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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Kopf, sagte er sich. Ihr fehlen Einsicht und Verständnis. Wie hätte ich zu ihrem und meinem Wohle anders handeln können? Ich bin die Vernunft in Person. Es zeugte von Dummheit, anders zu denken!
    Keine hundert Schritt von der Lichtung entfernt führte der Weg aus dem Wald. Wie angewurzelt blieb Cugel stehen. Nur hundert Schritte? Er schürzte die Lippen. Durch einen merkwürdigen Zufall mündeten auch die drei anderen Wege, genau wie der, den er genommen hatte, in einen breiteren. »Interessant«, murmelte Cugel. »Fast reizte es mich, umzukehren und von diesem Busiaco eine Erklärung zu fordern ...«
    Überlegend befingerte er sein Schwert, ja machte sogar ein paar Schritte zurück in den Wald. Doch die Sonne stand tief, und Schatten verbanden die Bäume miteinander. Als Cugel zögerte, bohrte Firx ein paar seiner Stacheln in die Leber und zwickte sie noch obendrein. Da gab Cugel sein Vorhaben auf und kehrte nicht um.
    Der Weg führte durch offenes Land, und Berge erstreckten sich am südlichen Horizont. Sich des dunklen Waldes im Rücken bewußt und immer noch vom Gewissen bedrängt, beschleunigte Cugel den Schritt. Hin und wieder, bei einem besonders quälenden Gedanken, schlug er sich jedesmal klatschend auf den Schenkel. ›Wie dumm!‹ sagte er sich. Er hatte doch wahrhaftig alles bestmöglich geregelt! Der Busiaco war tölpisch und einfältig, wie hätte er auch nur hoffen können, Cugel, den Schlauen, hereinzulegen? Was Derwe Coreme betraf, sie würde sich zweifellos bald mit ihrem neuen Leben abfinden ...
    Als die Sonne hinter dem Magnatzgebirge unterging, kam er zu einer armseligen Siedlung mit einer Herberge unmittelbar an der Wegkreuzung. Diese Herberge war ein verhältnismäßig gut gebautes Haus aus Stein und Holz mit runden Fenstern, jedes aus hundert blauen Butzenscheiben. Vor der Tür blieb Cugel stehen und begutachtete den kargen Inhalt seines Säckels. Doch da entsann er sich der edelsteinbesteckten Knöpfe und beglückwünschte sich zu seiner Voraussicht.
    Getrost öffnete er nun die Tür und kam in die längliche Gaststube, von deren Decke alte Bronzelampen hingen. Der Wirt stand hinter dem Schanktisch und goß drei Männern, die im Augenblick seine einzigen Gäste waren, Grog und Punsch ein. Alle vier starrten Cugel entgegen.
    »Willkommen, Wandersmann«, grüßte der Wirt nicht unfreundlich. »Womit kann ich Euch dienen?«
    »Zunächst einen Becher Wein, dann ein Abendmahl und ein Lager für die Nacht, und nicht zuletzt Auskunft über den Weg nach Süden.«
    Der Wirt schenkte einen Becher voll Wein und schob ihn Cugel zu. »Abendessen folgt in Kürze, und ein Nachtlager könnt Ihr ebenfalls haben. Was den Weg gen Süden betrifft, nun, er führt in das Reich von Magnatz, mehr brauche ich nicht zu sagen.«
    »So ist Magnatz ein Geschöpf? Und furchterregend, aus Euren Worten zu schließen?«
    Der Wirt zuckte die Schultern. »Viele zogen südwärts und nicht einer kehrte je zurück. Und mit Sicherheit weiß ich, daß seit Menschengedenken niemand aus dem Süden hierhergekommen ist.«
    Die drei Gäste bestätigten seine Worte mit einem Nicken. Zwei waren offenbar hiesige Bauern, während der dritte die hohen schwarzen Stiefel eines Hexenjägers trug. Der erste Bauer winkte dem Wirt. »Bring diesem Bedauernswerten einen Becher Wein auf meine Kosten.«
    Mit gemischten Gefühlen bedankte sich Cugel. »Ich trinke auf Euer Wohl, doch muß ich gestehen, es gefällt mir nicht, daß Ihr mich einen ›Bedauernswerten‹ nennt, denn wie leicht könnte das mein Schicksal herausfordern.«
    »Ich nehme das Wort zurück«, sagte der Bauer gleichmütig, »obgleich es in dieser trostlosen Zeit doch wohl auf jeden zutrifft.« Dann unterhielten die beiden Bauern sich über die Ausbesserung einer Steinmauer, die offenbar die Grenze zwischen ihren Ländereien darstellte.
    »Es ist eine mühsame Arbeit«, sagte einer, »aber sie dürfte sich lohnen.«
    »Ganz meine Meinung«, pflichtete ihm der andere bei. »Nur, bei meinem Glück kann es schon sein, daß die Sonne gerade dann erlischt, wenn wir die Arbeit vollendet haben, und dann war alle Mühe umsonst.«
    Der andere spreizte die Arme. »Dieses Risiko müssen wir eingehen. Sieh doch, ich trinke Wein, obgleich ich vielleicht nicht mehr lange genug lebe, beschwipst zu werden. Hält mich das ab? Nein! Ich denke nicht an die Zukunft, ich trinke jetzt und werde trunken, wenn die Umstände es gestatten.«
    Der Wirt lachte und puffte den Spaßmacher freundschaftlich in

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