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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Eliseth ist tot …, oder?«
     
    Chiamh, der – außerhalb seines Körpers – verloren in den Tiefen der Festung herumirrte, geriet in Panik und floh blind durch die Risse des Labyrinths, die das Gebäude belüfteten. Was würde aus seinem Körper werden, wenn er nicht mehr zurückfand? Würde er sterben? Was wäre, wenn sie ihn fanden und dachten, er wäre tot und …
    » Komm schon ! So ein Gedanke ist absolut lächerlich .«
    Als er diese geheimnisvolle Stimme zum ersten Mal gehört hatte, hätte er vor Angst um ein Haar den Verstand verloren, aber diesmal war es etwas anderes. Chiamh war noch nie in seinem Leben so froh gewesen, ein anderes, lebendiges Geschöpf zu hören. »Wer bist du? Wo bist du? Kannst du mir hier heraushelfen?« flehte er.
    » Hättest du dich besser konzentriert, bräuchtest du jetzt nicht meine Hilfe «, schalt ihn die Stimme. » Aber wie dem auch sei, da du das einzige Mitglied deiner kümmerlichen Rasse bist, das mich hören kann, muß ich dir wohl helfen – aber laß dir das eine Lehre sein und sei in Zukunft vorsichtiger. Beobachte die Luft, kleines Windauge – und folge meinem Licht !«
    Ernüchtert versuchte Chiamh, sich zu fassen und sich auf die silbrigen Bänder tanzender Luft zu konzentrieren. Er folgte ihnen bis zu einer Stelle, an der sich zwei Wege kreuzten – und keuchte, als eines der Bänder sich von den anderen löste. Das abtrünnige Band, das in einem warmen, goldenen Licht erglühte, schoß mit einer scharfen Kurve in einen Spalt auf der rechten Seite. Das Windauge folgte ihm, wie es sich durch das Netzwerk der Risse bald hierhin und bald dorthin wandte, bis Chiamhs umherstreifender Geist endlich mit einer letzten Krümmung und einem plötzlichen Satz in das vertraute, staubige Gewirr seiner eigenen Gemächer hineinstolperte.
    Schwach vor Erleichterung kehrte das Windauge in die vollkommene Sicherheit seines Körpers zurück. Während er sich mit zitternden Händen seine kalten, verspannten Glieder rieb, wurde ihm klar, daß er sich bei seinem mysteriösen Wohltäter noch nicht bedankt hatte. »Bist du noch da?« erkundigte er sich zaghaft, denn es war ihm doch etwas peinlich, sich laut mit leerer Luft zu unterhalten.
    » Ich bin überall in diesen Mauern – und du brauchst nicht laut zu sprechen. Benutze deine Gedanken, wie du es gerade eben noch getan hast .«
    »Ich – ich möchte dir dafür danken, daß du mich gerettet hast«, stammelte Chiamh. »Ich weiß nicht, weshalb du den Weg kanntest, aber …«
    »Wieso sollte ich den Weg denn nicht kennen ?« erwiderte die Stimme. » Obwohl – wenn lauter Sterbliche in meinem Körper herumkrabbeln …«
    »In deinem was ?« ächzte Chiamh. Die Stimme brach in lautes Gelächter aus.
    » Hat denn dein Volk alle Lehren und Legenden verloren, daß sie nicht wissen, was sie da bewohnen ? Hat die Welt die Moldan so schnell vergessen ? Ich bin Basileus, kleines Windauge – die lebendige Seele dieser Festung !«
     
    Die Zeit verging langsam für die Moldan; die Zeit verflog schnell. Zeit in dem Sinne, wie die Sterblichen sie verstanden, existierte überhaupt nicht für diese uralten Geschöpfe aus lebendigem Stein. Ein Tag war wie das Blinzeln eines Auges für sie, aber die Tage gingen auch in unveränderlicher Allewigkeit ineinander über. Die Wurzeln der Moldan ragten tief in das Herz der Erde hinein; ihre Häupter, die Hauben aus blendend weißem Schnee trugen und hinter Schleiern aus Wolkenbändern lagen, schmückten sich mit einer Krone aus Sternen. Die Ältesten der Alten waren die Moldan, die Erstgeborenen, so alt wie die Knochen der Welt selbst. In den Geburtswehen der Welt wurden sie zum Leben erweckt und sind nie gestorben – bis auf die Teile ihrer Körper, die ihnen von geringeren, unachtsamen Geschöpfen abgehackt worden waren.
     
    »Ich kann es kaum glauben!« Chiamh wünschte nur, er hätte irgendeinen bestimmten Punkt, zu dem er hinschauen konnte, wenn er mit dieser seltsamen Wesenheit sprach. »Nicht einmal in meinen wildesten Träumen hätte ich mir jemals vorstellen können, daß ich mich eines Tages mit einem Gebäude unterhalten würde.«
    » Ich bin kein Gebäude. Gebäude, wie du sie nennst, entstehen aus den abgehackten, ermordeten Teilen unseres Fleisches, die von den Menschen aufeinandergestapelt werden. Meine Brüder und ich, wir sind lebendige Wesen – und wir nehmen unsere Gestalt a us freien Stücken an .« Der Zorn des Basileus war ehrfurchtgebietend. Die Wände von Chiamhs Gemach

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