Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Bild nicht ändern würde, war er es, der sich ändern musste.
    Das Aussehen, das er bei der Auswahl der Sachen im Sinn gehabt hatte, gehörte zu einem Geschichtsprofessor auf seiner ehemaligen Universität. Solche Leute trugen stets Tweedjacken in gedeckten Farben mit Lederflecken an den Ellbogen. Graue Hosen– schweres oder leichtes Flanell, nie etwas anderes– und Hemden aus blauem Oxfordstoff mit Button-down-Kragen, auch das wieder ohne Ausnahme.
    Ãœber seiner dicken Hornbrille saß ein weicher irischer Hut mit vorn und hinten heruntergezogener Krempe. Anstelle der Hornbrille trug Converse eine Sonnenbrille, aber nur auf kurze Zeit. Er war an einem Billigkaufhaus vorbeigekommen und wusste, dass es dort einen Verkaufsstand mit den verschiedensten Brillentypen geben musste, einige sogar mit leichtem Vergrößerungsfaktor.
    Aus Gründen, die er erst langsam verstand, war diese Brille plötzlich lebenswichtig für ihn. Er war mit etwas beschäftigt, das er ganz beherrschen konnte– er musste sein Aussehen ändern. Anderes dagegen schob er hinaus, er war unsicher, was er als Nächstes tun sollte, und nicht sicher, ob er überhaupt noch etwas tun konnte.
    Er musterte sein Gesicht in dem ovalen Spiegel des Warenhauses und war mit dem, was er sah, zufrieden. Er war nicht länger der Mann aus der Zeitung, und was ebenso wichtig war, die Konzentration, die er der Veränderung seines Aussehens gewidmet hatte, hatte ihm geholfen, seine Gedanken zu klären. Er konnte sich jetzt irgendwohin setzen und die Dinge sortieren. Außerdem brauchte er etwas zu essen und zu trinken.
    Das Café war überfüllt, und die leicht eingefärbten Fenster dämpften das Licht der Sommersonne. Man führte ihn zu einem Tisch vor einer ledergepolsterten Bank und drückte ihm eine Speisekarte in englischer Sprache in die Hand. Die einzelnen Speisen darauf waren nummeriert. Whisky wurde auf dem Kontinent ganz allgemein als Scotch serviert; er bestellte sich einen doppelten und holte Block und Kugelschreiber heraus, die er in dem Warenhaus gekauft hatte. Sein Drink kam, und er begann zu schreiben.
    Connal Fitzpatrick?
    Aktentasche?
    $93 000
    Botschaft streichen
    Larry Talbot etc. streichen Beale streichen
    Anstett streichen
    Niemand in San Francisco
    Männer in Washington. Wer?
    Caleb Dowling? Nein.
    Hickman, Navy, San Diego? Möglich.
    Mattilon?
    René! Weshalb hatte er nicht schon früher an Mattilon gedacht? Jetzt begriff er, weshalb der Franzose die ihm anonym zugeschriebenen Bemerkungen gemacht hatte. René versuchte, ihn zu schützen. Wenn es keine Verteidigung gab, oder wenn sie so schwach war, dass sie ihm nichts nützte, dann war der nächste logische Schritt, auf kurzzeitige Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren.
    Joel malte einen Kreis um Mattilons Namen und schrieb links davon eine Eins hin und zog ebenfalls einen Kreis um sie. Er würde sich auf ein Postamt begeben, sich dort eine Telefonzelle zuweisen lassen und René in Paris anrufen. Er trank zwei Schluck Whisky und spürte, wie die von dem Alkohol ausgehende Wärme ihn entspannte. Dann wandte er sich wieder seiner Liste zu und fing ganz oben an.
    Connal Fitzpatrick ? Die Annahme, dass er getötet worden war, lag nahe, aber sie war nicht schlüssig. Wenn er lebte, dann hielt man ihn ohne Zweifel fest, in der Absicht, ihm irgendwelche Informationen abzupressen. Als leitender Anwalt der größten Marinebasis an der Westküste, als ein Mann, der häufig mit dem Munitionsbüro des State Department und den entsprechenden Stellen im Pentagon zu tun gehabt hatte, würde Fitzpatrick den Männern von Aquitania nützlich sein können. Und doch– Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, hieß, seine Exekution zu riskieren, falls man ihn nicht bereits getötet hatte. Wenn er noch lebte, so lag die einzige Chance seiner Rettung darin, ihn zu finden.
    Plötzlich sah Joel einen Mann in amerikanischer Uniform, der an der Bar des Lokals mit zwei Zivilisten redete. Er kannte den Mann nicht, die Uniform war es, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Sie erinnerte ihn an den Militärattaché in der Botschaft, jenen so aufmerksamen und präzisen Offizier, der fähig war, einen Mann in genau dem Augenblick an einer Brücke zu sehen, wo er gar nicht dort war. Ein Lügner für Aquitania, jemand, dessen Lügen ihn identifizierten. Wenn jener Lügner nicht wusste, wo

Weitere Kostenlose Bücher