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Die Attentaeterin

Die Attentaeterin

Titel: Die Attentaeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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beschäftigt sind, ihre Gewehre im Licht einer Taschenlampe zu polieren. Ein großer Mann in Fallschirmspringerjacke steht auf der Schwelle eines mit Feldbetten und Schlafsäcken vollgestellten Raums. Das ist der Anführer. Er hat ein fleckiges Gesicht und weißglühende Augen und scheint nicht eben begeistert, mich zu sehen.
    »Du willst dich wohl rächen, Doktor ?« , wirft er mir an den Kopf.
    Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Ich brauche eine Weile, bis ich meine Sinne wieder beisammen habe.
    »Wie bitte?«
    »Du hast schon richtig gehört«, erwidert er, während er mich in ein Geheimzimmer bringt. »Dich hat der Shin Beth geschickt, um uns aufzumischen, mit einem Tritt in den Ameisenhaufen aus unseren Löchern zu locken und seinen Drohnen auszuliefern .«
    »Das stimmt doch gar nicht .«
    »Du hältst jetzt besser dein Maul !« , droht er mir und schubst mich gegen die Wand. »Wir haben dich schon seit längerer Zeit im Auge. Dein Auftritt in Bethlehem hat viel Staub aufgewirbelt. Wie hättest du’s denn gern? Willst du lieber im Rinnstein erwürgt werden oder auf dem Marktplatz erhängt ?«
    Der Mann flößt mir schreckliche Angst ein.
    Er drückt mir den Lauf seiner Pistole an die Rippen und zwingt mich in die Knie. Ein Milizionär, den ich beim Hereinkommen gar nicht gesehen habe, zieht mir die Hände hinter den Rücken und legt mir routiniert Handschellen an. Ich bin derart überrascht von der Wendung, die die Dinge nehmen, und der Leichtigkeit, mit der ich in die Falle getappt bin, dass ich Mühe habe zu glauben, was mir widerfährt.
    Der Mann hockt sich hin, um mich aus der Nähe zu betrachten: »Endstation, Doktor, aussteigen. Du hättest nicht so weit gehen dürfen. Nicht bis hierher, denn hier kennt man keine Nachsicht mit Mistkerlen, wie du einer bist, wir lassen nicht zu, dass einer wie du uns das Leben sauer macht .«
    »Ich bin gekommen, um Khalil zu sehen. Er ist mein Cousin .«
    »Khalil hat sich abgesetzt, sobald er Wind von deinem Besuch bekommen hat. Der ist doch nicht verrückt. Ist dir eigentlich klar, was für ein Chaos du in Bethlehem angerichtet hast? Wegen dir war der Imam der Großen Moschee genötigt, umzuziehen. Wir selbst sind gezwungen, all unsere Aktivitäten dort auszusetzen, um zu überprüfen, ob unsere Netze nicht aufgespürt sind. Ich weiß nicht, warum Abu Moukaoum eingewilligt hat, sich mit dir zu treffen, aber es war keine gute Idee. Er ist inzwischen auch umgezogen. Und jetzt kommst du hierher nach Dschenin und fängst von vorn damit an ?«
    »Ich bin kein Kollaborateur .«
    »Sieh an, sieh an … Sie verhaften dich nach einem Attentat, das deine Frau begangen hat, und lassen dich drei Tage später wieder laufen, einfach so, ohne Strafverfolgung, ohne Prozess. Dass sie sich nicht für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die sie dir bereitet haben, ist erstaunlich.
    Und warum? Deiner schönen Augen wegen? Zugegeben, man wäre fast versucht, das zu glauben, nur dass man derlei noch nie erlebt hat. Nie wurde eine Geisel des Shin Beth einfach wieder freigelassen, ohne dass sie zuvor dem Teufel ihre Seele verkauft hätte .«
    »Sie irren sich …«
    Er greift mich bei den Backen und drückt sie so heftig zusammen, dass mir der Mund offen stehen bleibt.
    »Der Herr Doktor ist uns böse. Seine Frau ist unseretwegen gestorben. Es ging ihr doch so gut in ihrem goldenen Käfig, nicht wahr? Sie aß gut, schlief gut, amüsierte sich gut. Es fehlte ihr an nichts. Und da kommt so eine Bande von Idioten daher und lockt sie fort von ihrem Glück, damit sie – wie sagtest du noch? – für sie die Kohlen aus dem Feuer holt . Der Herr Doktor lebt in unmittelbarer Nachbarschaft eines Krieges, aber er will nichts davon wissen. Und er glaubt, dass seine Frau sich auch nicht damit zu beschäftigen braucht … Nun, da hat er sich aber geirrt, der Herr Doktor .«
    »Sie haben mich laufen lassen, weil ich mit dem Attentat nichts zu tun hatte. Niemand hat mich angeworben. Ich will einfach nur begreifen, was passiert ist. Deshalb suche ich Adel .«
    »Dabei ist doch alles so klar. Wir leben im Krieg. Manche haben zu den Waffen gegriffen, andere sehen untätig zu.
    Und wieder andere machen im Namen der guten Sache gute Geschäfte. So ist das Leben. Aber solange jeder in seinem Bereich bleibt, ist das nicht weiter schlimm. Schwierig wird es erst, wenn die, die das süße Leben lieben, denen die Ohren lang ziehen, die bis zum Hals in der Scheiße stecken … Deine Frau hat ihr Lager gewählt.

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