Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Druck auf das
Brecheisen ausüben zu können, und rückte dem
Geschütz abermals zu Leibe. »Wir werden dich gleich
rausholen. Aber solange du noch festsitzt, könnten wir doch zu
einer Einigung in der Thorn-Frage kommen?«
    »Jetzt hör mir mal ganz genau zu, Khouri. Er hat schon
jetzt kaum Vertrauen zu uns. Wenn du ihm auch noch dieses Schiff
zeigst und ihm nur den leisesten Hinweis auf meine Identität
gibst, siehst du ihn niemals wieder. Damit wäre nicht nur er
für uns verloren, sondern auch die einzige Möglichkeit,
diesen Planeten auf annähernd humane Weise zu
evakuieren.«
    »Aber wenn wir ständig neue Ausflüchte erfinden, um
ihn nicht an Bord lassen zu müssen, kann er uns doch noch viel
weniger vertrauen…«
    »Damit muss er eben leben.«
    Volyova wartete auf eine Antwort, und wartete weiter, bis sie
endlich bemerkte, dass auf der anderen Seite der Lücke niemand
mehr war. Das harte blaue Licht, das Khouris Anzug ausstrahlte, war
erloschen, und das Brecheisen bewegte sich nicht mehr.
    »Khouri…«, fragte sie, schon wieder im Begriff, die
Nerven zu verlieren.
    »Ilia…« Khouris Stimme klang schwach und keuchend.
»Ich glaube, ich habe da ein Problem.«
    »Scheiße.« Volyova griff nach dem Ende des
Brecheisens und zog es auf ihre Seite der Luke. Dann stemmte sie sich
dagegen und erweiterte die Lücke, bis sie den Helm durchstecken
konnte. Im Schein jäher Blitze sah sie Khouri ins Dunkel
stürzen. Der Raketenrucksack löste sich und schwebte
davon.
    Neben dem Geschütz kauerte kampflustig die Silhouette eines
schweren Bau-Servomaten. Die heuschreckenartige Maschine stand wohl
unter direkter Kontrolle des Captains.
    »Sie bösartiger Bastard! Ich bin in das Geschütz
eingebrochen, nicht sie…«
    Khouri war schon sehr weit weg, fast auf halbem Wege zur hinteren
Wand. Wie schnell mochte sie wohl fliegen? Vielleicht drei bis vier
Meter pro Sekunde. Das war nicht allzu schnell, aber ihr Anzug war
nicht so gut gepanzert, dass er sie bei Stürzen schützen
konnte. Wenn sie ungünstig aufkam…
    Volyova setzte ihre ganze Kraft ein und drückte die Klappe
Zoll für Zoll auf. Sie ahnte dumpf, dass sie es nicht
rechtzeitig schaffen würde. Es dauerte schon zu lange. Khouri
würde gegen die Wand prallen, bevor Volyova sich befreien
konnte.
    »Captain… diesmal haben Sie es wirklich
geschafft.«
    Sie stemmte sich noch fester gegen das Brecheisen. Es rutschte ihr
aus den Fingern, traf sie seitlich am Helm und verschwand in den
dunklen Tiefen des Geschützes. Volyova zischte wütend, sie
hatte keine Zeit, nach dem verlorenen Werkzeug zu suchen. Die Klappe
stand immerhin so weit offen, dass sie sich hindurchzwängen
konnte, wenn sie Raketenrucksack und Lebenserhaltungssystem
zurückließ. Auf diese Weise würde sie zwar lange
genug überleben, um sich selbst zu retten, aber sie hätte
keine Möglichkeit, Khouri zu helfen.
    »Scheiße«, sagte sie. »Scheiße…
Scheiße… Scheiße…«
    Die Klappe glitt auf.
    Volyova kletterte durch das Loch und stieß sich von der
Geschützwand ab. Den Servomaten ließ sie zurück. Sie
hatte keine Zeit, um lange zu überlegen, was eben geschehen war,
aber sie war sich bewusst, dass nur Siebzehn oder der Captain die
Luke hätten öffnen können.
    Volyova veranlasste ihren Helm, ein Radar-Overlay über ihr
Visier zu legen, und drehte sich so lange um sich selbst, bis sie ein
Echo bekam. Khouri stürzte der Länge nach durch den
Geschützpark, vorbei an einer Galerie von drohend
übereinander gestapelten Waffensystemen. Ihrer Flugbahn nach
musste sie bereits eine der Monoschienen gestreift haben, die den
Raum durchzogen.
    »Khouri… lebst du noch?«
    »Ich bin noch da, Ilia…« Das klang, als wäre
sie verletzt. »Aber ich kann nicht anhalten.«
    »Das brauchst du auch nicht. Ich bin schon
unterwegs.«
    Volyova zündete ihre Raketen und schoss zwischen den
Geschützen hindurch, die bei aller Vertrautheit immer noch
geheimnisumwittert waren. Das Radarecho wurde schärfer und nahm
Gestalt an, die Gestalt eines stürzenden Menschen. Die
rückwärtige Wand kam immer näher. Volyova maß
ihre eigene relative Geschwindigkeit: sechs Meter pro Sekunde. Khouri
war sicher nicht sehr viel langsamer.
    Sie gab mehr Schub, kam auf zehn… auf zwanzig Meter pro
Sekunde. Jetzt entdeckte sie Khouri mit eigenen Augen. Eine graue
Puppe, die rasch größer wurde. Ein Arm schwang kraftlos
hin und her. Volyova gab Gegenschub und bremste stoßweise ab.
Das Traggestell des Rucksacks ächzte unter den

Weitere Kostenlose Bücher