Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
antwortete: 158
Wahrlich, ich sage dir, mein Geliebter, auch als ich unter euch lehrte, saß ich zur Rechten des Vaters und nahm die Opfer im Paradies entgegen. Und Bartholomäus sprach: Herr, wenn 30000 Seelen täglich diese Welt verlassen, wie viele finden den Eingang ins Paradies?
Jesus antwortete: Nur drei. Weiter fragte Bartholomäus: Herr, wie viele Seelen werden Tag für Tag in der Welt geboren? Jesus antwortete: eine nur ist überschüssig über die, welche die Welt verlassen. Und indem er dies sagte, gab er ihnen den Frieden und verschwand aus ihren Augen.
Es waren aber die Apostel an dem Orte Chritir mit Maria. Da trat Bartholomäus an Petrus, Andreas und Johannes heran und sprach zu ihnen: Wir wollen Maria, die Begnadigte, fragen, wie sie den Unfaßbaren empfing oder wie sie den Untragbaren trug oder wie sie gebar eine solche Größe. Die aber trugen Bedenken, sie zu fragen. Da sprach Bartholomäus zu Petrus: Vater Petrus, tritt du als der Oberste an sie heran und frage sie. Petrus aber wandte sich an Johannes: Du bist ein keuscher Jüngling und untadlig, an dir ist es, sie zu fragen. Da nun alle bedenklich waren und hin und her überlegten, trat Bartholomäus mit heiterem Antlitz zu ihr und sprach: Du Begnadete, Zelt des Höchsten, Unbefleckte, wir Apostel alle fragen dich, mich aber haben sie zu dir gesandt. Du sollst uns sagen, wie du den Unfaßbaren empfingst oder wie du den Untragbaren trugst oder wie du eine solche Größe gebarst. Maria aber antwortete: Fraget mich nicht nach diesem Geheimnis! Wenn ich anfange, davon zu euch zu sprechen, geht Feuer aus meinem Munde und verzehrt die ganze Erde. Die aber fragten sie noch dringlicher. Und da sie den Aposteln das Gehör nicht verweigern wo llte, sprach sie: Wir wollen uns zum Gebet aufstellen! Und die Apostel stellten sich hinter Maria. Da sprach diese zu Petrus: Petrus, Oberster der Apostel, stärkste Säule, stehst du hinter mir? Hat nicht unser Herr gesagt: Des Mannes Haupt ist Christus, aber das des Weibes der Mann? Tretet also zum Gebet vor mich! Die aber sprachen zu ihr: In dir hat der Herr sein Zelt aufgeschlagen und hat geruht, von dir umfaßt zu werden. Du bist also jetzt mehr als wir befugt, das Gebet zu übernehmen. Sie aber entgegnete ihnen: Ihr seid leuchtende Sterne, wie es der Prophet gesagt hat: Ich hob meine Augen auf zu den Bergen, von denen mir Hilfe kommt (Ps. 120,1 LXX). Ihr seid also die Berge, und ihr müßt beten. Darauf die Apostel zu ihr: Du mußt beten als Mutter des himmlischen Königs. Und Maria zu ihnen: Nach eurem Bilde gestaltete Gott die Sperlinge und entsandte sie in die vier Ecken der Welt. Die aber erwiderten ihr: Er, den die sieben Himmel kaum fassen, hat geruht, sich von dir umfassen zu lassen. Da stellte sich Maria vor sie, hob ihre Hände zum Himmel und begann, wie folgt, zu beten: O überaus großer und allweiser Gott, König der Äonen, Unbeschreibbarer, Unaus-sprechbarer, der du die Weiten der Himmel durch dein Wort geschaffen und das Himmelsgewölbe in harmonischer Ordnung hingestellt hast, der du die ungeordnete Materie geformt und das Getrennte zum Zusammenschluß gebracht hast, der du das Dunkel der Finsternis vom Lichte geschieden, die Gewässer aus dem gleichen Quellgrund hast hervorströmen lassen, vor dem die Ätherwesen zittern und die Erdgeschöpfe sich fürchten, der du der Erde ihren Sitz gegeben und nicht gewollt hast, daß sie vergehe, indem du der Erde reichlich Regen spendetest und so für die Nahrung aller sorgtest, du, der ewige Logos des Vaters. Sieben Himmel vermochten dich kaum zu fassen, von mir aber geruhtest du, ohne mir Schmerz zu bereiten, dich umfassen zu lassen, der du der vollkommene Logos des Vaters bist, durch den alles geschaffen wurde. Verherrliche deinen überaus erhabenen Namen und laß mich reden vor deinen heiligen Aposteln! Und nachdem sie das Gebet beendet hatte, begann sie zu ihnen zu sprechen: Wir wollen uns auf den Erdboden setzen. Komm du, Petrus, Oberster der Apostel, setze dich zu meiner Rechten und lege deine linke Hand unter meine Achsel. Und du, Andreas, tue das gleiche von links. Du aber, jungfräulicher Johannes, halte meine Brust. Und du, Bartholomäus, drücke deine Knie an meine Schultern und presse meinen Rücken zusammen, damit nicht, wenn ich zu reden anfange, meine Glieder sich lösen. Und als sie das getan hatten, begann sie: Als ich im Tempel Gottes weilte und aus der Hand eines Engels meine Speise empfing, erschien mir eines Tages einer in der
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