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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ungewohnten
Kräften, die darauf wirkten. Noch fünfzig Meter bis zu
Khouri… vierzig. Sie sah schlimm aus: menschliche Arme waren
nicht dafür konstruiert, in diese Richtung abzuknicken.
    »Ilia… die Wand kommt so furchtbar schnell auf mich
zu.«
    »Ich auch. Halt durch. Es könnte einen leichten…
»Sie stießen zusammen. »… Ruck geben.«
    Zum Glück hatte die Kollision Khouri nicht in einer anderen
Richtung davongeschleudert. Volyova hielt sie an ihrem heilen Arm so
lange fest, bis sie eine Leine abgewickelt und an ihrem Gürtel
befestigt hatte, dann ließ sie los. Die Wand war bereits zu
sehen. Sie war höchstens noch fünfzig Meter entfernt.
    Volyova presste den Daumen auf den Raketenschalter und bremste
hart ab, ohne auf den Protest der Unterpersönlichkeit ihres
Anzugs zu achten. Die Leine spannte sich, so weit es ging, Khouri
hing zwischen Volyova und der Wand, aber sie wurden langsamer. Die
Katastrophe schien nicht mehr ganz so unvermeidlich.
    »Wie geht es dir?«, fragte Volyova.
    »Ich glaube, ich habe mir etwas gebrochen. Wie bist du aus
dem Geschütz rausgekommen? Als mich die Maschine
davonschleuderte, war die Luke fast noch zu.«
    »Ich konnte sie ein wenig weiter öffnen. Aber
irgendjemand hat mir wohl dabei geholfen.«
    »Der Captain?«
    »Kann sein. Was aber nicht unbedingt heißt, dass er
voll auf unserer Seite stünde.« Sie konzentrierte sich kurz
auf ihren Flug, hielt die Leine straff und schwenkte herum. Die
dreiunddreißig Weltraumgeschütze erschienen als
blassgrüne Schemen auf ihrem Radar; sie gab einen Kurs ein, der
zwischen ihnen hindurch zur Luftschleuse zurückführte.
    »Ich weiß immer noch nicht, warum er den Servomaten auf
dich gehetzt hat«, sagte Volyova. »Vielleicht wollte er uns
nur warnen, aber nicht töten. Du hast ganz Recht. Er hätte
uns längst töten können. Aber vielleicht möchte
er uns doch lieber um sich haben.«
    »Du interpretierst eine Menge in diese einzige Luke
hinein.«
    »Gerade deshalb finde ich, wir sollten uns nicht auf die
Unterstützung des Captains verlassen, Khouri.«
    »Nicht?«
    »Es gibt noch jemanden, den wir um Hilfe bitten
könnten«, sagte Volyova. »Wir könnten uns an
Sylveste wenden.«
    »O nein.«
    »Du bist ihm schon einmal begegnet, im Innern von
Hades.«
    »Ilia, ich musste sterben, um in das Scheißding
reinzukommen. Und das werde ich kein zweites Mal tun.«
    »Sylveste hat Zugriff auf die Wissensspeicher der Amarantin.
Vielleicht kann er uns sagen, wie wir auf die Bedrohung durch die
Unterdrücker angemessen reagieren können, oder vielleicht
hat er wenigstens eine Vorstellung, wie viel Zeit uns noch bleibt, um
selbst eine Lösung zu finden. Die Information könnte
lebenswichtig sein, Ana, selbst wenn er uns im materiellen Sinn nicht
helfen kann.«
    »Kommt nicht in Frage, Ilia.«
    »Du hast doch gar keine Erinnerung an deinen Tod, nicht wahr?
Und jetzt geht es dir gut. Es gab keine Nachwirkungen.«
    Khouris Stimme klang so schwach, als wäre sie am Einschlafen.
»Verdammt, wenn es so einfach ist, warum tust du es dann nicht
selbst?«
    Endlich – keinen Augenblick zu früh – sah Volyova
das helle Rechteck der Luftschleuse vor sich. Sie schwebte langsam
darauf zu, holte Khouri ein und schob sie vor sich hinein. Inzwischen
hatte die Verletzte das Bewusstsein verloren.
    Volyova zog sich hinterher, schloss die Tür und wartete
darauf, dass die Luft einströmte. Als der Druck auf neun Zehntel
Bar angestiegen war, riss sie sich den Helm vom Kopf und strich sich
das schweißnasse Haar aus dem Gesicht. In ihren Ohren knackte
es. Die biomedizinischen Anzeigen an Khouris Anzug waren alle im
grünen Bereich: kein Grund zur Besorgnis. Sie brauchte sie nur
irgendwohin zu schleppen, wo sie medizinisch versorgt werden
konnte.
    Die Irisblende öffnete sich. Sie stieß sich ab und
hoffte nur, dass ihre Kraft ausreichte, um Khouris totes Gewicht
hinter sich her zu ziehen.
    »Warten Sie.«
    Die ruhige Stimme war ihr vertraut, sie hatte sie nur schon sehr
lange nicht mehr gehört. Erinnerungen an unerträgliche
Kälte wurden wach, an einen Ort, den alle anderen
Besatzungsmitglieder gemieden hatten. Die dumpfen Worte kamen aus der
Wand und hallten durch die Schleuse.
    »Captain?«, fragte sie.
    »Ja, Ilia. Ich bin es. Ich bin jetzt bereit, mit Ihnen zu
reden.«
    * * *
    Skade führte Felka und Remontoire weiter in die Tiefen der Nachtschatten, hinein in den Einflussbereich ihrer Anlage.
Remontoire litt abwechselnd unter Schwindel und unter

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