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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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»Dieser makellose Aquamarin, umgeben von vier Samaragden, für zwei Becher schlechten Weines, ein Eintopfgericht und eine Nachtruhe, die von Eurem diebischen Küchenjungen gestört wurde! Ist das hier eine Herberge oder eine Räuberhöhle?«
    Der Wirt zuckte die Schulter. »Die Rechnung ist etwas höher als üblich. Aber mit Geld, das im Beutel eines Toten modert, ist niemandem gedient.«
    Cugel gelang es schließlich doch, den Wirt zur Herausgabe mehrerer Goldstücke und Wegzehrung, bestehend aus Brot, Käse und Wein, zu zwingen. Der Mann trat mit ihm vor die Tür und deutete: »Es gibt nur einen Weg, der in den Süden führt. Das Magnatzgebirge erhebt sich vor Euch. Lebt wohl.«
    Nicht ohne böse Vorahnungen marschierte Cugel los. Eine Weile führte der Weg zwischen bestellten Feldern hindurch, dann, als die Ausläufer des Gebirges sich zu beiden Seiten bemerkbar machten, wurde der Weg zum Pfad, der immer schmäler und weniger gangbar wurde und schließlich, nicht mehr als solcher erkennbar, einem trockenen Bachbett folgte, mit Dickichten aus Dornbüschen, Wolfsmilch, Schafgarbe und Liliengewächsen an den Ufern. Am Kamm des in gleicher Richtung verlaufenden Hügels wuchsen verkümmerte Eichen. Cugel, der glaubte, dort weniger leicht bemerkt zu werden, kletterte den Hang empor und wanderte im Sichtschutz der Bäume weiter.
    Die Luft war klar, der Himmel von leuchtendem Dunkelblau, und die Sonne näherte sich dem Mittag. Cugel dachte an seine Wegzehrung und ließ sich unter einer Eiche nieder, doch im gleichen Moment sah er aus den Augenwinkeln einen hüpfenden Schatten. Das Blut stockte ihm fast. Gewiß wollte der Unhold ihn anspringen.
    Er täuschte vor, nicht auf ihn aufmerksam geworden zu sein, und schließlich kam der Schatten näher: ein Deodand, größer und breiter als er, schwarz wie die Mitternacht, von den weiß leuchtenden Augen und Krallen abgesehen und dem grünen Samtwams, das Lederbänder zusammenhielten.
    Cugel überlegte, was am günstigsten wäre. Angesicht zu Angesicht, Brust an Brust würde der Deodand ihn in Stücke reißen. Mit dem Schwert könnte er hauend und stechend die Kreatur nur solange in Schach halten, bis ihre Blutgier sie die Schmerzen vergessen ließ und sie sich, ohne die Gefahr zu achten, auf ihn stürzte. Möglicherweise wäre er flinker und könnte dem Unhold durch Flucht entgehen, aber sicher erst nach langer, ermüdender Verfolgung ... Der Deodand schlich wieder weiter vorwärts und verschwand hinter einem rissigen Felsvorsprung, etwa zwanzig Schritt hangabwärts von Cugel. Kaum war er nicht mehr zu sehen, raste Cugel los und sprang auf den Vorsprung, wo ein schwerer Stein lag. Cugel hob ihn auf, und als der Deodand aus der Deckung kam, warf er ihm den Steinbrocken auf den Rücken. Der Unhold stürzte und blieb zappelnd liegen. Cugel sprang hinunter, um ihm den Todesstoß zu versetzen.
    Der Deodand zischte vor Entsetzen beim Anblick der blanken Klinge. »Halt ein«, flehte er. »Mein Tod bringt dir nichts!«
    »Doch, die Befriedigung, einen umzubringen, der vorhatte, sich den Bauch mit mir vollzustopfen!«
    »Ein vergängliches Vergnügen.«
    »Das sind wohl alle«, meinte Cugel. »Doch solange du noch lebst, kannst du mir sagen, was du über das Magnatzgebirge weißt.«
    »Es ist, was du siehst: finstere Berge aus schwarzem Gestein.«
    »Und was ist mit Magnatz?«
    »Ich weiß nichts von Magnatz.«
    »Wa-as? Die Leute im Norden erzittern schon, wenn dieser Name fällt!«
    Vorsichtig richtete sich der Deodand ein wenig auf. »Das mag schon sein. Ich habe den Namen gehört und nehme an, daß er einer uralten Sage entstammt, nicht mehr.«
    »Warum wandern Reisende südwärts, und warum kommen nie welche aus dem Süden in den Norden?«
    »Warum sollte irgend jemand in den Norden reisen wollen? Was jene betrifft, die südwärts zogen, nun, sie versorgten mich und meinesgleichen mit Nahrung.« Der Deodand erhob sich zollweise weiter. Cugel griff nach einem schweren Stein, schwang ihn hoch und ließ ihn auf die schwarze Kreatur hinabsausen, die erneut auf den Boden stürzte und schwach mit Armen und Beinen zappelte. Cugel bückte sich nach einem weiteren Stein.
    »Bitte nicht«, flehte der Deodand kläglich. »Verschone mich, und ich werde dir helfen, dein Leben zu behalten.«
    »Wie dies?« fragte Cugel.
    »Du willst in den Süden reisen; zahlreiche meiner Art hausen in Höhlen entlang dem Weg. Wie könntest du ihnen entgehen, führte ich dich nicht auf Pfaden, wo sie selten zu

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