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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hatte. Der Gesetzlose kehrte dann erregt und mit strahlenden Augen in die Höhle zurück und lag wach auf seinem Lager, wenn er sich eigentlich für seine bevorstehende Wache ausruhen sollte.
    Was für eine Torheit! Yazour fiel es schwer, angesichts solcher Dummheit die Ruhe zu bewahren. Schiannath brachte sich selbst, die Magusch und ihren ganzen Plan in Gefahr. Und doch konnte der Krieger, bevor er wieder auf den Beinen war, nichts dagegen tun. Was ihn am meisten bestürzte, war die Tatsache, daß Schiannath ihm, was diese Besuche betraf, nicht die Wahrheit sagte. Soweit Yazour wußte, bedeutete solche Heimlichkeit niemals etwas Gutes. Sein eigenes Geheimnis zu bewahren war das einzige, was er tun konnte. Wann immer der Gesetzlose fortging, erprobte Yazour die Muskeln an seinem verletzten Bein, unermüdlich und immer bis an die Grenze unerträglicher Schmerzen. Er hatte sich aus einem gegabelten, kräftigen Ast aus dem Feuerholzstapel eine behelfsmäßige Krücke geschnitzt und war bereits in der Lage, langsam durch die Höhle zu schlurfen. Aber der lange Weg durch den Paß bis zum Turm ging zu seiner wachsenden Verzweiflung nach wie vor über seine Kräfte – bis er endlich in einer ungewöhnlich stillen, mondhellen Nacht die Lösung fand, als der Schnee wie ein diamantener Schleier über das Land fiel und die einsamen Schreie der jagenden Wölfe durch die funkelnden Gipfel hallten.
    Schiannath ging wieder einmal zum Turm. Obwohl er es wie immer geleugnet hatte und sein Gesicht den unschuldigsten Ausdruck zeigte, hatte Yazour seine verborgene Erregung gespürt, als er aufbrach, und der Krieger mußte sich beherrschen, um nicht gewalttätig zu werden. Oh, der Narr! Dieser unglaubliche Narr! Es war eine Sache, den Turm unter der schwarzen Decke eines bewölkten Himmels zu erklimmen – aber doch nicht heute nacht! Alles, was sich vor diesem hellen Hintergrund bewegte, würde meilenweit sichtbar sein.
    Was war es eigentlich, was Schiannath so sehr an Aurian fesselte? Der Gesetzlose weigerte sich, darüber zu sprechen, aber Yazour konnte einfach nicht glauben, daß die Magusch ihn zu einer so gewaltigen Dummheit ermutigen würde. Unglücklicherweise konnte sie Schiannath, ohne ihn zu verraten, nicht am Kommen hindern. Yazour verfluchte den Gesetzlosen mit heißen Worten. Irgendwie mußte Schiannath aufgehalten werden. Also drehte er sich um und tastete unter seinen Decken nach seiner Krücke.
     
    Heute nacht war Iscalda ungewöhnlich reizbar und besorgt. Schiannath ließ sie immer allein, wenn er sich aufmachte, um den Turm zu beobachten. Statt dessen nahm er das zusätzliche Reittier und – o Demütigung – band Iscalda in der Höhle fest, damit sie ihm nicht folgen konnte. Er hatte Angst, daß ihr etwas zustoßen könnte, das wußte sie. Die Zahl der Wölfe, die jetzt in der näheren Umgebung ihr Unwesen trieben, nahm immer mehr zu, denn der Duft des Fleisches für die Garnison im Turm zog sie in diesen verzweifelt hungrigen Zeiten unaufhaltsam an. Schiannath hatte außerdem Angst, daß der Schwarze Geist noch immer irgendwo in der Gegend war, obwohl Iscalda ihm, hätte sie sprechen können, gesagt hätte, daß die große Katze schon lange nicht mehr da war.
    Männer und ihre närrischen Ideen! Die weiße Stute schnaubte. Und was hatte er mit dieser Frau im Turm vor, mit dieser Frau, die behauptete, eine Art Windauge zu sein? Iscalda hatte diesbezüglich ihre Zweifel. Es klang zu gut, um wahr zu sein. Sie wagte es nicht zu hoffen, daß sie eines Tages vielleicht in ihre menschliche Gestalt zurückverwandelt werden könnte, und doch schien Schiannath offensichtlich daran zu glauben, und im selben Maße, wie seine Erregung in den vergangenen Tagen gestiegen war, war Iscaldas Beunruhigung gewachsen. Fühlte er sich wirklich nur deshalb zu diesem Windauge hingezogen, weil sie über ungewöhnliche Macht verfügte? Oder hatte es etwas mit der Frau selbst zu tun? War sie wirklich ein Windauge? Hatte sie ihn verzaubert? Warum sonst würde dieser Idiot es riskieren, heute nacht zu ihr zu gehen, obwohl es heute keine Dunkelheit gab, die ihn verbergen würde?
    Um sich von ihren düsteren Gedanken abzulenken, richtete Iscalda ihre Aufmerksamkeit auf Yazour. Die Xandim irrten sich in ihrer Auffassung, daß Mitglieder ihrer Rasse, die in ihrer Pferdegestalt gefangengehalten wurden, zu unvernünftigen^ Tieren wurden. Das wußte sie jetzt. Es stimmte, die tierischen Instinkte übernahmen das Kommando, wenn Gefahr drohte, wie

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