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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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angebracht und setzten hier ihre fremdländischen Gefangenen aus. Für gewöhnlich handelte es sich um plündernde Khazalim, die man auf ihren Raubzügen gefangengenommen hatte. Die Xandim hofften, mit diesen Menschenopfern die furchterregenden schwarzen Geister der Berge zu besänftigen.
    Das Feld der Steine mit seinen grimmigen Erinnerungen an Tod und Blutvergießen lag auf einem langgezogenen Felsausläufer, hoch oben auf den Bergen, wo der Windschleier durch einen Bergsattel mit Stahlklaue verbunden war. Dieser Sattel bestand aus zerklüftetem Felsen, der bei den Xandim unter dem Namen Drachenschwanz bekannt war. Wie der gequälte Stein der Stahlklaue wirkte auch dieser steile Berggrat mißhandelt und an vielen Stellen zerbrochen, so daß ein Mensch kaum über diesen Weg auf den anderen Gipfel gelangen konnte, aber das war den Xandim nur recht so, die das Gebiet auf jener Seite ohnehin niemals betraten. Stahlklaue war das Jagdrevier der furchterregenden schwarzen Geister, die Menschenfleisch fraßen – und diese Geister konnten den Berggrat ohne Schwierigkeiten überqueren.
    Chiamhs Abkürzung führte ihn durch sein eigenes Tal, und so hatte er Gelegenheit, kurz in seiner Höhle haltzumachen, um ein zusätzliches Gewand anzulegen und einen wärmeren Mantel, der ihn vor der eiskalten Luft in den größeren Höhlen schützen sollte. Außerdem packte er noch einige Decken zusammen, in die er sorgfältig eine Hasche mit starkem Wein einschlug. Dann schnürte er sich das unhandliche, dicke Bündel mit einem Seil auf den Rücken. Solchermaßen ausgerüstet, griff er nach einem mit einer Eisenspitze beschlagenen Stab, der ihm das Gehen auf den eisigen Hängen des Berges erleichtern sollte, und brach schließlich auf, um die Fremden zu retten.
    Der geheime Weg, der über die seitlichen Hänge des Windschleiers führte, ging an einer Stelle vorbei, wo die dürftige Seilbrücke zu Chiamhs Kammer der Winde mit dem Berg verbunden war. Als erstes kam die schmale Felsbank, die bis zu seiner Brücke führte, dann das Felsmassiv, das sich zusammengefaltet zu haben schien und nur einen schmalen Pfad unter sich freiließ, der vom weiter unterhalb liegenden Plateau aus nicht zu sehen war. Dieser Pfad schlängelte sich den Berg hinauf, wo er schließlich mit dem Hauptweg zusammenlief, einem Trampelpfad, der im Zickzackkurs vom Plateau aus um einen langen Ausläufer des Windschleiers herumführte. Für Chiamh mit seinen unzureichenden, kurzsichtigen Augen war es ein furchtbarer Marsch. Er war daran gewöhnt, das Felsmassiv zu erklimmen, aber jetzt waren die schmalen Felssimse von spiegelglattem Eis überzogen. Dennoch schlitterte er lieber über diese schlüpfrigen Schneewehen an den geschützteren Stellen zwischen den hohen Felsen, durch die er sich nur mit größter Mühe vorwärtsbewegen konnte.
    Müde, keuchend und mit vor Kälte tauben, schmerzenden Gliedern erreichte das Windauge endlich den Hauptpfad – und stellte wie erwartet fest, daß der schlimmste Teil seines Aufstiegs ihm noch bevorstand.
    Der Sturmwind schlug auf Chiamh ein wie eine riesige Faust, als er auf die ungeschützte Eisfläche hinaustrat, die sich vor ihm erstreckte. Zu seiner Linken ragten die blanken Schneefelder steil empor, und nichts, nicht einmal ein Baum war da, um die Gewalt des Windes zu brechen. Zu seiner Rechten – das Windauge erschauderte. Es war besser, nicht daran zu denken! Wenn er zu weit in diese Richtung ging, würde er einen Abhang hinunterstürzen, der zwar nicht senkrecht, aber doch viel zu steil war, um ihm irgendwo Halt zu bieten. Es würde ein hilfloser, sich immer schneller beschleunigender Sturz werden – bis er den Fuß des Felsens erreichte und auf den Steinen am Boden aufschlug. Zum ersten Mal, seit er seine Vision gehabt hatte, machte Chiamh sich Gedanken darüber, ob die Fremden all dieser Mühe überhaupt wert waren. Dennoch … Leise vor sich hinfluchend, stieß das Windauge die Spitze seines Stabes heftig in das Eis und machte einen ersten, zaghaften Schritt über den gefährlich glatten Pfad.
    Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, machte der Pfad, der immer steiler in die Höhe stieg, eine Biegung nach links und umrundete einen Vorsprung nackten, schwarzen Felsens. Zu seiner Erleichterung hatte Chiamh nun den Teil des Weges erreicht, auf dem sich der Abgrund nicht mehr unmittelbar neben ihm auftat, sondern erst hinter mächtigen Felsbrocken, die hier den Pfad säumten. Als der Weg schmaler wurde, hörte

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