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Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1

Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1

Titel: Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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jonglierend, bahnte sich unser Kellner einen Weg durch die vorbeispazierenden Passanten.
    „Wann hast du von Franks Selbstmord erfahren?“, fragte ich und stürzte den Kräuterlikör in einem Zug runter - was die High Society-Damen am Nebentisch dazu veranlasste, die Rechnung kommen zu lassen.
    Stefan nippte an seinem Wasser. „Samstagmorgen. Jan Lohoff hat es uns im Kolloquium erzählt. Er und Beekmann waren wohl schon in aller Herrgottsfrühe im Polizeipräsidium.“
    „Wann Samstagmorgen?“
    Stefan sah mich argwöhnisch an. „Ist das wichtig?“
    „Ich wundere mich nur, wie Lohoff und Beekmann so schnell von Franks Selbstmord erfahren konnten.“
    „Darüber hab ich auch nachgedacht. Gut möglich, dass Beekmann diverse Kontakte zur Polizei hat und deshalb so früh informiert war. Der kennt hier doch jeden. Wer selbst mit dem Bürgermeister per du ist, wird schon auch das ein oder andere hohe Tier im Polizeipräsidium kennen? Vielleicht sitzt er auch in irgendeinem öffentlichen Ausschuss.“
    „Ein öffentlicher Polizeiausschuss?“, fragte ich. „Gibt es so was überhaupt?“
    „Woher soll ich das wissen? Das müsste doch wohl eher in deinen Bereich fallen. Du bist doch der hiesige Rudi Dutschke.“
    „Na hoffentlich kommt nicht auch mal jemand auf den Gedanken, mich über den Haufen zu schießen.“
    Dutschke war für mich tatsächlich so etwas wie ein Idol, und ich hatte schon immer alles verschlungen, was ich über den Studentenführer und die APO in die Finger bekommen konnte. Auch an der Wilhelms-Universität waren Ende der Sechziger die Seminare verbarrikadiert worden, um gegen die Notstandsgesetze und die postfaschistischen gesellschaftlichen Strukturen zu protestieren. Münster war traditionell katholisch, schwarz und spießig. Kein Wunder, dass die linke Studentenbewegung gerade hier vehement aufbegehrt hatte. Kein Wunder auch, dass Deutschlands erste Schwulendemo auf dem altehrwürdigen Prinzipalmarkt stattgefunden hatte. Verglichen mit der letzten Revolution, die noch nichts vom Ozonloch wusste, wirkte unsere aktuelle AStA-Arbeit wie banale Sandkastenspielerei.
    „Gehen wir mal von folgender Hypothese aus“, sagte ich. „Beekmann wird noch am Freitagabend über Franks Tod in Kenntnis gesetzt. Er klingelt Lohoff aus dem Bett, und gemeinsam stehen sie am nächsten Morgen bei der Polizei auf der Matte.“ Ich hob einen Finger. „Erstens muss Beekmann einflussreiche Beziehungen haben, sonst hätte man ihm wohl kaum das Video gezeigt, und zweitens“, ich ließ einen weiteren Finger folgen, „verstehe ich einfach nicht, warum ihm die Sache überhaupt so wichtig war. Frank war doch nur ein Student unter Tausenden. Warum hatte Beekmann es so eilig?“
    Stefan schien interessiert. „Du willst doch wohl nicht ernsthaft andeuten, Beekmann könnte ein persönliches Interesse an den Begleitumständen von Franks Selbstmord haben?“
    „Findest du sein Verhalten nicht auch irgendwie merkwürdig?“
    „Entschuldige, aber bist du da nicht ein wenig voreingenommen? Schließlich hast du gerade erst bewiesen, dass du Beekmann nicht gerade wohlgesonnen bist.“
    „Andersrum wird ein Schuh draus“, protestierte ich. „Beekmann ist mir nicht gerade wohlgesonnen. Seit Jahren versucht er mich abzusägen. Ich bestreite ja gar nicht, dass ich ihn nicht ausstehen kann, aber das heißt doch nicht, dass ich Scheuklappen trage. Außerdem geht es hier nicht nur um Beekmann. Warum hat er sich Jan Lohoff als Verstärkung mitgenommen?“
    Stefan legte die Stirn in Falten. „Jan war Franks Mentor. Wenn an der Uni jemand ein Recht auf Erklärungen hat, dann doch wohl er.“
    Offensichtlich teilte Stefan Franks Bewunderung für den jungen Philosophiedozenten. Schon früher war mir aufgefallen, dass jeder, der mit Lohoff zu tun hatte, stets in Enthusiasmus verfiel, wenn von ihm die Rede war. Ich selbst hatte nur einmal die Gelegenheit gehabt, ein paar Worte mit ihm zu wechseln, als er vorbeigekommen war, um Frank einige Unterlagen zu bringen. Bei der Gelegenheit hatte auch ich einen überaus positiven Eindruck von ihm gewonnen. Jan Lohoff gehörte, im Gegensatz zu Beekmann, einer modernen, unverbrauchten Dozentengeneration an.
    „Wie hat Lohoff die Nachricht aufgenommen?“, fragte ich. „Und wie geht es den anderen Leuten aus dem Kolloquium?“
    „Beschissen wäre geprahlt. Das Kolloquium war nach zehn Minuten beendet. Ich hab mich anschließend noch ein wenig mit Jan unterhalten. Der ist ziemlich runter mit den

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