Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
gekränkt zu haben. Aura schüttelte seine Hand ab. Sie wollte wütend auf ihren Bruder sein und das ginge nicht wenn er sie umarmte. Trotzig starrte sie auf das frisch gebohrte Loch im Boden. Marc versuchte noch mal ihr die Hand auf die Schulter zu legen. Er wusste genau dass sie ihm nicht lange böse sein konnte.
“ Wir tun doch nur so. Kann ich da nicht auch einmal ein Kartenwächter sein?”, sagte sie und blickte ihren Bruder fragend, immer noch mit verschränkten Armen an.
“ Ja gut. Wenn wir zwei alleine spielen dann kannst du auch Magier sein.”, lenkte er ein.
“ Und wenn wir mit den anderen spielen darf ich wieder nicht mit. Das ist gemein.”
In Aura kochte die Wut eines kleinen Mädchens dass nicht bekommen sollte was es wollte. Trotz und Zorn aber auch Traurigkeit darüber von den Jungs immer ausgeschlossen zu werden, trieben ihr Tränen in die Augen.
“ Ich verspreche dir, dass ich dich das nächste Mal mitnehme.”, wollte er sie trösten.
“ Und wenn die anderen Jungs wieder meckern?”
Marc schoss eine Idee durch den Kopf “Dann bist du eben mein Assistent. Jeder Magier muss doch einen Assistenten haben. So hat es Antga erzählt. Und die anderen werden sich um dich reißen. Die haben nämlich keinen.”
Marc zog grinsend eine Augenbraue hoch und drückte seiner Schwester die Rindenkarte in die Hand. “Hier, nimm. Dann können wir die Geheimnisse entdecken.“
Freudig strahlte sie ihren Bruder an. Er war gar nicht so dumm, für einen Jungen. Überhaupt ließ er sich viel einfallen um seiner Schwester ihre Wünsche zu erfüllen.
Sie hatte sich einmal ein Bild gewünscht. Natürlich bekam sie es nicht denn es war sehr teuer. Da kam Marc auf die Idee ein noch viel Schöneres selber zu malen. Mit dem Saft von Beeren und Gräsern, die sie auf Steinen zerquetschten, malten sie ein Bild auf einen Bogen Papier. Marc hatte ihn dem Wissenswächter abgeschwatzt.
Wünschte sie sich etwas Süßes, trieb er Zuckerwachs auf, das an den Ringatbäumen dick herunter floss sobald man die Rinde einschnitt. Je höher man stieg, umso süßer war das Harz des Baumes. Oft kletterte er für sie bis in die weit verzweigten Kronen, wo es am besten schmeckte.
Aura durfte nicht immer mitspielen aber es gab noch jemanden, der nicht so gerne bei den anderen Kindern gesehen war, es sei denn die „Magier“ brauchten wieder einmal einen Lerner in ihrem kindlichen Spiel. Es war nicht so dass sie ihn oder Aura nicht leiden konnten, sie waren einfach jünger als die anderen und die Plätze der sieben Kartenwächter waren immer heiß umkämpft. Sein Name war Tibor. Er war nur zwei Monde älter als Aura selbst. Beide waren sie Kinder einer Blaumondnacht. Tibor war der Sohn der Schwägerin ihrer Tante und war ein sehr in sich gekehrtes Kind. Manchmal saßen sie stundenlang schweigend einfach am Bach und sahen dem Wasser zu wie es über die Steine im Bachbett plätscherte oder streiften durch die hohen Graswälder rings um Ingwas Stadt. Sie brauchten nicht viele Worte und obwohl Aura ein sehr aufgewecktes Mädchen war genoss sie die Ruhe die er auszustrahlen schien. Den Mann, dessen Augen aus dem Hintergrund immer wieder auf ihnen ruhten, bekamen sie kein einziges Mal zu Gesicht. Ab und an spürten sie seine Blicke, konnten aber nicht ausmachen worauf sich dieses Gefühl begründete.
Aura und Marc hatten eine schöne Kindheit, so wie alle Kinder auf Wheed. Sie spielten und lachten, liefen durch die hohen Graswälder und legten die stark gemusterte Rindenstücke des Panguabaumes auf selbst gebauten Steintischen zusammen um die geheimsten Geheimnisse von Wheed zu erfahren.
Bis auf kleinere Rangeleien, wer von ihnen denn jetzt Ewon war und wer nicht, vertrugen sie sich alle untereinander.
Sie entdeckten die heilenden Quellen von Corsas am Blubberbach hinter der alten Mühle, den Goldbaum von Ingwas der eigentlich nur ein alter Gelbfruchtbaum auf Meister Burbrums Wiese war, der, wenn er sie entdeckte, mit drohenden Gesten hinter den Kindern ein paar Schritte herlief. Natürlich konnte er mit den Jungen nicht mithalten und blieb schon nach einem kurzen Stück schnaufend und um Atem ringend stehen. Die Kochkünste seiner Frau waren wohl schuld an seiner stattlichen Erscheinung und der Tatsache somit nicht unter den Schnellsten zu sein.
Das Edelsteinzepter von Soventum, in Form eines Astes von einem Glitzsteinstrauch der tief in den Baumwäldern wuchs, erforderte eine gefährliche Expedition mit furchtbaren Gefahren.
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