Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
Windschleierbergs rieben sich Felsbrocken aneinander, und mit einem Zittern seiner Berghänge verschaffte der Moldan seiner Erregung Luft. So viel stand auf dem Spiel, und doch konnte er so wenig tun, um den Ausgang des bevorstehenden Konflikts zu beeinflussen! Es war wirklich kein Wunder, überlegte Basileus säuerlich, daß er keine Ruhe finden konnte.
Der Moldan war nicht der einzige Beobachter auf dem Windschleier. Hätte Basileus sich weniger auf seine eigenen Gefühle konzentriert und mehr auf das, was sich auf seiner Außenhaut abspielte, hätte er vielleicht die Gestalt bemerkt, die sich auf seinem Gipfel herumtrieb. Nacht um Nacht, während der Mond jedes einzelne seiner Stadien durchlief, lag die Wahnsinnige auf der Lauer und beobachtete aus ihrem Versteck zwischen den Felsen die Xandim-Festung. Sie wußte, daß sie zurückkehren würden: diejenigen, die sie suchte – und von diesem Aussichtspunkt aus würde sie ihr Kommen frühzeitig bemerken.
Mit wilden Augen, halb verrückt vor Hunger und bis auf die Knochen durchgefroren, hielt Meiriel ihre lange, einsame Wache, verborgen in einem Loch in den frostgespaltenen Felsen außerhalb der Sichtweite neugieriger Xandim-Augen. Als Nahrung hatte sie kaum mehr als ihren Haß und die Rachsucht, von der sie nun schon so lange gezehrt hatte. Bald, sehr bald, würde das Warten ein Ende haben. Sie hatte Freunde gefunden – neue und mächtige Freunde, die ihr helfen würden, ihre Rache in die Tat umzusetzen. Diejenige, die den Tod ihres geliebten Seelengefährten Finbarr verschuldet hatte, würde schon bald hier sein – und mit ihr das verfluchte Ungeheuer, die halb sterbliche Scheußlichkeit, die sie im Leib getragen hatte. Aurian kam immer näher, und bei ihrer Ankunft … Meiriel ließ ihre Zunge über die scharfen Spitzen ihrer abgebrochenen Zähne gleiten. »Ich werde ihr das Herz aus dem Leib reißen und ihr Blut trinken«, flüsterte sie.
Parric hatte mit widerstreitenden Gefühlen zu kämpfen, während seine eng zusammengeschweißte Schar von Xandim-Kriegern durch den beharrlichen Nieselregen stapfte, immer weiter über den letzten Gebirgskamm des Windschleiers, der sie jetzt noch von ihrer Festung trennte. »Was, in aller Welt, ist nur los mit mir?« fragte sich der kleine Kavalleriehauptmann. Er sollte eigentlich glücklich und voller Stolz sein über das, was er erreicht hatte! Hatte er nicht genau das getan, weshalb er sich aufgemacht hatte? Seine Reise zu den weiten feindseligen Südlichen Königreichen war ein ans Unmögliche grenzendes Glücksspiel gewesen, und doch war es ihm trotz allem gelungen, Aurian zu finden … »Und was noch wichtiger ist, ich werde sie wieder nach Hause bringen, damit wir zusammen den Kampf gegen den Erzmagusch aufnehmen können«, murmelte er.
Beim Klang der Stimme des Kavalleriehauptmanns legte der mächtige schwarze Hengst, den er ritt, die Ohren an und wandte seinen Kopf um, um seinen Bezwinger und Feind aus weißrandigen Augen böse anzusehen. Tiefer Groll brannte hinter diesem Blick: Haß – nicht ganz ungerechtfertigt, wie Parric zugeben mußte – auf denjenigen, der diesen einst so stolzen König zu der Demütigung von Gefangenschaft und Knechtschaft verurteilt hatte. Der Kavalleriehauptmann durfte keinen Augenblick lang vergessen, daß sein Reittier Phalihas war, einer der doppelgestaltigen Xandim, der früher nicht nur einen menschlichen Körper besessen hatte, sondern obendrein Rudelführer gewesen war, der Anführer der Xandim. Aber das war gewesen, bevor Parric ihn herausgefordert und besiegt und Chiamh ihn in seiner Pferdegestalt gefangengesetzt hatte.
Phalihas, der spürte, daß sein Reiter nicht bei der Sache war, versuchte, Parric mit einer Reihe heftiger Bocksprünge abzuwerfen. Fluchend setzte der Kavalleriehauptmann sich daraufhin im Sattel zurecht und drängte das Tier rasch zu einer schnelleren Gangart. Während das Pferd damit beschäftigt war, sich einen sicheren Weg durch das trügerische Gelände zu bahnen, würde ihm kaum noch Zeit bleiben, Schwierigkeiten zu machen.
Schwierigkeiten. Genau darauf lief es immer wieder hinaus. »Warum muß nur alles so verdammt kompliziert sein?« haderte Parric. Zu Hause, in seiner alten Stellung als Kavalleriehauptmann der Garnison von Nexis, war Parric allem gewachsen gewesen. Was auch von einem Soldaten verlangt werden konnte, es gab kaum einen, der besser damit fertig wurde als er – aber seit jenem Tag, an dem Forral, sein Freund und Kommandant,
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