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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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wütend. »Cugel, der Schlaue, entpuppt sich als undankbarer Gierschlund! Habt Ihr vergessen, wer es war, der Euch riet, in Iucounus Burg einzubrechen? Ich war es! Und hättet Ihr nur einen Funken von Anständigkeit, würdet Ihr einsehen, daß mir ein Anteil an Iucounus Reichtum zusteht!«
    Cugel zog die Klinge. »Nun reicht es mir aber!« Er schwang das Schwert.
    »Halt!« Fianosther riß die schwarze Flasche hoch. »Wenn ich diese Flasche fallen lasse, strömen tödliche Dämpfe aus, gegen die ich gefeit bin. Wagt also nicht, mir ein Haar zu krümmen!«
    Doch Cugel in seinem Zorn stieß ihm die Klinge in den erhobenen Arm. Fianosther schrie schmerzgequält auf und warf die Flasche, Cugel machte einen Riesensatz und fing sie auf. Gleichzeitig aber warf Fianosther sich auf ihn, und Cugel stürzte rückwärts gegen die Glasröhre. Sie kippte und zerschmetterte auf dem Fliesenboden. Benommen kroch Iucounu aus den Splittern.
    »Haha!« lachte Fianosther. »Jetzt sieht die Sache anders aus!«
    »Durchaus nicht!« rief Cugel und hob ein Blasrohr mit blauem Pulver an die Lippen, das er unter Iucounus Zaubermitteln gefunden hatte.
    Der Lachende Magier bemühte sich, mit einem Glassplitter das Siegel über seinen Lippen aufzuschneiden. Da blies Cugel in das Rohr, und das blaue Pulver verteilte sich über die beiden Männer. Iucounu, mit immer noch verschlossenen Lippen, seufzte aus tiefer Kehle. »Laßt die Scherbe fallen!« befahl Cugel. »Und dreht Euch zur Wand um!« Er bedrohte Fianosther. »Das gleiche gilt für Euch!«
    Mit größter Sorgfalt fesselte er die Arme seiner Feinde. Dann trat er in die große Halle und holte sich das Zauberbuch, mit dem er sich zuletzt befaßt hatte.
    »Und nun – hinaus. Beide! Und etwas schneller, wenn ich bitten darf! Jetzt werden die Dinge ihren verdienten Lauf nehmen!«
    Er zwang die beiden, hinter die Burg zu marschieren, wo er sie in bestimmtem Abstand stehenzubleiben hieß. »Fianosther, Ihr habt Euer bevorstehendes Los mehr denn je verdient. Eurer Falschheit, Habgier und Eures unentschuldbaren Benehmens wegen verhänge ich nun den Zauber der Hilflosen Verkapselung über Euch!«
    Fianosther winselte herzerweichend und sank in die Knie, aber Cugel achtete nicht auf ihn. Vorsichtshalber noch einen Blick ins Buch werfend, machte er sich daran, auf den Wimmernden deutend, die schrecklichen Silben zu rufen.
    Doch statt von der Erde aufgesogen zu werden, kniete Fianosther weiterhin auf dem Boden. Hastig las Cugel den Spruch noch einmal durch und erkannte, daß er einige Wörter in falscher Reihenfolge gerufen hatte, was offenbar die Umkehrung des Zaubers bewirkte. Denn während ihm das noch klar wurde, erklang überall ringsum ein gedämpftes Bersten, und die Erde spuckte frühere Opfer des Zaubers vieler Äonen aus fünfundvierzig Meilen Tiefe aus. So lagen sie herum und blinzelten benommen mit noch halbblinden Augen, einige waren allerdings selbst dazu noch zu erstarrt. Ihre Kleidung war zu Staub zerfallen, nur die erst in jüngerer Zeit Verkapselten trugen noch vereinzelt Lumpen. Alsbald begannen alle, außer den am Betäubtesten, sich vorsichtig zu bewegen, mit den Armen in die Luft zu greifen und staunend zur Sonne emporzublicken.
    Cugel lachte rauh. »Mir scheint ein Fehler unterlaufen zu sein. Doch das macht nichts. Ein zweites Mal wird mir das nicht passieren. Iucounu, Eure Strafe wird genau Eurem Vergehen angemessen sein, nicht mehr und nicht weniger. Ihr habt mich gegen meinen Willen in die nordische Öde schaffen lassen, in ein Land, wo die Sonne schräg einfällt. Ich werde das gleiche mit Euch tun. Ihr habt mir Firx aufgezwungen. Ihr sollt dafür Fianosther haben. Gemeinsam könnt ihr durch die Sümpfe stapfen, euch einen Weg durch den Großen Erm bahnen und das Magnatzgebirge überqueren. Kommt mir nicht mit Entschuldigungen, versucht nicht, mich umzustimmen. In diesem Fall kenne ich keine Gnade. Verhaltet euch beide jetzt ganz ruhig, wenn ihr nicht noch einmal eine unangenehme Kostprobe des blauen Pulvers haben wollt.«
    Nun befaßte Cugel sich mit dem Zauber der Weitversetzung, las ihn noch einmal durch und merkte sich sorgfältig jede einzelne Betonung. »Es ist soweit!« rief er. »Lebt wohl!«
    Mit dröhnender Stimme rief er den Spruch. Nur bei einer Stelle stockte er unsicher. Doch alles war, wie es sein sollte. Hoch am Himmel erklang etwas wie ein heftiger Aufschlag, gefolgt von einem unterdrückten Wutschrei und einem Rauschen, als ein Dämon mitten im Flug

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