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Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1

Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1

Titel: Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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zerstreut zu. „Ach so, sorry, ich bin gar nicht dabei gewesen.“
    „Was bist du denn für ein Vorsitzender? Warst du krank, oder was?“ Selig lächelnd begutachtete er sein Kunstwerk. „Da hätte ich ´ne gute Medizin für dich, Philiboy.“
    „Lass mal stecken“, wiegelte ich ab. „Hasch war noch nie mein Ding. Nein, ich war nicht krank. Der AStA will mich absägen. Angeblich bin ich nicht mehr tragbar. Morgen darf ich dem StuPa Rede und Antwort stehen. Wie es aussieht, bin ich die längste Zeit Vorsitzender gewesen.“
    „Yo, Mann, lass dir von diesen Debattierpfeifen mal nicht die Laune verderben. Du siehst ja aus, als hättest du tagelang Trips eingeworfen. Sicher, dass du nicht willst?“ Er wedelte mit dem Joint. „Roter Afghane. Geiler Stoff. Schweineteuer.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Was ich in den letzten Tagen zum Thema Drogen gehört habe, reicht mir. Du solltest für den Scheiß allmählich auch zu alt sein.“
    „Peace, ey. Mach mich hier nicht an, nur weil dir eine Laus über die Leber gelaufen ist.“
    „Lass uns in die Küche gehen. In Franks Zimmer wird nicht geraucht. Was ist jetzt Sache? Kriegst du das Passwort geknackt?“
    Kevin zuckte mit den Schultern. „Sicher. Aber nicht aus dem Stehgreif, Alter. Warum hast du mir das nicht schon am Telefon gesagt? Ich hätte ein paar Tools mitbringen können. Was soll das überhaupt werden? Find ich ehrlich gesagt nicht besonders witzig, dass du klammheimlich den Rechner deines Mitbewohners geknackt haben willst. Habt ihr euch verkracht, oder was? Hat er dir deine geliebte Eva ausgespannt?“
    Ich ging nicht auf die Fragen ein. „Was ist los? Hast du das Hacken verlernt?“
    Kevins Miene verdüsterte sich. Seine zweifellos genialen Fähigkeiten in Frage zu stellen war die schlimmste Beleidigung, die man ihm an den Kopf werfen konnte. Vor gut zwei Jahren hatte er die Fronten gewechselt und stopfte nunmehr als Sicherheitsexperte die Schlupflöcher in Firmennetzwerken, die er früher selbst mit Vorliebe für seine Angriffe ausgenutzt hatte - was ihm unverschämt hohe Honorare und den Zorn der Hackerszene einbrachte. Ich war überzeugt, dass Kevins verfilzte Haarpracht die letzte Art der Rebellion darstellte, die ihm noch geblieben war.
    „Heutzutage ist Hacken keine Kunst mehr, Alter“, gab er eingeschnappt zurück. „Mit den richtigen Werkzeugen kann doch jedes dreizehnjährige Skriptkid für Terror sorgen. Das ist nicht mehr meine Welt, Philiboy. Auf den Scheiß hab ich keinen Bock.“ Er drehte den Joint in den Fingern. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Damals hat es noch Spaß gemacht, Mann. Wir waren Idealisten, und wir hatten unsere Feindbilder. Sorry, aber ohne Wörterbuchtool krieg ich die Möhre nicht geknackt. Ich komm in den nächsten Tagen noch mal vorbei, Philiboy. Dann sehen wir weiter.“
    „Hat keine Eile. Ich hab eh keine Ahnung, was ich mir davon verspreche. Willst du ein Bier?“
    „Ich trinke keinen Alkohol. Schon vergessen?“
     
    Kevin formte mit den Händen einen Trichter, nahm einen tiefen Zug und blies eine Rauchwolke Richtung Decke.
    „Das Zeug höhlt dir doch nur langsam den Schädel aus.“ Ich öffnete das Küchenfenster. „Kannst du echt nicht ohne?“
    „Was ist eigentlich mit dir los, Alter? Probleme mit den Weibern, oder was? Du hast es gerade nötig. Sich selber die Volksdroge Nummer Eins in den Hals schütten und mir ´ne Predigt halten wollen. Messen wir hier mit zweierlei Maß?“
    „Das ist ja wohl was ganz anderes“, protestierte ich. „Ich muss mich nicht in schummrigen Seitenstraßen rumtreiben, um mir eine Kiste Bier zu kaufen. Woher kriegst du das Zeug überhaupt?“
    Kevin kniff die Augen zusammen und grinste debil. „Polizeispitzel, oder was?“
    Ich ließ es auf einen Versuch ankommen. „Kanntest du eigentlich Dr. Pape?“
    Die Wirkung war bemerkenswert.
    Kevin katapultierte sich aus dem Küchenstuhl, dass ihm die Dreadlocks um den Kopf wirbelten. „Bist du irre, Mann? Was soll die Frage?“ Einem Raubtier gleich, lief er vor dem Tisch auf und ab. „Jetzt hör mir mal gut zu, Philiboy. Dieser beschissene Mord schlägt mächtig hohe Wellen. Überall sind Bullen unterwegs. Eine Razzia nach der anderen. Die krallen sich jeden, der ein Krümelchen Dope in der Tasche hat. Wir haben alle Schiss, dass unsere Initialen auf dieser verfluchten Liste stehen. Lass mich bloß mit Pape in Ruhe.“
    „Setz dich wieder hin, Kevin. Es ist mir scheißegal, ob du bei ihm gekauft hast. Ich

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