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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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den finsteren Tiefen seiner Kapuze aufstieg. Seine hohle, zischende Stimme sandte ein Schaudern über Forrals Rückgrat, als strichen Leichenfinger darüber hinweg. »Forral, wirst du es denn nie begreifen? Wie du dich auch bemühst, du kannst nicht zurück! Was nützt es dir, hinter ihr herzujagen? Sie kommt ganz gut allein zurecht – glaube mir.« Die sarkastische Stimme wurde weich und einschmeichelnd. »Gib endlich auf, um unser aller willen. Es ist dir nicht gestattet, hierzubleiben, zwischen den Welten. Geh wieder dorthin, wo du hingehörst, und stimme endlich einer Wiedergeburt zu. Das ist die einzige Möglichkeit, wie du zu Aurian zurückkehren kannst.«
    »Lügner!« zischte Forral mit einer Verwegenheit, die jedes vernünftige Maß überstieg. »Du willst mich ja nur loswerden. Wie soll mich eine Wiedergeburt zu Aurian zurückbringen? Ich würde mich nicht an sie erinnern, und sie würde mich nicht wiedererkennen. Wie könnte ich ihr als quäkendes Balg von Nutzen sein?«
    »Ah …« Die Stimme des Todes war sanft und listig. »Ein Kind, ja, aber welches Kind? Hast du schon einmal an das Leben gedacht, das Aurian unter ihrem Herzen trägt? Was wäre, wenn …«
    »Was?« bellte Forral. »Das ist ja widerwärtig! «
    »Denk darüber nach«, schnurrte der Tod. »Für die kurze Spanne des Lebens eines Sterblichen könntest du wieder in ihren Armen liegen, sie lieben und geliebt werden … Und vielleicht würdest du dich eines Tages sogar daran erinnern, wer du einmal warst. Manchmal schlüpft eine Erinnerung durch.«
    Einen Augenblick lang geriet Forral in Versuchung. Er wünschte sich so verzweifelt, zu Aurian zurückzukehren … Dann dachte er an die Qualen, die es für ihn bedeuten würde, wenn er sich wirklich erinnern sollte. »Niemals«, fauchte er. »Ich war diesem Mädchen ein Vater, und später war ich ihr Geliebter – ich will verdammt sein, wenn ich danach ihr Sohn sein soll!«
    Zu seiner ungeheuren Verärgerung fing Forral ein kurzes Lächeln tief in den Schatten der Kapuze des Todes auf. »Genug, mein streitlustiger Freund – du hast die Prüfung bestanden.«
    »Prüfung?« Der Schwertkämpfer runzelte die Stirn. »Was für eine Prüfung? Was genau willst du damit sagen, verdammt noch mal?« Dann schluckte er und trat hastig ein paar Schritte zurück, als die Erscheinung plötzlich wuchs und das Licht der Sterne verdunkelte, während sie mit düsterer Drohung turmhoch über ihm aufragte.
    »Forral«, zischte die kalte Stimme, »es ist eine erfrischende Abwechslung, es einmal mit einem Sterblichen zu tun zu haben, der keine Angst vor mir hat, und aus diesem Grunde lasse ich mir deine Kühnheit gefallen – aber vergiß niemals, nicht einen Augenblick lang, wer ich bin.«
    Forral atmete erst weiter, als die Erscheinung auf menschliche Ausmaße zurückgeschrumpft war. »Aber du darfst niemals glauben, der Tod sei nicht gnädig«, sagte die Stimme sanft. »Du und Aurian und dein Freund Anvar, ihr bildet einen Teil eines Musters, das erst noch in allen Einzelheiten Gestalt annehmen muß. Jeder von euch ist mir schon einmal begegnet und wurde geprüft. Glaube mir, es besteht Hoffnung für euch alle.«
    Das war zu hoch für Forral, und er war es müde, daß man mit ihm herumspielte. »Wenn du endlich fertig bist«, knurrte er, »geh mir einfach aus dem Weg.« Er holte tief Luft. »Bitte. Ich muß Aurian sehen!«
    Der Tod seufzte. »Du bestehst also immer noch darauf. Na schön – aber ich habe dich gewarnt. Sehen darfst du sie, aber ich werde nicht zulassen, daß du dich wieder einmischst.«
    Der uralte Hain überragte düster den schattigen Gipfel des Hügels. Forral schritt zuversichtlich aus, denn er wußte, daß seine Liebe zu Aurian ihm auch hier einen Weg bahnen würde, so wie sie ihm das Tor Zwischen den Welten geöffnet hatte. Der Tod drängte ihn beiseite – eine unangenehme Berührung, die keine Berührung war, wie das abscheuliche Fehlen jedes Gefühls in einer Narbe. Sie ließ den Schwertkämpfer bis in die Tiefen seiner Seele hinein erzittern. »Wenn du gestattest«, sagte die Erscheinung mit gespielter Höflichkeit. »Die Bäume mögen dich nicht, Forral – deine Gegenwart besudelt ihren geheiligten Schatten, und deine unziemliche Hast beunruhigt sie.«
    Die Erscheinung wandte sich dem Wäldchen zu, verbeugte sich dreimal tief, und die Bäume bewegten sich schweigend zur Seite, um einen Pfad zu bilden. Forral, der dem Tod vorsichtig folgte, konnte beinahe jenseits aller Hörbarkeit

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