihren, was sie bei einer konzentrierten Unterhaltung als sehr störend empfand. “Das habe ich nicht gesagt, um Sie zu beeindrucken.”
“Ich weiß.” Es war ein schönes Gefühl, sie in den Armen zu halten. Sie fühlte sich so weich und zart an. “Sie wollen einfach niemanden beeindrucken, nicht wahr?”
“Dafür besteht keine Veranlassung, solange ich glücklich bin.”
Jimmy dosierte seine Bewegungen beim Tanzen sehr vorsichtig. Er wollte die Grenze zwischen dem Reich der Verlockung und dem der Erregung nicht überschreiten. Sonst würde sie ihm wahrscheinlich davonlaufen. Aber auch so war es schön, sich mit ihrem Körper im Takt zu wiegen. “Sind Sie das?”
“Bin ich was?”
“Glücklich.”
Sie spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog. “Diese Unterhaltung wird mir entschieden zu persönlich.”
Er merkte, wie sie versuchte, sich zurückzuziehen, doch er hielt sie fest. “Wie soll ich Sie denn sonst kennen lernen?”
“Warum sollten Sie mich überhaupt kennen lernen?”
“Warum nicht?”
Spiele! Er wollte mit den Worten spielen. Nun, da hatte er die richtige Mitspielerin gefunden. Sie konnte genauso gut austeilen wie einstecken. “Weil Sie in zwei Wochen wieder fort sein werden, und wenn ich Glück habe, ich auch.”
Das war ihm nur recht. Er war sowieso nicht auf der Suche nach etwas Festem.
“Ja, aber bis dahin haben wir viel Zeit, die wir so angenehm wie möglich gestalten können.”
Was er damit meinte, lag auf der Hand. “Wir haben wahrscheinlich eine unterschiedliche Auffassung von angenehmer Gestaltung.”
Das Grübchen in seinem Kinn vertiefte sich. “Das müssten wir erst herausfinden.”
April wusste nicht, ob sie amüsiert oder wütend sein sollte. “Sie geben wohl nie auf?”
“Ich weiß nicht mal, wie das geht”, gab er unumwunden zu. “Mein Bruder hat mir übrigens beigebracht, dass alles, was einem wert ist zu besitzen, es auch wert ist, dafür zu kämpfen. Wenn es einem in den Schoß fällt, dann läuft man Gefahr, es unbeachtet fallen zu lassen.”
Sie entschied sich, doch eher amüsiert zu sein. “Und Ihr Bruder ist ein Philosoph, der es wissen muss?”
“Er ist Taxifahrer. Das heißt, eigentlich ist er Besitzer einer ganzen Flotte von Taxis, einer kleinen Flotte zwar, aber sie gehört ihm.” Jimmy verzog stolz den Mund, als es ihm gelang, sie auf winzigem Raum herumzudrehen. Ihm gefiel der überraschte Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie zu ihm hochsah. “Er hört es glücklicherweise nicht, wenn ich sage, dass Kevin der pfiffigste Mann ist, den ich kenne. Und der netteste.”
Jimmy warf einen Blick zu seiner Schwester hinüber, die sich angeregt mit ein paar Leuten unterhielt. Dabei stand sie neben ihrem Mann und hatte sich bei ihm eingehakt. Sie sieht glücklich aus, dachte er, das wurde aber auch Zeit.
„Er vermisst Alison”, sagte er, wieder
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