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Die Augen der Toten 02 - Die Augen der Toten Teil 2

Die Augen der Toten 02 - Die Augen der Toten Teil 2

Titel: Die Augen der Toten 02 - Die Augen der Toten Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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hat. Stellen Sie sich das bitte vor, Herr Rensing: Für Frank war es das schlimmste Erlebnis seines Lebens gewesen, für Pape nur eine Misshandlung unter vielen. Irgendwann ist der Groschen dann gefallen. ‚Ach, du bist der kleine Krüppel damals in der Praxis gewesen?‘“ Laurenz zog sein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. Sein Blick war leer. „Frank hat ihn angeschrien. Hat ihm ins Gesicht gesagt, dass er zur Polizei gehen würde.“
    „Wie hat Pape reagiert?“
    „Er hat ihn ausgelacht. Hat ihn verhöhnt und als Waschlappen beschimpft. Er hat Frank gestoßen und bedroht. Man hat meinen Sohn schon einmal gestoßen, Herr Rensing, und an den Folgen hat er seine gesamte Kindheit lang gelitten. Vielleicht hat Frank in diesem Moment daran denken müssen? Pape war ihm körperlich überlegen. Auf der Höhe der Durchreiche zwischen Wohnzimmer und Küche hat er meinen Sohn in die Enge getrieben. Frank hat nur versucht, sich zu wehren.“
    „Er sieht den Messerblock auf der Durchreiche und zieht das Tranchiermesser heraus.“
    Laurenz seufzte. „So hat er es mir später geschildert, ja. Pape muss erschrocken zurückgetaumelt und am Teppich hängen geblieben sein. Er ist rückwärts mit dem Hinterkopf gegen einen Heizkörper geknallt. Er war sofort tot.“
    „Glauben Sie Ihrem Sohn?“
    „Frank hat sich nur verteidigt. Er hatte Angst.“
    „Und dann hat er Sie angerufen?“
    „Ja.“
    Rensing nahm die Unterlagen zur Hand, die Hagner ihm gegeben hatte. „Und Sie haben sich sofort in Ihren Wagen gesetzt und sind losgefahren.“
    Giebel wollte eingreifen. Bernhard Laurenz hielt ihn zurück. „Nicht, Ferdinand. Ich will es zu Ende bringen.“
    Der Anwalt lehnte sich mit einem Räuspern in seinem Stuhl zurück. „Ich hoffe, du weißt, was du tust, Bernhard.“
    „Ja, ich bin sofort losgefahren. Woher wissen Sie das?“
    „Eine Nachbarin von Dr. Pape hat bei der Befragung ausgesagt, gegen 23 Uhr 30 quietschende Reifen gehört zu haben. Sie hat aus dem Fenster gesehen, konnte aber lediglich erkennen, dass es ein großes schwarzes Fahrzeug war, vielleicht ein Mercedes oder BMW. Wir haben soeben Ihr Kennzeichen überprüfen lassen. Um kurz nach 23 Uhr sind sie am fraglichen Tag knapp zwanzig Kilometer vor Münster geblitzt worden.“ Ein Lächeln stahl sich auf Rensings Gesicht. „Verständlicherweise hatten Sie es eilig.“
    Auch Bernhard Laurenz lächelte zaghaft. „Das hatte ich in der Tat.“
    „Frank hat auf Sie gewartet?“
    „Er hat mir die Wohnungstür geöffnet, ohne dass ich klingeln musste. Mein Sohn war in einem entsetzlichen Zustand. Er sah aus wie der Tod. Ich habe ihn gehalten. Minutenlang. Dann erst habe ich Papes Leiche gesehen. Sie lag in einem Meer von Blut. Die Augen weit aufgerissen. In diesem Moment habe ich alles verstanden. Erkennen Sie die Zusammenhänge, Herr Rensing? Diese Augen. Wie oft habe ich an Franks Bett gesessen und seine Hand gehalten, wenn er im Schlaf wimmerte und von diesen Augen träumte? Eines blau, das andere braun. Pape war tot, aber seine Augen starrten noch immer. Neben der Leiche lag das Tranchiermesser auf dem Boden. Ich habe es aufgehoben. Ich habe Pape die Augen ausgestochen.“
    „Auf dem Messer waren nur Papes Fingerabdrücke und die Ihres Sohnes. Wieso haben Sie Handschuhe getragen, Herr Laurenz?“
    „Das tue ich immer, wenn ich mit dem Wagen unterwegs bin. Ich war zu keinem klaren Gedanken fähig. Das müssen Sie mir glauben.“
    „Ich glaube Ihnen.“ Rensing ignorierte Hagners erstaunten Blick von der Seite. „Was haben Sie dann getan?“
    „Ich bin mit Frank ins Auto gestiegen und einfach losgefahren. Wohin, weiß ich nicht mehr. Irgendwann hat er zu reden begonnen. Ich musste ihm versprechen, niemandem zu erzählen, was wirklich passiert war. ‚Du bist nicht hier gewesen‘, hat er gesagt. Immer und immer wieder. ‚Was auch kommen mag, du bist nicht hier gewesen, Dad.‘“
    „Ihren Sohn als drogensüchtigen Mörder dastehen zu lassen muss Ihnen das Herz zerrissen haben.“
    „Ja“, hauchte Laurenz. „Aber er wollte es so.“
    „Der Selbstmord ...?“
    „Frank hat es mir gegenüber nicht angedeutet. Aber was hatte er denn noch zu erwarten gehabt? Seine Schmerzen wurden von Tag zu Tag schlimmer. Er musste immer stärkere Mittel nehmen. Pape konnte niemandem mehr etwas antun. Frank hatte mit seinem Leben abgeschlossen. Auch zwischen uns war alles gesagt. Ich hätte es sehen müssen.“
    „Was ist mit Ihrer Frau?“
    „Ich habe Annette

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