Die Augen der Toten 02 - Die Augen der Toten Teil 2
stirnrunzelnd von seinen Notizen auf.
„Am Freitag, wenn ich mich nicht irre“, setzte Lohoff nach.
„Haben Sie danach noch mal mit Professor Beekmann telefoniert?“
„Wieso hätte ich das tun sollen?“
„Beantworten Sie bitte meine Fragen, Herr Lohoff.“
Lohoff schien kurz das Für und Wider abzuwägen. „Nein, das habe ich nicht.“
„Ist Ihnen bekannt, ob Walter Beekmann an der Universität Feinde hatte? Futterneid soll es ja auch unter Akademikern geben.“
„ Hatte ? Ist er tot?“
„Beantworten Sie bitte meine Fragen.“
„Jetzt reicht es mir aber! Wenn Professor Beekmann etwas zugestoßen ist, hat die Universität ein Recht, das zu erfahren.“
„Sie waren sein Assistent. Ist das richtig?“
Lohoff hob verzweifelt die Hände. „Macht mich das zu einem Verdächtigen?“
„Zu einem Verdächtigen wofür?“
„Für den Mord am Dekan natürlich. Spielen Sie keine Spielchen mit mir.“
Der Polizist straffte sich. „Wie kommen Sie darauf, man könnte Professor Beekmann ermordet haben?“
„Hören Sie, Herr ...?“
„Polizeimeister Deiters.“
„Hören Sie, Polizeimeister Deiters. Das ist doch wohl offensichtlich. Alles in Ihrem Verhalten deutet darauf hin, dass er nicht mehr am Leben ist.“
Polizeimeister Deiters war nicht überzeugt. „Er hätte einen Autounfall gehabt haben können. Ich frage Sie nochmals: Wie kommen Sie darauf, man könnte Professor Beekmann umgebracht haben?“
Lohoff wollte aufstehen – wohl, um ein Fenster zu öffnen.
Deiters ließ den Metallknopf an seinem Pistolenhalfter aufklicken. Ein Anfängerfehler, wie der auf der Promenade, würde ihm nicht noch einmal unterlaufen. „Bleiben Sie bitte sitzen.“
Lohoff musterte ihn verdutzt. Dann ließ er sich wieder in den Schreibtischstuhl sinken. „Dass man ihn umgebracht haben könnte, ist lediglich eine Vermutung von mir. Er wäre nicht der erste Tote in diesem Zusammenhang.“
„In welchem Zusammenhang?“, nahm Deiters sein monotones Bohren wieder auf.
„Im Zusammenhang mit dem Mord an Dr. Pape natürlich!“
Lohoff schwitzte. Offenbar war er drauf und dran, die Fassung zu verlieren.
„Sie kannten Dr. Pape?“
„Nein, verdammt, ich kannte Pape nicht!“, giftete der Dozent. „Was, zum Teufel, wollen Sie von mir?“
„Wo waren sie am Samstagabend zwischen 17 und 19 Uhr?“
Auf Lohoffs Hemd breiteten sich Flecken unter den Achseln aus. Eine Schweißperle löste sich von der Stirn und rann die rechte Gesichtshälfte hinab.
Polizeimeister Deiters´ Körperhaltung verkrampfte sich weiter.
„Samstagabend?“, stammelte Lohoff. „Ich weiß nicht. Ich war zu Hause.“
„Allein?“
„Ja, ich war allein. Ich habe ferngesehen.“
„Was haben Sie sich angeschaut?“
„Eine Reportage auf Arte.“
„Worum ging es in dem Beitrag?“
Lohoffs Hände begannen zu zittern.
Deiters´ rechte Hand wanderte Richtung Hüfte.
„Was? Ich ... ich weiß es nicht mehr. Irgendwas Historisches.“
„Sie wissen es nicht mehr?“
Lohoff sprang auf. „Verdammt noch mal, was spielt das für eine Rolle. Wollen Sie etwa andeuten -?“
Auch der Polizist war aufgesprungen. Er hielt seine Dienstwaffe in der Faust. „Drehen Sie sich um und strecken Sie die Arme nach hinten - die Handflächen aneinander.“
*
Der Haftprüfungstermin hätte nicht besser für mich laufen können. Die Morde an Beekmann und Stefan Marcks waren noch nicht publik gemacht worden. Nicht ein einziger Reporter lag vor dem Gerichtgebäude auf der Lauer. Es dauerte keine halbe Stunde, bis alles Notwendige gesagt war. Die Münsteraner Staatsanwaltschaft pochte auf dringenden Tatverdacht, aber Richter van der Felde würgte die Argumente schon im Keim ab und verwies gelassen auf die Hauptverhandlung. Man würde Anklage gegen mich erheben, natürlich, damit war nun wirklich zu rechnen gewesen. Anwalt Giebel schloss eine Fluchtgefahr unter Verweis auf meinen festen Wohnsitz und meine Reputation als AStA-Vorsitzender kategorisch aus. Da sich auch Rensing auf Rückfrage van der Feldes dieser Auffassung anschloss und keine Verdunkelungsgefahr ersichtlich war, stand einer Freilassung auf Kaution nichts entgegen – wenn auch gekoppelt an die Auflage, mich zweimal die Woche bei der Polizei melden zu müssen. Gut, damit konnte ich leben. Im Geiste hatte mich schon mit einer elektronischen Fußfessel umherspazieren sehen. Richter van der Felde setzte die Kautionssumme auf fünfundzwanzigtausend Euro fest. Hinterlegt wurde der Betrag von
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