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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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wäre ohnehin sinnlos. Man hat die Gefangenen an einen anderen Ort gebracht .«
    »Was?« schrie Chiamh auf. »Aber ihre Hinrichtung ist doch erst morgen!«
    » Du weißt nicht, wie viele Stunden vergangen sind, kleines Windauge. Du warst sehr lange in meinem Körper, um den Kerker zu finden, und noch länger hat es gedauert, bis du wieder zurückkommen konntest. Als du dann endlich wieder in deinen Gemächern warst, hast du noch geschlafen, bevor wir unser Gespräch wiederaufnehmen konnten. Nach euren Lichtern zu urteilen, ist es bereits Morgen. Um die Gefangenen zu retten, mußt du jetzt sehr schnell handeln – wenn es nicht bereits zu spät ist .«

 
6
Stahlklaue
     
     
    Im Gegensatz zu der tiefen Finsternis, die in Chiamhs Tal des Todes herrschte, war das Plateau des Windschleiers ein Ort der Luft und des Lichtes. Seinem südlichen Ende zu war es von einer Reihe Felsen und Schluchten durchzogen; nach Norden hin fiel es sanft ab und ging in die dunklen, von Pinien gesäumten Hänge über, die bis in das grüne Hochland der Küstenebenen reichten. Das Plateau war ein sturmgepeitschter Thron zwischen Gebirge und Flachland, der weder zur Erde noch zum Himmel gehörte – ein offener Tempel, den die Göttin für die Betrachtung ihrer Welt geschaffen hatte. Für die Xandim war es der Ort, wo nach einer Herausforderung ein Zweikampf ausgefochten wurde, und die Stätte des Gerichtes. Nur hier auf dem luftigen Altar der Göttin, von dem aus man einen atemberaubenden Blick über ihre ganze Schöpfung hatte, konnte der Stamm über Angelegenheiten von Leben und Tod entscheiden. Jetzt, in der kühlen, dunklen Atmosphäre einer Winternacht, verströmte das schneebedeckte Plateau ein Gefühl von Ehrfurcht und Mysterium. Verborgen zwischen den finsteren Steinen, die das Tor des Todestales bewachten, stand eine Gestalt, die sich gegen den scharfen Sturmwind zu schützen versuchte. Es war ein Mann in mittleren Jahren und mit ernstem Gesicht, kahlköpfig bis auf einen silbernen Rest kurzen Haares am Hinterkopf. Sein Blick war stolz und kompromißlos wie der eines jagderfahrenen Falken. Er hatte sich für seine Jahre gut gehalten; sein Bauch war flach und sein Körper so muskulös, wie er es in seiner Jugend gewesen war, als er zum ersten Mal im Ritus der Herausforderung die Führung über sein Volk gewonnen hatte. Phalias war sein Name, und er war der Führer und Rudelfürst der Xandim.
    Der Rudelfürst stand vollkommen reglos bei den heiligen Steinen und wartete auf die Gefangenen. Nur der fauchende Wind zerrte an seinem schweren Umhang. Seine neugierigen Gefolgsleute, die hergekommen waren, um die Verhandlung über die Fremdländer zu beobachten, hielten sich in respektvoller Entfernung. Die seltsame Atmosphäre dieses geheiligten Ortes erfüllte sie mit Ehrfurcht, und leise flüsternd standen sie in Gruppen um das riesige Feuer herum, dessen gewaltige Flammen vom Sturmwind zu Boden gedrückt wurden. Phalias sah die ruhelosen, dunklen Schatten ihrer wehenden Umhänge, die wie die Schwingen von Rabenvögeln wirkten, und das gelegentliche helle Aufleuchten dort, wo das unstete Licht des Feuers sich auf einem grob geschmiedeten Halsring oder Armband widerspiegelte oder auf den polierten Perlen aus Stein oder Knochen, die sie in ihre Zöpfe geflochten hatten.
    Die Älteren standen für sich zusammen – Männer und Frauen, deren Alter sich in ihrer Weisheit zeigte und nicht unbedingt in ihren Jahren. Obwohl jeder von ihnen Phalias beraten konnte, lag das letzte Urteil doch bei ihm allein. Sie waren anwesend, weil Gesetz und Tradition es so erforderten, aber diesmal würde der Rudelfürst sie eigentlich nicht brauchen. Die Angelegenheit, die er zu entscheiden hatte, barg keine Zweifel: Fremden war der Zutritt zum Land der Xandim verwehrt, und die Strafe für Eindringlinge war der Tod. So einfach lagen die Dinge.
    Phalias seufzte und zog seinen Umhang fester um seine Schultern, aber auch damit konnte er den eisigen Wind nicht fernhalten. Es war seine eigene Schuld, sagte er sich, daß er sich hier draußen halb zu Tode fror, statt in seinem warmen Bett in der Festung zu liegen und zu schlafen. Die Älteren hatten sich gegen diese Verhandlung ausgesprochen, da sie nur eine Zeitverschwendung war. Aber weil er darauf bestanden hatte, dem Gesetz Folge zu leisten, standen sie jetzt alle hier draußen. Obwohl er davon überzeugt war, daß die Traditionen zum Wohle des Stammes aufrechterhalten werden mußten, hatte Phalias nicht bedacht,

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