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Die Attentaeterin

Die Attentaeterin

Titel: Die Attentaeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Anweisung, ihren schmutzigen Job auf später zu verschieben und mich in meinen Kerker zurückzubringen.
    Und wieder nichts als Finsternis, nur dass ich diesmal ganz allein auf der Welt bin, ohne den Schatten einer Hoffnung und ohne Erinnerungen, nur mit dieser ekelhaften Angst im Bauch und dem Abdruck der Kanone an meiner Schläfe …
    Am nächsten Tag holen sie mich wieder. Am Ende der Fahrt derselbe besudelte große Stein, dieselbe Inszenierung, dasselbe Gezischel aus dem Funkgerät. Ich begreife, dass es sich um eine banale Scheinhinrichtung handelt, dass man versucht, mich mürbe zu machen.
    Danach lassen sie mich in Ruhe.
    Sechs Tage und sechs Nächte eingesperrt in einem widerwärtig stinkenden Rattenloch, allein mit Flöhen und Kakerlaken, bei kalter Suppe und einem Lager so hart wie ein Grabstein, auf dem man sich den Rücken wund liegt!
    Ich hatte mit handfesten Verhören gerechnet, Folterungen oder Ähnlichem. Doch es geschah nichts dergleichen. Begeisterte Jugendliche, die ihre Maschinenpistolen wie Trophäen schwenken, sind mit meiner Bewachung betraut. Einmal bringen sie mir, wohl versehentlich, etwas zu essen, ohne auch nur ein Wort mit mir zu reden. Sie behandeln mich wie Luft.
    Am siebten Tag stattet mir ein Kommandeur mit Eskorte in meinem Verlies einen Besuch ab. Es ist ein junger Mann um die dreißig, eher schmächtig, mit einem schmalen, seitlich verbrannten Gesicht und Augen von zweifelhaftem Weiß. Er steckt in einem verwaschenen Drillichanzug, und von der Schulter baumelt ihm eine Kalaschnikow.
    Er wartet, bis ich mich aufgerichtet habe, drückt mir seinen Revolver in die Hand und tritt zwei Schritte zurück.
    »Ist geladen, Doktor. Jetzt kannst du mich abknallen .«
    Ich lege den Revolver auf den Boden.
    »Knall mich ruhig ab. Das ist dein gutes Recht. Hinterher kannst du dann heimkehren und definitiv einen Strich unter alles ziehen. Hier wird dir kein Mensch auch nur ein Haar krümmen .«
    Er kommt näher, drückt mir den Revolver wieder in die Hand.
    Ich weigere mich.
    »Gewissensverweigerer ?« , fragt er.
    »Chirurg«, antworte ich.
    Er zuckt die Achseln, schiebt seine Pistole ins Halfter zurück und gesteht mir: »Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist, Doktor, aber ich wollte, dass du am eigenen Leib und im eigenen Kopf den Hass kennen lernst, der uns zerfrisst. Ich habe einen ausführlichen Bericht über dich verlangt. Man sagt, dass du ein feiner Kerl bist und ein außergewöhnlicher Menschenfreund und keinerlei Grund hast , den Leuten Böses zu wollen. Es war also schwierig, mich dir verständlich zu machen, ohne dich von deinem sozialen Rang herunterzuholen und durch den Dreck zu ziehen. Erst jetzt, wo du die Sauereien, die dein beruflicher Aufstieg dir erspart hat, hautnah erlebt hast, habe ich eine Chance, mich dir verständlich zu machen. Das Leben hat mich gelehrt, dass man von Luft und Liebe leben kann, von Brotkrumen und Versprechungen, doch dass man erlittene Schmach niemals heil übersteht. Und nichts anderes habe ich, seit ich auf der Welt bin, erlebt. Jeden Morgen. Jeden Abend. Mein Leben lang habe ich nichts anderes erfahren .«
    Er macht eine leichte Handbewegung. Ein Milizionär wirft mir einen Beutel vor die Füße.
    »Ich habe dir neue Kleidung mitgebracht. Ich habe sie aus eigener Tasche bezahlt .«
    Ich kann ihm nicht ganz folgen.
    »Du bist frei, Doktor. Du wolltest doch Adel sehen. Er wartet draußen auf dich, in einem Auto. Dein Großonkel würde dich gern im Haus des Patriarchen begrüßen. Wenn du ihn nicht sehen willst, ist das auch nicht schlimm. Dann werden wir ihm sagen, du seist verhindert gewesen. Wir haben ein Bad und ein etwas besseres Essen für dich vorbereitet, wenn es dir recht ist .«
    Ich bleibe auf der Hut, rühre mich nicht.
    Der Kommandeur kauert sich hin, öffnet den Beutel und zeigt mir Kleidung und ein Paar Schuhe, um mir seine guten Absichten zu beweisen.
    »Wie hast du die sechs Tage in diesem stinkenden Kellerloch erlebt ?« , fragt er, während er sich, die Hände in die Hüften gestützt, erhebt. »Ich wage zu hoffen, du hast zu hassen gelernt. Andernfalls war die Erfahrung für die Katz. Ich habe dich da drin eingesperrt, damit du weißt, wie Hass schmeckt und wie sich die Lust anfühlt, ihn auszuleben. Ich habe dich nicht grundlos gedemütigt. Ich verabscheue es, jemanden zu demütigen. Man hat mich selbst oft genug gedemütigt, und ich weiß, wie es sich anfühlt. Alle Schandtaten sind möglich, wenn die Selbstachtung eines Menschen

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