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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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zum Beispiel bei dem Angriff der großen Katze. Das einzige, was sie damals im Sinn gehabt hatte, war die Flucht gewesen. Aber im großen und ganzen waren Iscaldas Gedanken nach wie vor ihre eigenen. Es war nur so, daß sie in dieser Gestalt keine Möglichkeit hatte, sich irgend jemandem mitzuteilen, und außerdem war es für den armen Schiannath leichter, zu glauben, sie sei ein Tier. Er hatte schon genug Sorgen, ohne sich auch noch wegen ihres Kummers zu quälen.
    Iscalda wünschte, sie könnte Schiannath ihr Vertrauen zu dem jungen Khazalimkrieger übermitteln, den er gerettet hatte. Dies war eine der Gelegenheiten, bei denen sich ihre tierischen Instinkte als Segen erwiesen hatten. Pferde konnten einen guten Mann von einem schlechten unterscheiden, einen Freund von einem Feind, und dieser Mann hier, das wußte sie mit absoluter Sicherheit, verfügte über große Herzensgüte – und das trotz der Tatsache, daß er als Khazalim ein Erzfeind der Xandim war. Iscalda hatte ihn genau beobachtet. Er interessierte sie mehr und mehr. Daher hatte sie wohlwollend registriert, wie er sich Stück um Stück seine Genesung erkämpfte, denn sie wußte, daß auch er sich wegen Schiannaths Verhalten Gedanken machte – und daß er entsetzt darüber gewesen war, daß der Gesetzlose ausgerechnet in dieser mondhellen Nacht den Turm erklimmen wollte.
    Die weiße Stute sah aufmerksam zu, wie der junge Krieger, der sich immer noch auf seine Krücke stützen mußte, durch die Höhle taumelte. Das Bein konnte ihn langsam wieder tragen, aber an dem verzerrten Ausdruck seines Gesichts und an dem Schweiß, der sich wie ein leuchtender Film über seine Haut gelegt hatte, konnte sie erkennen, daß er immer noch große Schmerzen hatte. Wenn er Schiannath folgen wollte, würde er kaum eine Chance haben, auch nur aus der Höhle herauszukommen, ganz zu schweigen davon, daß er den mühsamen Weg durch den Paß bewältigen könnte.
    In diesem Augenblick hatte Iscalda eine Idee. Warum nicht? Sie wollte Schiannath ebenfalls folgen, und Yazour sollte ihr Halfter aufknüpfen. Sie konnten einander helfen. Dennoch schauderte die weiße Stute, als ihr plötzlich klar wurde, was sie vorhatte. Es war sehr selten, daß ein Xandim in Menschengestalt einen anderen Xandim ritt, der Pferdegestalt angenommen hatte. Das war eine Angelegenheit von höchster Vertrautheit und geschah nur in Notfällen, wie zum Beispiel dann, wenn es einen Verletzten zu bergen galt oder wenn die Betroffenen in engster Beziehung zueinander standen. Einem Fremden – noch dazu einem Menschen – zu erlauben, sie zu besteigen! Das war undenkbar.
    Aber war Yazour denn wirklich ein Fremder, nach all dieser Zeit, die sie zusammengepfercht in der Höhle miteinander verbracht hatten? Mußte sie nicht zugeben, daß sie den jungen Krieger liebgewonnen hatte? Und war dies nicht ein Notfall ersten Ranges? Iscalda holte tief Luft. Ich kann es tun, dachte sie. Ich kann es für Schiannath tun. Yazour taumelte auf sie zu und hatte offensichtlich vor, die Höhle zu verlassen. Iscalda wieherte, um die Aufmerksamkeit des jungen Kriegers auf sich zu lenken. Dann beugte sie die Knie, so daß er aufsteigen konnte.
    Sie hörte Yazours überraschten Ausruf und fragte sich, was er wohl gesagt haben mochte, denn er hatte in seiner eigenen Sprache gesprochen. Wahrscheinlich hatte er Schiannath lauthals der Lüge bezichtigt, denn der Xandim hatte ihm immer wieder gesagt, daß sie ein Pferd sei, das sich von keinem einzigem Mann reiten ließ. Wieder und wieder hatte er ihn gewarnt, sich ihr nur ja nicht zu nähern. Dann spürte sie seine Hand auf ihrem Hals und schauderte; sie mußte gegen den überwältigenden Instinkt ankämpfen, sich zu wehren oder zu fliehen. Yazour sprach mit leisen, drängenden Worten auf sie ein, und obwohl sie ihn nicht verstehen konnte, konzentrierte Iscalda sich mit aller Macht auf seine beruhigende Stimme.
    Als sie jedoch das Gewicht des Kriegers auf ihrem Rücken spürte, hielt nur ihr Halfter sie zurück. Iscalda scheute heftig, aber das schmerzhafte Zerren des Seils brachte sie mit einem heftigen Ruck zur Besinnung. Die Krücke, die Yazour bei sich getragen hatte, schlug gegen ihre Flanken, und sie spürte, wie sein Gewicht sich verlagerte, als er sich duckte, um dem niedrigen Dach der Höhle auszuweichen. Sie hörte ihn heftig fluchen. Dann sprach er wieder auf sie ein, leise und freundlich. Seine Hand glitt beruhigend über die feuchte Wölbung ihres muskulösen Halses. Zitternd

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